Bearbeiten von «Schlacht bei Vögelinsegg»

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[[Datei:Schlachtdenkmal 3.jpg|miniatur||Schlachtdenkmal auf Vögelinsegg]]
[Datei:Schlachtdenkmal_3.jpg|Schlachtdenkmal auf Vögelinsegg]Die Schlacht bei Vögelinsegg wird gemeinhin mit den sogenannten Appenzeller Freiheitskriegen in Verbindung gebracht. Forschungsergebnisse aus dem Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert zeigen nun aber ein sehr viel differenzierteres Bild, das die „traditionellen“ Sichtweisen mehrfach korrigiert. Kurz: die Schlacht bei Vögelinsegg fand weder auf dem Gebiet von Speicher, geschweige denn auf Appenzeller Boden statt, noch ging es um eine Schlacht zwischen Truppen des Abtes von St. Gallen und den Appenzellern und darüber hinaus ging es ganz wesentlich auch um einen Stellvertreterkrieg zugunsten der Machtgelüste von Schwyz.
Die Schlacht bei Vögelinsegg wird gemeinhin mit den sogenannten Appenzeller Freiheitskriegen in Verbindung gebracht. Forschungsergebnisse aus dem Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert zeigen nun aber ein sehr viel differenzierteres Bild, das die „traditionellen“ Sichtweisen mehrfach korrigiert. Kurz: die Schlacht bei Vögelinsegg fand weder auf dem Gebiet von Speicher, geschweige denn auf Appenzeller Boden statt, noch ging es um eine Schlacht zwischen Truppen des Abtes von St. Gallen und den Appenzellern und darüber hinaus ging es ganz wesentlich auch um einen Stellvertreterkrieg zugunsten der Machtgelüste von Schwyz.
 
 
''Zum Ort des Geschehens:'' Die Schlacht fand oberhalb vom "Rank" statt und wird in alten Quellen, beispielsweise im Jahrzeitenbuch der Kirche St.Laurenzen, der Speicher bis Anfang des 17. Jahrhunderts angehörte, als Schlacht beim Hof „Loch“ erwähnt, der heute noch so heisst.


''Zum Ort des Geschehens:'' Die Schlacht fand oberhalb der heutigen Haltestelle Rank statt und wird in alten Quellen, beispielsweise im Jahrzeitenbuch der Kirche St.Laurenzen, der Speicher bis Anfang des 17. Jahrhunderts angehörte, als Schlacht beim Hof „Loch“ erwähnt, der heute noch so heisst.


''Zu den Kampfparteien:'' Im Wesentlichen kämpfte auf der einen Seite ein Heer der Stadt Konstanz mit einigen Verbündeten des Bodenseestädtebundes, auf der andern Seite die Appenzeller mit tatkräftiger Unterstützung aus Schwyz und zu einem kleinen Teil aus Glarus, Nidwalden und Zug.
''Zu den Kampfparteien:'' Im Wesentlichen kämpfte auf der einen Seite ein Heer der Stadt Konstanz mit einigen Verbündeten des Bodenseestädtebundes, auf der andern Seite die Appenzeller mit tatkräftiger Unterstützung aus Schwyz und zu einem kleinen Teil aus Glarus, Nidwalden und Zug.
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=== Schlachtverlauf ===
=== Schlachtverlauf ===
[[Datei:Karte Schlachtgeschehen.JPEG|miniatur|wahrscheinlichster Anmarschweg]]
[Datei:Karte Schlachtgeschehen.JPEG|wahrscheinlichster Anmarschweg]Als gesichert gilt das Datum der Schlacht: 15. Mai 1403. Zum Schlachtverlauf selber sind nach wie vor keine zeitgenössischen Quellen bekannt. In Geschichtsdarstellungen des 20. Jahrhunderts (Wilhelm Ehrenzeller, 1931) erstellte Schlachtpläne sind nach heutiger Sicht reine Spekulation. Aus den oben erwähnten Ereignissen und entsprechenden Hinweisen lässt sich schliessen, dass auf der einen Seite Truppen des Bodenseestädtebundes standen, hauptsächlich wohl Konstanzer Truppen mit einigen andern Städtebundstruppen und wahrscheinlich nur sehr wenigen St. Gallern, auf der andern Seite unter schwyzerischem Kommando hauptsächlich Appenzeller und wenige Schwyzer mit ihren Verbündeten. Etwas oberhalb vom Hof Loch bestand in einem damals noch existierenden Hohlweg eine Letzi, wie es viele andernorts in der Umgebung auch noch gab. Der Durchgang durch diese wurde geschlossen, um die Städtebundstruppen aufzuhalten. Dort überfielen die Appenzeller den zum Stillstand gekommenen Heerzug. Die angegriffenen Truppen flohen zurück, die Appenzeller setzten ihnen nach, angeblich soll in der Stadt St. Gallen eine Mühle (wohl beim Spisertor) in Brand gesteckt worden sein.
Als gesichert gilt das Datum der Schlacht: 15. Mai 1403. Zum Schlachtverlauf selber sind nach wie vor keine zeitgenössischen Quellen bekannt. In Geschichtsdarstellungen des 20. Jahrhunderts (Wilhelm Ehrenzeller, 1931) erstellte Schlachtpläne sind nach heutiger Sicht reine Spekulation. Aus den oben erwähnten Ereignissen und entsprechenden Hinweisen lässt sich schliessen, dass auf der einen Seite Truppen des Bodenseestädtebundes standen, hauptsächlich wohl Konstanzer Truppen mit einigen andern Städtebundstruppen und wahrscheinlich nur sehr wenigen St. Gallern, auf der andern Seite unter schwyzerischem Kommando hauptsächlich Appenzeller und wenige Schwyzer mit ihren Verbündeten. Etwas oberhalb vom Hof Loch bestand in einem damals noch existierenden Hohlweg eine Letzi, wie es viele andernorts in der Umgebung auch noch gab. Der Durchgang durch diese wurde geschlossen, um die Städtebundstruppen aufzuhalten. Dort überfielen die Appenzeller den zum Stillstand gekommenen Heerzug. Die angegriffenen Truppen flohen zurück, die Appenzeller setzten ihnen nach, angeblich soll in der Stadt St. Gallen eine Mühle (wohl beim Spisertor) in Brand gesteckt worden sein.
Bei umfangreichen Geländeveränderungen von 1900 im Zusammenhang mit dem Bahn- und Strassenbau im Raum des Schlachtfeldes sind indes keinerlei Spuren einer Schlacht entdeckt worden, so dass unklar bleibt, welche Art von Kampfhandlungen überhaupt stattgefunden haben.
Bei umfangreichen Geländeveränderungen von 1900 im Zusammenhang mit dem Bahn- und Strassenbau im Raum des Schlachtfeldes sind indes keinerlei Spuren einer Schlacht entdeckt worden, so dass unklar bleibt, welche Art von Kampfhandlungen überhaupt stattgefunden haben.
Über die Zahl der Gefallenen herrscht ebenfalls Unklarheit. Einerseits war den Siegern wohl kaum das Zählen von Opfern wichtig, andrerseits dürften die Verlierer die „Schmach“ nicht an die grosse Glocke gehängt haben. Somit bleiben nur Quellen aus späteren Zeiten mit unsicherer Herkunft der Angaben oder indirekte Hinweise aus Nekrologen, Testament- und Jahrzeitbüchern.
Über die Zahl der Gefallenen herrscht ebenfalls Unklarheit. Einerseits war den Siegern wohl kaum das Zählen von Opfern wichtig, andrerseits dürften die Verlierer die „Schmach“ nicht an die grosse Glocke gehängt haben. Somit bleiben nur Quellen aus späteren Zeiten mit unsicherer Herkunft der Angaben oder indirekte Hinweise aus Nekrologen, Testament- und Jahrzeitbüchern.
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P1020132.JPG|<small>älteste Darstellung der Schlacht im Loch</small>
P1020133.JPG|<small>älteste Darstellung, Ausschnitt</small>
Schilling_Schlacht_bei_Voeglinsegg_1403.jpg|<small>Darstellung in der Chronik von Diebold Schilling</small>
Schlachtbild_19_JH.jpeg|<small>Eine der vielen Schlachtdarstellungen aus dem 19. Jh.</small>
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Je nach Quelle gab es zwischen 90 und 150 Opfer auf Seite des Städtebundes. Konstanzer Chroniken erwähnen 90 gefallene Konstanzer, Vadian und Tschudi erwähnen - weit über hundert Jahre nach dem Ereignis - 99 Konstanzer Tote und in der Zürcher Chronik (um 1480) sind 150 getötete Konstanzer erwähnt.
Je nach Quelle gab es zwischen 90 und 150 Opfer auf Seite des Städtebundes. Konstanzer Chroniken erwähnen 90 gefallene Konstanzer, Vadian und Tschudi erwähnen - weit über hundert Jahre nach dem Ereignis - 99 Konstanzer Tote und in der Zürcher Chronik (um 1480) sind 150 getötete Konstanzer erwähnt.
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=== Fazit ===
=== Fazit ===
Wenn von der „Schlacht bei Vögelinsegg“ die Rede ist, wird wohl das impliziert, was seinen Niederschlag in den heroischen Schlachtenverehrungen des 19. und 20. Jahrhunderts seinen Ausdruck fand, sei es mit Zentenarfeiern, Gedenkmünzen, [[Schlachtdenkmal|Denkmälern]] oder „historischen Schiessen.“
 
Wenn von der „Schlacht bei Vögelinsegg“ die Rede ist, wird wohl das impliziert, was seinen Niederschlag in den heroischen Schlachtenverehrungen des 19. und 20. Jahrhunderts seinen Ausdruck fand, sei es mit Zentenarfeiern, Gedenkmünzen oder „historischen Schiessen.“
Die Erkenntnisse der Geschichtsforschung, gerade auch mit Bezug zu „Vögelinsegg“, zeigen ein nüchternes und auch unscharfes Bild der Ereignisse: Vieles, was als Tatsache vor allem in Schulbüchern stand, ist mehr Fiktion als Realität, denn sehr viel ist und bleibt unklar. Die wenigen gesicherten Fakten allein gäben wohl zu wenig her, um daraus einen heroischen Freiheitskampf mit unmittelbar folgender Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu konstruieren.
Die Erkenntnisse der Geschichtsforschung, gerade auch mit Bezug zu „Vögelinsegg“, zeigen ein nüchternes und auch unscharfes Bild der Ereignisse: Vieles, was als Tatsache vor allem in Schulbüchern stand, ist mehr Fiktion als Realität, denn sehr viel ist und bleibt unklar. Die wenigen gesicherten Fakten allein gäben wohl zu wenig her, um daraus einen heroischen Freiheitskampf mit unmittelbar folgender Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu konstruieren.
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Plakat_Festspiel_1913.jpg|<small>Festspiel "400 Jahre Appenzell in der Eidgenossenschaft"</small>
Plakette_1903v.JPG|<small>Erinnerungsplakette 400 Jahre Schlacht, vorn</small>
Plakette_1903r.JPG|<small>Erinnerungsplakette 400 Jahre Schlacht, hinten</small>
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[[Kategorie:Chronik]]

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