Bearbeiten von «Schulwesen vor 1799»

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Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts war die Schule eine Angelegenheit der Kirche. Unterricht erteilte der Pfarrer, vor dem Kirchenbau von 1613 hatten die Jugendlichen die „Unterweisung“ jeweils am Sonntag in St. Gallen (Laurenzen, später Linsebühl) zu besuchen. In Speicher selber kann erst etwa ab 1665 von einer Art Schulunterricht gesprochen werden, ist für dieses Jahr doch erstmals eine Ausgabe von 11 Batzen in der Jahresrechnung aufgeführt. In die [[Schulsituation im Jahr 1799]] gibt die Stapfer-Enquête einen hervorragenden Einblick.
Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts war die Schule eine Angelegenheit der Kirche. Unterricht erteilte der Pfarrer, vor dem Kirchenbau von 1613 hatten die Jugendlichen die „Unterweisung“ jeweils am Sonntag in St. Gallen (Laurenzen, später Linsebühl) zu besuchen. In Speicher selber kann erst etwa ab 1665 von einer Art Schulunterricht gesprochen werden, ist für dieses Jahr doch erstmals eine Ausgabe von 11 Batzen in der Jahresrechnung aufgeführt.


=== Pfarrer und Lehrer ===
=== Pfarrer und Lehrer ===
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1763 Bau des Schulhauses Schwendi (heute Achmühlestrasse 3), welches trotz des Neubaus von 1860 noch einige Jahre weiter benutzt wurde.
1763 Bau des Schulhauses Schwendi (heute Achmühlestrasse 3), welches trotz des Neubaus von 1860 noch einige Jahre weiter benutzt wurde.
[[Datei:Schulhäuser_Schwendi.JPEG|mini|links|<small>Schulhäuser Speicherschwendi von 1763 (rechts) und  1860 (1971 abgebrannt)</small>]]
[[Datei:Schulhäuser_Schwendi.JPEG|mini|links|<small>Schulhäuser Speicherschwendi von 1763 (rechts) und  1860 (1971 abgebrannt)</small>]]




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==== Die "Frage-Antwort"-Lehrmittel ====
==== Die "Frage-Antwort"-Lehrmittel ====
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Catechismus_Front.jpg|<small>Zürcher Catechismus</small>
Catechismus_Front.jpg|Zürcher Catechismus
Catechismus_Frage_Antwort_Zertheilung.jpg|<small>Catechismus Aufbau</small>
Catechismus_Frage_Antwort_Zertheilung.jpg|Catechismus Aufbau
Fragstücklein_Front.jpeg|<small>Frontseite des Fragstückleins</small>
Fragstücklein_Front.jpeg|Frontseite des Fragstückleins
Vorbild_Frontispiz.jpg|<small>Frontseite des "Vorbild"</small>
Vorbild_Frontispiz.jpg|Frontseite des "Vorbild"
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Bartholome Tanner zitiert einen um 1850 noch lebenden Gemeindegenossen, der von etwa 1795 bis 1799 die Schule besuchte:
Bartholome Tanner zitiert einen um 1850 noch lebenden Gemeindegenossen, der von etwa 1795 bis 1799 die Schule besuchte:


''Im fünften Jahre oder noch etwas früher musste ich in die Schule gehen und bei Hause fleissig das Fragstücklein und den Katechismus auswendig lernen. Meine Mutter nahm mich in den Webkeller, setzte mich auf die Fenstermauer, liess mich da lernen und verhörte mich. Im sechsten Jahr konnte ich das Fragstücklein und den Katechismus auswendig, worauf dann das „Vorbild“ und dann die Psalmen folgten. Auch den 119. Psalm musste ich auswendig lernen; meine Eltern setzten einen grossen Werth darauf.''<br>
''Im fünften Jahre oder noch etwas früher musste ich in die Schule gehen und bei Hause fleissig das Fragstücklein und den Katechismus auswendig lernen. Meine Mutter nahm mich in den Webkeller, setzte mich auf die Fenstermauer, liess mich da lernen und verhörte mich. Im sechsten Jahr konnte ich das Fragstücklein und den Katechismus auswendig, worauf dann das „Vorbild“ und dann die Psalmen folgten. Auch den 119. Psalm musste ich auswendig lernen; meine Eltern setzten einen grossen Werth darauf.<br>
''Damals war es Methode, dass die Kinder, erst wenn sie das Namenbüchlein und Fragstücklein durchbuchstabiert hatten, den Katechismus fertig lesen und letztere zwei Bücher auswendig hersagen konnten, schreiben lernen durften. Nachdem anfangs ganz methodisch die leichtesten Vorzüge der Buchstaben und dann diese selbst schreiben gelernt worden, folgten Vorschriften moralischen Inhalts, die alltäglich zweimal abgeschrieben werden mussten, bis die Eltern für gut fanden, das Kind aus der Schule zu ziehen. Von rechnen und Sprachlehre in der Schule war damals noch keine Rede. 1799 machte ich die vierte und letzte der jährlichen Probeschriften (Osterschriften), und nun hiess es, ich sei der Schule entlassen (ausgeschulet).''
Damals war es Methode, dass die Kinder, erst wenn sie das Namenbüchlein und Fragstücklein durchbuchstabiert hatten, den Katechismus fertig lesen und letztere zwei Bücher auswendig hersagen konnten, schreiben lernen durften. Nachdem anfangs ganz methodisch die leichtesten Vorzüge der Buchstaben und dann diese selbst schreiben gelernt worden, folgten Vorschriften moralischen Inhalts, die alltäglich zweimal abgeschrieben werden mussten, bis die Eltern für gut fanden, das Kind aus der Schule zu ziehen. Von rechnen und Sprachlehre in der Schule war damals noch keine Rede. 1799 machte ich die vierte und letzte der jährlichen Probeschriften (Osterschriften), und nun hiess es, ich sei der Schule entlassen (ausgeschulet).''


<small>(aus: Tannerchronik, Nachträge, Seiten 675/676)</small>
(aus: Tannerchronik, Nachträge, Seiten 675/676)




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[[Kategorie:Schule und Bildungswesen]]
[[Kategorie:Schule]]

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