Bearbeiten von «Ablassbrief von 1472»

Aus WikiSpeicher

Warnung: Du bist nicht angemeldet. Deine IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar. Melde dich an oder erstelle ein Benutzerkonto, damit Bearbeitungen deinem Benutzernamen zugeordnet werden.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 1: Zeile 1:
=== Einleitung ===
=== Einleitung ===
Einem Ablassbrief von 1472 ist zu entnehmen, dass bereits Mitte des 15. Jahrhunderts in Speicher eine Kapelle stand. Der Ablassbrief befindet sich im Landesarchiv in Appenzell. Transskribiert (wörtlich abgeschrieben) wurde er 1833 von Johann Caspar Zellweger.
Einem Ablassbrief von 1472 ist zu entnehmen, dass bereits Mitte des 15. Jahrhunderts in Speicher eine Kapelle stand. Der Ablassbrief befindet sich im Landesarchiv in Appenzell. Transskribiert (wörtlich abgeschrieben) wurde er bereits 1833 von Johann Caspar Zellweger.
Der Brief zeigt typische Merkmale der Ablassbriefe jener Zeit, gibt aber auch historische Details zu Speicher und zur Organisation der katholischen Kirche jener Zeit preis.
Der Brief zeigt typische Merkmale der Ablassbriefe jener Zeit, gibt aber auch historische Details zu Speicher und zur Organisation der katholischen Kirche jener Zeit preis.


''Der Brief wurde in der lateinischen Transskription veröffentlicht in „Urkunden zu Joh. Caspar Zellweger’s Geschichte des appenzellischen Volkes, zweiter Band erste Abtheilung, Trogen 1833, Seiten 412 - 413).''  
''Der Brief wurde in der lateinischen Transskription veröffentlicht in „Urkunden zu Joh. Caspar Zellweger’s Geschichte des appenzellischen Volkes, zweiter Band erste Abtheilung, Trogen 1833, Seiten 412 - 413). Der Brief misst 57cm x 30 cm, die Siegel sind rund 5 cm lang.''  


<gallery>
<gallery>
Zeile 14: Zeile 14:


=== Übersetzung ===
=== Übersetzung ===
''Der Brief misst 57cm x 30 cm, die Siegel sind rund 5 cm lang. Die Übersetzung (im Juli 2018) nach der Transskription von Zellweger ist Dr. Renate Frohne zu verdanken.''
''Die Übersetzung (im Juli 2018) nach der Transskription von Zellweger ist Dr. Renate Frohne zu verdanken.''
''Zur besseren Verständlichkeit wurde die Darstellung des Originals (Lauftext ohne Absätze etc.) durch Absätze und  Einzüge gegliedert.''
''Zur besseren Verständlichkeit wurde die Darstellung des Originals (Lauftext ohne Absätze etc.) durch Absätze und  Einzüge gegliedert.''


Zeile 39: Zeile 39:
=== Einordnung Speicherer Ablassbrief ===
=== Einordnung Speicherer Ablassbrief ===
Beim vorliegenden Ablassbrief handelt es sich demnach um einen enzyklischen Kollektiv-Ablassbrief. In der Gestaltung folgen die Kollektiv-Ablassbriefe einem Schema (she. Zusatztext in der Transskription von Johann Caspar Zellweger), von dem nur selten wesentlich abgewichen wird. Die Ablassbriefe wurden entweder verkündet oder sollten, an den Kirchentüren aufgehängt, die Aufmerksamkeit (Lesen konnten wohl die wenigsten, schon gar nicht Latein) der Gläubigen auf sich ziehen; sie zeigen deshalb oft auch Ösen, Schlaufen oder Nagellöcher am obern Rand, so verwendet sind sie eine Art «Ablassplakate».
Beim vorliegenden Ablassbrief handelt es sich demnach um einen enzyklischen Kollektiv-Ablassbrief. In der Gestaltung folgen die Kollektiv-Ablassbriefe einem Schema (she. Zusatztext in der Transskription von Johann Caspar Zellweger), von dem nur selten wesentlich abgewichen wird. Die Ablassbriefe wurden entweder verkündet oder sollten, an den Kirchentüren aufgehängt, die Aufmerksamkeit (Lesen konnten wohl die wenigsten, schon gar nicht Latein) der Gläubigen auf sich ziehen; sie zeigen deshalb oft auch Ösen, Schlaufen oder Nagellöcher am obern Rand, so verwendet sind sie eine Art «Ablassplakate».
==== Diözese Konstanz ====
Speicher gehörte, wie die Abtei St. Gallen, zum [[Kirchgenössigkeit vor 1614|Bistum Konstanz]]


==== Gertrud Hoczer ====
==== Gertrud Hoczer ====
Nachdem das 1393 gestiftete [[Bruderhaus zu Bendlehn|Bruderhaus im Bendlehn]] wohl kurz nach Mitte des 14. Jahrhunderts verwaiste, übernahm Gertrud Hoczer [ev. Überlieferungsfehler > Holzer?] als Begine (Schwester des 3. Ordens der Franziskaner) um 1472 das verlassene und verlotterte Anwesen. Sie hatte wohl Beziehungen zu Konstanz und zum dortigen Franziskanerorden, nur so ist zu erklären, dass überhaupt ein Ablassbrief zustande kam.
Nachdem das 1393 gestiftete Bruderhaus im Bendlehn wohl kurz nach Mitte des 14. Jahrhunderts verwaiste, übernahm Gertrud Hoczer als Begine (Schwester des 3. Ordens der Franziskaner) um 1472 das verlassene und verlotterte Anwesen-


==== Die Kardinäle Guilielmus, Alanus und Franciscus ====
==== Die Kardinäle Guilielmus, Alanus und Franciscus ====
Die im Ablassbrief erwähnten Kardinäle Guilielmus ostiensis und Alanus Penestrini standen den Bistürmern Ostia, resp. Palestrina vor, die beide zur Kirchenprovinz Rom gehören, sie werden auch als suburbikarische Bistümer bezeichnet. Traditionell sind deren Bischöfe enge Mitarbeiter des Papstes, sogenannte Kardinalbischöfe. Kardinal Franciscus war Kardinaldiakon der Diakonie Sant’Eustachio in Rom. („Bischof“ der Kirche Sant’Eustachio, eines von 6 römischen Gebäuden, das den Titel einer Diakonie trug).
Die im Ablassbrief erwähnten Kardinäle Guilielmus ostiensis und Alanus Penestrini standen den Bistürmern Ostia, resp. Palestrina vor, die beide zur Kirchenprovinz Rom gehören, sie werden auch als suburbikarische Bistümer bezeichnet. Traditionell sind deren Bischöfe enge Mitarbeiter des Papstes, sogenannte Kardinalbischöfe. Kardinal Franciscus war Kardinaldiakon der Diakonie Sant’Eustachio in Rom. („Bischof“ der Kirche Sant’Eustachio, eines von 6 römischen Gebäuden, das den Titel einer Diakonie trug).


[[Datei:Ablassbrief Guilielmus ostiensis.png|miniatur]]
'''Guilielmus ostiensis''', auch Guillaume VII. d’Estouteville (*1403 in der Normandie) entstammte der Familie Estouteville, einem Haus des französischen Hochadels, und trat der Ordensgemeinschaft der Benediktiner in St-Martin-des-Champs bei. Promoviert zum Doktor des Kanonischen Rechts.
'''Guilielmus ostiensis''', auch Guillaume VII. d’Estouteville (*1403 in der Normandie) entstammte der Familie Estouteville, einem Haus des französischen Hochadels, und trat der Ordensgemeinschaft der Benediktiner in St-Martin-des-Champs bei. Promoviert zum Doktor des Kanonischen Rechts.
1439 wurde er Bischof von Angers, trat dieses Amt aber nicht an. Im September 1439 erfolgte bereits seine Ernennung zum Bischof von Digne. Von 1444 bis 1483 war er Abt von Mont-Saint-Michel auf der Klosterinsel vor der normannischen Küste, von 1453 bis 1482 schliesslich Erzbischof von Rouen. Darüber hinaus wurde er zum Administrator zahlreicher Bistümer eingesetzt.
1439 wurde er Bischof von Angers, trat dieses Amt aber nicht an. Im September 1439 erfolgte bereits seine Ernennung zum Bischof von Digne. Von 1444 bis 1483 war er Abt von Mont-Saint-Michel auf der Klosterinsel vor der normannischen Küste, von 1453 bis 1482 schliesslich Erzbischof von Rouen. Darüber hinaus wurde er zum Administrator zahlreicher Bistümer eingesetzt.
1439 von Papst Eugen IV. zum Kardinal und im Januar 1440 zum Kardinalpriester von Santi Silvestro e Martino ai Monti ernannte. 1454 wurde er in den Rang eines Kardinalbischofs erhoben und erhielt das Bistum Porto-Santa Rufina. 1461 wurde d’Estouteville schliesslich Kardinalbischof von Ostia, womit er zugleich zum Kardinaldekan avancierte. Beide Ämter hatte er bis zu seinem Tod inne. Zudem war er seit 1477 auch Camerlengo [Finanzminister] der Kirche.
1439 von Papst Eugen IV. zum Kardinal und im Januar 1440 zum Kardinalpriester von Santi Silvestro e Martino ai Monti ernannte. 1454 wurde er in den Rang eines Kardinalbischofs erhoben und erhielt das Bistum Porto-Santa Rufina. 1461 wurde d’Estouteville schliesslich Kardinalbischof von Ostia, womit er zugleich zum Kardinaldekan avancierte. Beide Ämter hatte er bis zu seinem Tod inne. Zudem war er seit 1477 auch Camerlengo (Finanzminister) der Kirche.
Als Kardinal war er Teilnehmer der Papstwahlen von 1447 (-> Nikolaus V.), 1458 (-> Pius II.), 1464 (-> Paul II.) und 1471 (-> Sixtus IV.); Als Dekan des Kardinalskollegiums leitete er die Konklave von 1464 und 1471. Beim Konklave 1458 war er ein Favorit, musste aber Kardinal Enea Silvio Piccolomini den Vortritt lassen.
Als Kardinal war er Teilnehmer der Papstwahlen von 1447 (-> Nikolaus V.), 1458 (-> Pius II.), 1464 (-> Paul II.) und 1471 (-> Sixtus IV.); Als Dekan des Kardinalskollegiums leitete er die Konklave von 1464 und 1471. Beim Konklave 1458 war er ein Favorit, musste aber Kardinal Enea Silvio Piccolomini den Vortritt lassen.
Er ist Begründer einer der fünf heute noch existierenden römisch-katholischen Apostolischen Sukzessionlinien (kontinuierliche Weitergabe des Sendungsauftrags der Apostel und deren Nachfolger bis in die Gegenwart). ''<small>(gekürzt aus wikipedia)</small>''
Er ist Begründer einer der fünf heute noch existierenden römisch-katholischen Apostolischen Sukzessionlinien (kontinuierliche Weitergabe des Sendungsauftrags der Apostel und deren Nachfolger bis in die Gegenwart). (gekürzt aus wikipedia)


'''Alanus Penestrini''', auch Alain de Coëtivy, entstammte dem Haus Coëtivy, einer Familie des bretonischen Adels, die seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts bezeugt ist und die Herrschaft über Coëtivy besass. 1465–1472 war er Kardinalbischof von Palestrina, dann auch Kardinalbischof von Sabina 1472–1474. Als Kardinal wäre er berechtigt gewesen, am Konklave von 1471 teil zu nehmen, als Francesco della Rovere als Papst Sixtus IV. gewählt wurde. Alain de Coëtivy war einer der sieben abwesenden Kardinäle (von damals insgesamt 25). Er starb 1474. ''<small>(aus wikipedia)</small>''
'''Alanus Penestrini''', auch Alain de Coëtivy, entstammte dem Haus Coëtivy, einer Familie des bretonischen Adels, die seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts bezeugt ist und die Herrschaft über Coëtivy besass. 1465–1472 war er Kardinalbischof von Palestrina, dann auch Kardinalbischof von Sabina 1472–1474. Als Kardinal wäre er berechtigt gewesen, am Konklave von 1471 teil zu nehmen, als Francesco della Rovere als Papst Sixtus IV. gewählt wurde. Alain de Coëtivy war einer der sieben abwesenden Kardinäle (von damals insgesamt 25). Er starb 1474. (aus wikipedia)


'''Franciscus Sancti Eustachii diaconus''', bürgerlich Francesco Todeschini Piccolomini (* 29. Mai 1439 in Siena; † 18. Oktober 1503 in Rom) übte ein nur 26-tägiges Pontifikat vom 22. September 1503 bis zum 18. Oktober 1503 als Papst Pius III. aus. Gestorben ist er an Gicht.
'''Franciscus Sancti Eustachii diaconus''', bürgerlich Francesco Todeschini Piccolomini (* 29. Mai 1439 in Siena; † 18. Oktober 1503 in Rom) übte ein nur 26-tägiges Pontifikat vom 22. September 1503 bis zum 18. Oktober 1503 als Papst Pius III. aus. Gestorben ist er an Gicht.
[[Datei:Pope Pius III.PNG|miniatur]]
Francesco Todeschini Piccolomini wurde in der Toskana als zweiter Sohn des Juristen Giovanni de Todeschini und dessen Ehefrau Laodomia Piccolomini, einer Schwester von Papst Pius II., geboren. Schon früh hatte er die Gunst seines Onkels, des späteren Papstes Pius II. Dieser förderte seinen in bescheidenen Verhältnissen aufwachsenden Neffen. Francesco Todeschini Piccolomini studierte in Wien und Perugia Rechtswissenschaften und promovierte als Dr. iur. can. in Perugia. Sein Onkel Papst Pius II. ernannte ihn zum Domherrn in Siena und im Jahr 1459 zum Bischof von Siena. Am 5. März 1460 erhob er ihn zum Kardinal, resp. Kardinaldiakon der Diakonie Sant’Eustachio in Rom.
Francesco Todeschini Piccolomini wurde in der Toskana als zweiter Sohn des Juristen Giovanni de Todeschini und dessen Ehefrau Laodomia Piccolomini, einer Schwester von Papst Pius II., geboren. Schon früh hatte er die Gunst seines Onkels, des späteren Papstes Pius II. Dieser förderte seinen in bescheidenen Verhältnissen aufwachsenden Neffen. Francesco Todeschini Piccolomini studierte in Wien und Perugia Rechtswissenschaften und promovierte als Dr. iur. can. in Perugia. Sein Onkel Papst Pius II. ernannte ihn zum Domherrn in Siena und im Jahr 1459 zum Bischof von Siena. Am 5. März 1460 erhob er ihn zum Kardinal, resp. Kardinaldiakon der Diakonie Sant’Eustachio in Rom.
Während der Reise Papst Pius’ II. zur Eröffnung des geplanten Türkenkreuzzuges (1464) war Francesco Todeschini Piccolomini mit der Verwaltung des Kirchenstaats betraut. Durch die Kontakte in Wien und gefördert von seinem Onkel Pius II. erlernte er die deutsche Sprache. Das sollte seine Laufbahn in der Kurie entscheidend befördern, und es entwickelten sich viele nützliche Kontakte zu Deutschland und zu den Habsburgern. So war er nach dem Tod seines Onkels unter den Pontifikaten der Päpste Paul II., Sixtus IV. und Innozenz VIII. mehrfach ein Vertreter deutscher Interessen in der Kurie gewesen. Seine Zeitgenossen nannten ihn daher auch den Protector Nationis Germanicae.
Während der Reise Papst Pius’ II. zur Eröffnung des geplanten Türkenkreuzzuges (1464) war Francesco Todeschini Piccolomini mit der Verwaltung des Kirchenstaats betraut. Durch die Kontakte in Wien und gefördert von seinem Onkel Pius II. erlernte er die deutsche Sprache. Das sollte seine Laufbahn in der Kurie entscheidend befördern, und es entwickelten sich viele nützliche Kontakte zu Deutschland und zu den Habsburgern. So war er nach dem Tod seines Onkels unter den Pontifikaten der Päpste Paul II., Sixtus IV. und Innozenz VIII. mehrfach ein Vertreter deutscher Interessen in der Kurie gewesen. Seine Zeitgenossen nannten ihn daher auch den Protector Nationis Germanicae.
Im Jahr 1471 reiste er als päpstlicher Legat zum Reichstag nach Regensburg, wo er viele alte Kontakte auffrischen konnte, unter anderem auch zu den Habsburgern. Im Jahr 1494 führte ihn eine diplomatische Mission an den Hof von König Karl VIII. von Frankreich.
Im Jahr 1471 reiste er als päpstlicher Legat zum Reichstag nach Regensburg, wo er viele alte Kontakte auffrischen konnte, unter anderem auch zu den Habsburgern. Im Jahr 1494 führte ihn eine diplomatische Mission an den Hof von König Karl VIII. von Frankreich.
Francesco Todeschini Piccolomini war ein grosser Kunstfreund und Mäzen. So beauftragte er im Juni 1502 Michelangelo, 15 Statuen für den Dom von Siena zu schaffen. ''<small>(gekürzt aus wikipedia)</small>''
Francesco Todeschini Piccolomini war ein grosser Kunstfreund und Mäzen. So beauftragte er im Juni 1502 Michelangelo, 15 Statuen für den Dom von Siena zu schaffen. (gekürzt aus wikipedia)
 
[[Kategorie:Briefe und Dokumente]]

Bitte beachte, dass alle Beiträge zu WikiSpeicher von anderen Mitwirkenden bearbeitet, geändert oder gelöscht werden können. Reiche hier keine Texte ein, falls du nicht willst, dass diese ohne Einschränkung geändert werden können.

Du bestätigst hiermit auch, dass du diese Texte selbst geschrieben hast oder diese von einer gemeinfreien Quelle kopiert hast (weitere Einzelheiten unter WikiSpeicher:Urheberrechte). ÜBERTRAGE OHNE GENEHMIGUNG KEINE URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTEN INHALTE!

Abbrechen Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)