Bearbeiten von «Unwetter 2002»
Aus WikiSpeicher
Warnung: Du bist nicht angemeldet. Deine IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar. Melde dich an oder erstelle ein Benutzerkonto, damit Bearbeitungen deinem Benutzernamen zugeordnet werden.
Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.
Aktuelle Version | Dein Text | ||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Unwetter sind oft Ereignisse, die den Menschen, die sie erlebt haben, zeitlebens in Erinnerung bleiben. Für andere sind es Ereignisse unter vielen, die man, wenn überhaupt, zur Kenntnis nimmt. In Speicher sind solche Ereignisse eher selten, zumeist sind es Starkregen, Hagelschläge, vielleicht einmal ein Blitzschlag mit Brand.<br> | Unwetter sind oft Ereignisse, die den Menschen, die sie erlebt haben, zeitlebens in Erinnerung bleiben. Für andere sind es Ereignisse unter vielen, die man, wenn überhaupt, zur Kenntnis nimmt. In Speicher sind solche Ereignisse eher selten, zumeist sind es Starkregen, Hagelschläge, vielleicht einmal ein Blitzschlag mit Brand.<br> | ||
Aus historischen Schriften (Chroniken von Walser, Rechsteiner, Tanner) sind verschiedene Ereignisse bekannt, die zu grossen Schäden führten und deshalb wohl Eingang in die Geschichtsschreibung fanden.<br> | Aus historischen Schriften (Chroniken von Walser, Rechsteiner, Tanner) sind verschiedene Ereignisse bekannt, die zu grossen Schäden führten und deshalb wohl Eingang in die [[Kastenloch#Hochwasser_und_Ungl.C3.BCcksf.C3.A4lle_.28historische_aus_Bartolome_Tanner.29|Geschichtsschreibung]] fanden.<br> | ||
Das bislang jüngste solche Unwetter mit grossen Schäden an Landschaft, Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen ereignete sich in der Nacht vom 31. August auf den 1. September 2002. | Das bislang jüngste solche Unwetter mit grossen Schäden an Landschaft, Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen ereignete sich in der Nacht vom 31. August auf den 1. September 2002. | ||
In der Jahreschronik der Appenzellischen Jahrbücher heisst es „Die sintflutartigen Regenfälle Ende August, Anfang September lösten im ganzen Kanton über hundert Erdrutsche aus. In Lutzenberg starb eine dreiköpfige Familie, als ein abrutschender Hang ein Einfamilienhaus unter sich begrub. Über 50 Personen mussten kantonsweit zeitweise evakuiert werden und der Sachschaden erreichte die Höhe von 50 Millionen Franken. Für die Aufräumarbeiten von August bis Dezember leisteten Führungsstäbe, Rettungsformationen und Militär über 6000 Diensttage. Insgesamt waren rund 1700 Personen im Einsatz.“ | In der Jahreschronik der Appenzellischen Jahrbücher heisst es „Die sintflutartigen Regenfälle Ende August, Anfang September lösten im ganzen Kanton über hundert Erdrutsche aus. In Lutzenberg starb eine dreiköpfige Familie, als ein abrutschender Hang ein Einfamilienhaus unter sich begrub. Über 50 Personen mussten kantonsweit zeitweise evakuiert werden und der Sachschaden erreichte die Höhe von 50 Millionen Franken. Für die Aufräumarbeiten von August bis Dezember leisteten Führungsstäbe, Rettungsformationen und Militär über 6000 Diensttage. Insgesamt waren rund 1700 Personen im Einsatz.“ | ||
== Dimension des Unwetters == | == Dimension des Unwetters == | ||
[[Datei:Niederschlagskarte 31 August 2002.png|mini|Niederschlagskarte Goldachtal]]Das Unwetter war ein sogenanntes Starkregenereignis. In kurzer Zeit fielen auf relativ eng begrenztem Raum extrem hohe Niederschlagsmengen. Im Einzugsgebiet der Goldach fielen innerhalb von 6 Stunden 141 mm Regen (141 Liter pro m2). Betroffen waren hauptsächlich die Gemeinden Rehetobel, Trogen und teilweise Teufen, bereits in Bühler und Gais waren die Niederschlagsmengen spürbar geringer. Eine noch etwas höhere Niederschlagsmenge fiel in der Gemeinde Lutzenberg. Statistisch gesehen kommt ein solches Ereignis alle 20 bis 60 Jahre vor, dies bestätigen auch die | [[Datei:Niederschlagskarte 31 August 2002.png|mini|Niederschlagskarte Goldachtal]]Das Unwetter war ein sogenanntes Starkregenereignis. In kurzer Zeit fielen auf relativ eng begrenztem Raum extrem hohe Niederschlagsmengen. Im Einzugsgebiet der Goldach fielen innerhalb von 6 Stunden 141 mm Regen (141 Liter pro m2). Betroffen waren hauptsächlich die Gemeinden Rehetobel, Trogen und teilweise Teufen, bereits in Bühler und Gais waren die Niederschlagsmengen spürbar geringer. Eine noch etwas höhere Niederschlagsmenge fiel in der Gemeinde Lutzenberg. Statistisch gesehen kommt ein solches Ereignis alle 20 bis 60 Jahre vor, dies bestätigen auch die historischen Quellen. | ||
Die meteorologische Situation und die lokalen Niederschlagsverhältnisse in jener Nacht beschreibt ein Bericht [https://wikispeicher.ch/w/images/b/bb/Unwetter_AR_2002.pdf] im Auftrag des Bundesamtes für Wasser und Geologie. | Die meteorologische Situation und die lokalen Niederschlagsverhältnisse in jener Nacht beschreibt ein Bericht [https://wikispeicher.ch/w/images/b/bb/Unwetter_AR_2002.pdf] im Auftrag des Bundesamtes für Wasser und Geologie. | ||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
<gallery> | <gallery> | ||
Gemeindeplan Schadenübersicht.jpg|<small>Schäden in Speicher</small> | Gemeindeplan Schadenübersicht.jpg|<small>Schäden in Speicher</small> | ||
Anriss_Ebni.jpeg|<small>Anriss Horst/Ebni</small> | |||
Brandbach.JPG|<small>Brandbach Pistolenstand</small> | Brandbach.JPG|<small>Brandbach Pistolenstand</small> | ||
oberhalb_Chastenloch.JPG|<small>Oberhalb Chastenloch</small> | oberhalb_Chastenloch.JPG|<small>Oberhalb Chastenloch</small> | ||
Zweibruggen.JPG|<small> | Zweibruggen.JPG|<small>Zweibruggen Seite Speicher</small> | ||
</gallery> | </gallery> | ||
=== Feuerwehr und Polizeieinsätze === | |||
Feuerwehr und Polizei hatten zunächst die Aufgabe, mögliche weitere Schäden zu verhindern. Dazu gehörten Massnahmen für die Sicherheit der Bevölkerung, das Sichern, teils Absperren von Verkehrswegen und gefährdeten Bereichen, Ableiten resp. Durchlässigkeit ermöglichen für gestautes Wasser, Schutz von Infrastrukturbauten und Gebäuden, resp. Gebäudeteilen und in zweiter Linie das Öffnen von Verkehrswegen sowie das Auspumpen von überfluteten Gebäudeteilen. | |||
=== Behebung der Schäden === | === Behebung der Schäden === | ||
Zeile 34: | Zeile 31: | ||
<gallery> | <gallery> | ||
Horst.JPG|<small>Im Anriss Ebni/Horst</small> | Horst.JPG|<small>Im Anriss Ebni/Horst</small> | ||
Haldenstrasse.JPG|<small> | Haldenstrasse.JPG|<small>Haldenstrasse Hangentwässerung</small> | ||
Haldenstrasse_2.JPG|<small>Stützmauer | Haldenstrasse_2.JPG|<small>Haldenstrasse Stützmauer</small> | ||
</gallery> | </gallery> | ||
Zeile 42: | Zeile 38: | ||
Bereits im November des gleichen Jahres folgte ein zweites Unwetter, welches nochmals bedeutende Schäden anrichtete.<br> | Bereits im November des gleichen Jahres folgte ein zweites Unwetter, welches nochmals bedeutende Schäden anrichtete.<br> | ||
Wie im oben erwähnten Bericht des Bundesamtes für Wasser und Geologie aufgezeigt, ist mit weiteren Unwettern in ähnlicher Grössenordnung zu rechnen. Weil viele Hänge in Speicher eine höhere Hangneigung als 30° aufweisen, besteht überall dort akute Hangrutschgefahr nach intensiven Regenfällen. | |||
Wie im oben erwähnten Bericht des Bundesamtes für Wasser und Geologie aufgezeigt, ist mit weiteren Unwettern in ähnlicher Grössenordnung zu rechnen. Weil viele Hänge in Speicher eine höhere Hangneigung als 30° aufweisen, besteht überall dort | |||
Zeile 54: | Zeile 46: | ||
''<small>Text:</small>'' <small>Peter Abegglen, Juli 2021</small> | ''<small>Text:</small>'' <small>Peter Abegglen, Juli 2021</small> | ||