Klärli Pfister-Etter: Das Weberhaus: Unterschied zwischen den Versionen

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== Biografie ==
[[Datei:Klärli Pfister-Etter 90 Jahre am 20.07.2000.jpg|300px|right|<small>Klärli Pfister-Etter 90 Jahre am 20.07.2000</small>]]
[[Datei:Klärli Pfister-Etter 90 Jahre am 20.07.2000.jpg|300px|right|<small>Klärli Pfister-Etter 90 Jahre am 20.07.2000</small>]]
Klara Pfister ist am 10. Juli 1910 als Klärli Etter zur Welt gekommen. Mit Geschwistern ist sie in einem bescheidenen Haus, einem [[Weberhaus|Weber-Höckli]], ganz hinten in der Kohlhalde aufgewachsen.<br>
1937 heiratete Klärli Hans Pfister. Bald erblickten die beiden Söhne Hans (1938) und Werner (1939) das Licht der Welt. Die junge Familie wohnte zuerst im Dorf 14, später konnten sie das Haus Dorf 24 erwerben.
Ihre letzten, recht ruhigen Jahre verbrachte Klärli Pfister im [[Schönenbühl vom Armenhaus zum Altersheim|Altersheim Schönenbühl]]. Sie starb im Jahre 2012 im Alter von fast 102 Jahren.
[[Datei:Schoenenbuehl.jpeg|mini|links|<small>Ehemaliges Altersheim Schönenbühl</small>]]<br>
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=== Kinderarbeit: Spulen - Hilfe beim Weben ===
[[Datei:Spuler um 1930.jpg|mini|left|<small>Spuler mit Spulrustig</small>]]Ihr Vater war Weber. Er stellte in Heimarbeit im Keller am eigenen [[Weben|Webstuhl]] Leinen- und Baumwollstoffe für einen Textil-Kaufmann her. Es war damals üblich, dass Kinder den Vater in seinem Beruf unterstützen. So erledigte Klärli schon als kleine Schülerin regelmässig Vorarbeiten für ihren Vater, z.B. Spulen. Trotz der bescheidenen Lebenssituation herrschte in der Familie meist eine gute Stimmung und viel Lebensfreude. Unvorhergesehene Reparaturen brachten sie jedoch schnell in existenzielle Notlagen.
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=== Ein arbeitsreiches Leben ===
Als Hausfrau und Mutter oblag ihr die Haus- und Erziehungsarbeit. Um einen geringen Lohn  nähte sie die Säume an den Tüchern aus der Produktion ihres Vaters. Ihr Mann Hans arbeitete als Zimmermann bei Naef AG. Später war er der erste vollamtliche Wasserwart der Gemeinde. Seinen Buben war er ein strenger Vater.


== Erinnerungen als Buch "Das Weberhaus" ==
[[Datei:Das Weberhaus (Buchvorderseite).jpeg|300px|right|<small>Das Weberhaus (Buchvorderseite)</small>]]Im Alter las Klärli Pfister gerne. Sie holte nach, was ihr früher nicht möglich war. Dass sie auch Talent im Schreiben hatte, zeigten ihre Geschichten in Schriftsprache und Dialekt. Erfreulich, dass diese gedruckt werden konnten und so einen persönlichen Eindruck ihrer Jugendzeit ermöglichen.


'''Biografie'''
=== Geschichten aus dem Buch "Das Weberhaus" ===
Frau Klara Pfister ist am 10. Juli 1910 als Klärli Etter zur Welt gekommen. Mit Geschwistern ist sie in einem bescheidenen Haus, einem Weber-Höckli, ganz hinten in der Kohlhalde aufgewachsen. Ihr Vater war Weber. Er stellte in Heimarbeit im Keller am eigenen Webstuhl Leinen- und Baumwollstoffe für einen Textil-Kaufmann her. Es war damals üblich, dass Kinder den Vater in seinem Beruf unterstützen. So erledigte Klärli schon als kleine Schülerin regelmässig Vorarbeiten für ihren Vater, z.B. Spuhlen. Trotz der bescheidenen Lebenssituation herrschte in der Familie meist eine gute Stimmung und viel Lebensfreude. Unvorhergesehene Reparaturen brachten sie jedoch schnell in existenzielle Notlagen.
In den unten angefügten Videos liest Ulrike Naef-Stückelberger vier Geschichten aus dem Buch "Das Weberhaus" von Klärli Pfister.
1937 heiratete Klärli Hans Pfister. Bald erblickten die beiden Söhne Hans (1938) und Werner (1939) das Licht der Welt. Die junge Familie wohnte zuerst im Dorf 14, später konnten sie das Haus Dorf 24 erwerben. Neben Haus- und Erziehungsarbeit nähte sie die Säume an den Tüchern aus der Produktion ihres Vaters. Ihr Mann arbeitete als Zimmermann bei Naef AG. Später war er der erste vollamtliche Gewässerwart der Gemeinde. Seinen Buben war er ein strenger Vater.


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'''Das Weberhaus oder das Weberhöckli'''
Die blühende Textilindustrie brachte in Ausserrhoden neue Haustypen hervor, z.B. das Weberhaus. Da eine. Weber- Heimarbeiterfamilie unabhängig von Landwirtschaft und Grundbesitz leben konnte, genügte ein Wohnsitz ohne zugehöriges Land. Ein Weberhaus oder Weberhöckli ist ein kleines bescheidenes Heimwesen mit Webkeller. Häufig ist es eingeschossig, kommt aber auch als zweigeschossiges Gebäude vor. Steilere Dachformen ermöglichten den Einbau einer Schlafkammer im Dachraum. Häufig ist das Weberhöckli mit einem Schopfanbau ergänzt worden. Der Webkeller wird durch schmale Oblichtfenster belichtet und weist einen Naturboden auf. Damit ist dieser Raum eher feucht, was für Verweben der Fäden günstig, jedoch für die Gesundheit der Weber kaum von Vorteil ist.  Weberhöckli entstanden an beliebigen Standorten: auf freier Flur, in der Umgebung von Bauernhäusern, in Weilern und an Dorfrändern. Wenn die Finanzierung des Baus die Möglichkeiten einer Weberfamilie überstieg, trat ein Fabrikant als Kreditgeber auf oder er erstellte das Weberhaus als Mietobjekt. Damit vergrösserte sich die Abhängigkeit der Heimarbeiter vom Arbeitgeber.


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'''Das Buch von Klärli Pfister'''
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Im Alter las Klärli Pfister gerne. Sie holte nach, was ihr früher nicht möglich war. Dass sie auch Talent im Schreiben hatte, zeigten ihre Geschichten in Schriftsprache und Dialekt. Erfreulich, dass diese gedruckt werden konnten und so einen persönlichen Eindruck ihrer Jugendzeit ermöglichen. Die letzten, recht ruhigen Jahre verbrachte Frau Pfister im Altersheim Schönenbühl. Sie starb im Alter von fast 102 Jahren.
 
 
 
 
 
 
 
In den unten angefügten Videos liest Ulrike vier Geschichten aus dem Buch von Klärli Pfister!
 


== Weberhaus oder Weberhöckli - ein Ausserrhoder Haustyp ==
[[Datei:Weberhöckli1.jpg|300px|right|<small>Weberhöckli Blatten</small>]]Die blühende [[Textilgewerbe und Textilindustrie|Textilindustrie]] brachte in Ausserrhoden neue Haustypen hervor, z.B. das Weberhaus. Da eine. Weber- Heimarbeiterfamilie unabhängig von Landwirtschaft und Grundbesitz leben konnte, genügte ein Wohnsitz ohne zugehöriges Land. Ein Weberhaus oder Weberhöckli ist ein kleines bescheidenes Heimwesen mit Webkeller. Häufig ist es eingeschossig, kommt aber auch als zweigeschossiges Gebäude vor. Steilere Dachformen ermöglichten den Einbau einer Schlafkammer im Dachraum. Häufig ist das Weberhöckli mit einem Schopfanbau ergänzt worden. Der Webkeller wird durch schmale Oblichtfenster belichtet und weist einen Naturboden auf. Damit ist dieser Raum eher feucht, was für Verweben der Fäden günstig, jedoch für die Gesundheit der Weber kaum von Vorteil ist.  Weberhöckli entstanden an beliebigen Standorten: auf freier Flur, in der Umgebung von Bauernhäusern, in Weilern und an Dorfrändern. Wenn die Finanzierung des Baus die Möglichkeiten einer Weberfamilie überstieg, trat ein Fabrikant als Kreditgeber auf oder er erstellte das Weberhaus als Mietobjekt. Damit vergrösserte sich die Abhängigkeit der Heimarbeiter vom Arbeitgeber.


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Schlatter_Untere_Kohlhalden.jpg|<small>Untere Kohlhalden</small>
Weberhöckli_Blatten.jpg|<small>Blatten</small>
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Webstuhl_um_1830.jpg|<small>Webkeller um 1830</small>
Handweber.jpg|<small>Handweber im Webkeller</small>
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Quelle: Isabell Hermann: " Die Bauernhäöuser beider Appenzell"


Text/Gestaltung: Heinz Naef
<small>Quelle: Isabell Hermann, "Die Bauernhäuser beider Appenzell"<br>
Videoschnitt  : Paul Hollenstein
Text/Gestaltung: Heinz Naef<br>
Video: Aufnahme und Schnitt: Paul Hollenstein</small>


[[Kategorie:Erzählte Geschichte]]
[[Kategorie:Erzählte Geschichte]]

Aktuelle Version vom 22. April 2024, 17:40 Uhr

Biografie[Bearbeiten]

Klärli Pfister-Etter 90 Jahre am 20.07.2000

Klara Pfister ist am 10. Juli 1910 als Klärli Etter zur Welt gekommen. Mit Geschwistern ist sie in einem bescheidenen Haus, einem Weber-Höckli, ganz hinten in der Kohlhalde aufgewachsen.
1937 heiratete Klärli Hans Pfister. Bald erblickten die beiden Söhne Hans (1938) und Werner (1939) das Licht der Welt. Die junge Familie wohnte zuerst im Dorf 14, später konnten sie das Haus Dorf 24 erwerben. Ihre letzten, recht ruhigen Jahre verbrachte Klärli Pfister im Altersheim Schönenbühl. Sie starb im Jahre 2012 im Alter von fast 102 Jahren.

Ehemaliges Altersheim Schönenbühl














Kinderarbeit: Spulen - Hilfe beim Weben[Bearbeiten]

Spuler mit Spulrustig

Ihr Vater war Weber. Er stellte in Heimarbeit im Keller am eigenen Webstuhl Leinen- und Baumwollstoffe für einen Textil-Kaufmann her. Es war damals üblich, dass Kinder den Vater in seinem Beruf unterstützen. So erledigte Klärli schon als kleine Schülerin regelmässig Vorarbeiten für ihren Vater, z.B. Spulen. Trotz der bescheidenen Lebenssituation herrschte in der Familie meist eine gute Stimmung und viel Lebensfreude. Unvorhergesehene Reparaturen brachten sie jedoch schnell in existenzielle Notlagen.






Ein arbeitsreiches Leben[Bearbeiten]

Als Hausfrau und Mutter oblag ihr die Haus- und Erziehungsarbeit. Um einen geringen Lohn nähte sie die Säume an den Tüchern aus der Produktion ihres Vaters. Ihr Mann Hans arbeitete als Zimmermann bei Naef AG. Später war er der erste vollamtliche Wasserwart der Gemeinde. Seinen Buben war er ein strenger Vater.

Erinnerungen als Buch "Das Weberhaus"[Bearbeiten]

Das Weberhaus (Buchvorderseite)

Im Alter las Klärli Pfister gerne. Sie holte nach, was ihr früher nicht möglich war. Dass sie auch Talent im Schreiben hatte, zeigten ihre Geschichten in Schriftsprache und Dialekt. Erfreulich, dass diese gedruckt werden konnten und so einen persönlichen Eindruck ihrer Jugendzeit ermöglichen.

Geschichten aus dem Buch "Das Weberhaus"[Bearbeiten]

In den unten angefügten Videos liest Ulrike Naef-Stückelberger vier Geschichten aus dem Buch "Das Weberhaus" von Klärli Pfister.





Weberhaus oder Weberhöckli - ein Ausserrhoder Haustyp[Bearbeiten]

Weberhöckli Blatten

Die blühende Textilindustrie brachte in Ausserrhoden neue Haustypen hervor, z.B. das Weberhaus. Da eine. Weber- Heimarbeiterfamilie unabhängig von Landwirtschaft und Grundbesitz leben konnte, genügte ein Wohnsitz ohne zugehöriges Land. Ein Weberhaus oder Weberhöckli ist ein kleines bescheidenes Heimwesen mit Webkeller. Häufig ist es eingeschossig, kommt aber auch als zweigeschossiges Gebäude vor. Steilere Dachformen ermöglichten den Einbau einer Schlafkammer im Dachraum. Häufig ist das Weberhöckli mit einem Schopfanbau ergänzt worden. Der Webkeller wird durch schmale Oblichtfenster belichtet und weist einen Naturboden auf. Damit ist dieser Raum eher feucht, was für Verweben der Fäden günstig, jedoch für die Gesundheit der Weber kaum von Vorteil ist. Weberhöckli entstanden an beliebigen Standorten: auf freier Flur, in der Umgebung von Bauernhäusern, in Weilern und an Dorfrändern. Wenn die Finanzierung des Baus die Möglichkeiten einer Weberfamilie überstieg, trat ein Fabrikant als Kreditgeber auf oder er erstellte das Weberhaus als Mietobjekt. Damit vergrösserte sich die Abhängigkeit der Heimarbeiter vom Arbeitgeber.



Quelle: Isabell Hermann, "Die Bauernhäuser beider Appenzell"
Text/Gestaltung: Heinz Naef
Video: Aufnahme und Schnitt: Paul Hollenstein