Bearbeiten von «Zuberbühler Haus»

[[Datei:Speicher_um_1800_Detail.jpg|miniatur|rechts|<small>Um 1800, ursprüngliche Form mit Quergiebel</small>]]
[[Datei:Zuberbuehlerhaus 1830.jpg|miniatur|rechts|<small>Häuser im Oberdorf um 1815, Federaquarell von Johann Ulrich Fitzi</small>]]
[[Datei:Zuberbühlerhaus_ca1837_Fitzi.jpeg|miniatur|rechts|<small>Häuser im Oberdorf um 1815, koloriertes Federaquarell von Johann Ulrich Fitzi</small>]]
[[Datei:Zuberbühlerhaus Fassadenansicht.JPG|miniatur|rechts|<small>Haus des Landammanns Zuberbühler</small>]]
[[Datei:Zuberbühler_Portal.JPG|miniatur|rechts|<small>Sehenswertes Barockportal</small>]]
[[Datei:Zuberbühler_Portalstein.JPG|miniatur|rechts|<small>Wappen der Zuberbühler im Schlussstein</small>]]

Das Haus des Landammanns Zuberbühler (Dr. med. Joh. Jakob Zuberbühler 1723 - 1803) wurde  von Baumeister Johannes Grubenmann aus Teufen (Bruder des berühmten Architekten Hans Ulrich G.) im Jahre 1747 erbaut, damals noch mit zwei ein Kreuzfirstdach bildenden Mansardgiebeldächern. 1764 wurden zwei Gärten und ein Springbrunnen angelegt und um 1815 erfolgte durch Umbau eine Vergrösserung und Veränderung (quergiebelloses Walmdach) zur heutigen Gestalt. Dem Haus musste das heutige [[Spycherstöbli]] weichen, "weggestossen worden hinunter, ..." Einer ebenfalls neu erstellten Remise auf der gegenüber liegenden Strassenseite (Strasse nach Teufen über Schiben) musste das damalige [[Schule – Bauten und Daten|erste Schulhaus]] weichen, es ist heute das Wohnhaus Buchenstrasse 6 im Töbeli. An der Stelle der Remise steht die ehemalige Drogerie Spielmann (Oberdorf 1).
Eng verbunden mit dem Zuberbühlerhaus ist die Bibliothek von Speicher. Emmy Zürcher, Witwe des früh verstorbenen Emil Zürcher richtete in ihrem damaligen Wohnhaus die sogenannte [[Bücherstube]] ein, die erste Freihandbibliothek der Schweiz.<br />

=== Geschichte in Versen ===

Eugen Auer hat aus Anlass des literarischen Häuserspaziergangs am [[Dorffest 2009]] "700 Jahre - grosse Sprünge" die Geschichte des wohl schönsten Ausserrhoder Fabrikantenhauses in launige Verse gefasst:

Dies schöne, stattliche Gebäude<br />
war einst der Leseratten Freude,<br />
doch ehe ich davon berichte,<br />
ein kurzes Wort zu der Geschichte,<br />
die sich wohl sehen lassen kann.


Ein Zuberbühler-Landammann<br />
der wollte bauen, und zwar gross,<br />
leicht ob dem Dorf, im Obern Moos<br />
wie dieser Platz damals genannt.<br />
Ein Zimmermann, der sehr bekannt,<br />
Johannes Grubenmann mit Namen,<br />
erhielt mit finanziellem Rahmen<br />
den Auftrag für die stolze Baute.

Da Zuberbühler ihm vertraute,<br />
entstand in edlen Proportionen<br />
ein Haus für Zuberbühlers Wohnen.<br />
Zweihundertzweiundsechzig Jahre<br />
ist`s her, dass dieser wunderbare<br />
Palast des Landammanns entstand.<br />
Gehauen in den Stein aus Sand<br />
sieht man noch heute ob der Pforte<br />
ein Wappen von der edlen Sorte,<br />
das damals Zuberbühlers eigen,<br />
und auch das Baujahr lässt sich zeigen;<br />
die ganz genaue Jahreszahl<br />
steht auf dem hinteren Portal.


Die Zuberbühlers starben aus,<br />
und letzten Endes ging das Haus<br />
an Zürchers, die bereits schon hier,<br />
und zwar im Kalabinthquartier,<br />
als Teppichwäscher tätig waren.<br />
Als dann, noch gar nicht alt an Jahren<br />
Herr Zürcher jäh verstarb, da blieb<br />
die Gattin Emmy im Betrieb,<br />
bis dass sie Knechts als Käufer fand.

Was sollte sie im Ruhestand<br />
allein im grossen Hause tun?<br />
Sich darin einfach auszuruhn,<br />
war nicht nach Emmy Zürchers Sinn.<br />
Für einen guten Neubeginn<br />
fand Lehrer Schläpfer hier am Ort<br />
für Emmy dann das Schicksalswort.<br />
Er sprach, wir wären geistig reicher,<br />
wenn wir in Zukunft hier im Speicher<br />
auch eine Bücherstube hätten<br />
wie sonst nur in den grossen Städten.<br />
Ihm schien, dass bei der alten Frau<br />
im allzu grossen Zürcherbau<br />
doch Räume für die Bücher seien,<br />
und um dieselben auszuleihen<br />
kam Emmy ihm geeignet vor.<br />
Er fand bei ihr ein offenes Ohr,<br />
und so begann, was läuft bis heuer:<br />
das Speicher-Bücher-Abenteuer!<br />
Die Frau erwarb zu eignen Lasten<br />
an Büchern, was die Räume fassten.<br />
Gestelle wurden eingebaut,<br />
die Bücherwelt darin verstaut,<br />
und alsbald strömten schon die Kunden,<br />
die wachen Geists für Mussestunden<br />
Frau Zürcher um Lektüren baten.<br />
Die Dame pflegte zu beraten;<br />
sie achtete, dass jeder fasste,<br />
was ihm entsprach und zu ihm passte,<br />
und war besonders vehement<br />
erpicht darauf, dass streng getrennt<br />
die Mädchenbücher von den Knaben;<br />
und sollte es doch Mädchen haben,<br />
die nach den Knabenbüchern griffen,<br />
so wurden sie zurückgepfiffen.

Heut frägt man sich zu Recht, wie wär es<br />
in Sachen Bibliothekäres<br />
in unserem Speicher wohl bestellt<br />
wenn damals nicht die Bücherwelt,<br />
vor fünfzig Jahren ungefähr,<br />
in diesem Haus entstanden wär?<br />
Hier wurde wohl der Keim gesetzt<br />
für dieses grosse Werk von jetzt,<br />
das Hannelore weiterführt,<br />
wofür ihr unser Dank gebührt,<br />
wie auch den andern guten Geistern,<br />
die unsere Bücherstube meistern,<br />
mit ihrer grossen Bücherschwemmi.<br />
Das freut im Himmel Zürchers Emmy.


''6. Juni 2009, Haus Oberdorf 2''

=== Architektur und Erbauer ===
Mäddel Fuchs hat im Rahmen des 200 Jahr Jubiläums der Sonnengesellschaft anlässlich einer Führung am 20. August 2020 vor Ort die architektonischen Besonderheiten des Hauses erklärt, und anschliessend in einem Vortrag in der ref. Kirche Einblicke in die Familiengeschichte und die Bedeutung der Zuberbühler gegeben.
Besondere Erwähnung finden die beiden Baumeister Johannes Grubenmann, der Erbauer des barocken Gebäudes und Konrad Langenegger, der den klassizistischen Umbau zur heutigen Gestalt vorgenommen hat.


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<small><small>Filmaufnahme und Schnitt: Paul Hollenstein, August 2020</small></small>

<small><small>Fotos: Marisa Fuchs, Peter Abegglen, Peter Abegglen</small></small>

<small><small>Text: Peter Abegglen, August 2020</small></small>


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