Bearbeiten von «Sängerfest 1825 - eine Weltpremiere»
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=== Echo weit über die Schweiz hinaus === | === Echo weit über die Schweiz hinaus === | ||
Das Sängerfest fand in zahlreichen Zeitungen, Zeitschriften und weiteren Publikationen grosse Beachtung. | Das Sängerfest fand in zahlreichen Zeitungen, Zeitschriften und weiteren Publikationen grosse Beachtung. | ||
[[Rüsch Gabriel|Gabriel Rüsch]] beschreibt in „Der Kanton Appenzell historisch ….“, auf Seite 226 das Fest detailliert und mit mehr als nur blumigen Worten: ''„Mehr als ein von Wonne erfülltes Herz machte sich in begeisterten Reden aus dem Stegreife Luft; so Pfarrer Hug von Zürich, Deutsche drückten warm die Schweizer Hand und tranken auf die Freiheit Aller.“'' | [[Rüsch Gabriel|Gabriel Rüsch]] beschreibt in „Der Kanton Appenzell historisch ….“, auf Seite 226 das Fest detailliert und mit mehr als nur blumigen Worten: ''„Mehr als ein von Wonne erfülltes Herz machte sich in begeisterten Reden aus dem Stegreife Luft; so Pfarrer Hug von Zürich, Deutsche drückten warm die Schweizer Hand und tranken auf die Freiheit Aller.“'' | ||
Eine ebenso detaillierte Beschreibung des Festablaufs in teilweise gleich lautenden Worten wie bei Rüsch findet sich unter Korrespondeznachrichten „Aus der Schweiz“ im „Morgenblatt für gebildete Stände“, Ausgabe September 1825, aus dem Verlag J. G. Cotta: | Eine ebenso detaillierte Beschreibung des Festablaufs in teilweise gleich lautenden Worten wie bei Rüsch findet sich unter Korrespondeznachrichten „Aus der Schweiz“ im „Morgenblatt für gebildete Stände“, Ausgabe September 1825, aus dem Verlag J. G. Cotta: | ||
''An die diesjährige, […] in St. Gallen sehr feyerlich begangene und aus allen Gegenden der Schweiz ungemein zahlreich besuchte Jahresversammlung der allgemeinen Schweizerischen Musikgesellschaft schloss sich unmittelbar (am 4. August) ein Sängerfest und Volksfest im edelsten Sinn des Wortes, das in dem nahgelegnen schönen Dorfe Speicher, und auf der berühmten Höhe von Vögeliseck, durch den vor etlichen Jahren gestifteten Appenzellischen Sängerverein veranstaltet war. Frühmorgens verkündigte harmonische Kriegsmusik den festlichen Tag durch den freundlichen Marktfleck. Um neun Uhr zogen die Sänger aus allen Gemeinden des Landes frohe Lieder anstimmend herbey.'' | ''An die diesjährige, […] in St. Gallen sehr feyerlich begangene und aus allen Gegenden der Schweiz ungemein zahlreich besuchte Jahresversammlung der allgemeinen Schweizerischen Musikgesellschaft schloss sich unmittelbar (am 4. August) ein Sängerfest und Volksfest im edelsten Sinn des Wortes, das in dem nahgelegnen schönen Dorfe Speicher, und auf der berühmten Höhe von Vögeliseck, durch den vor etlichen Jahren gestifteten Appenzellischen Sängerverein veranstaltet war. Frühmorgens verkündigte harmonische Kriegsmusik den festlichen Tag durch den freundlichen Marktfleck. Um neun Uhr zogen die Sänger aus allen Gemeinden des Landes frohe Lieder anstimmend herbey.'' | ||
Empfangen wurden sie im blumengekränzten „Schlipferschen Haus“ („Schläpfersches Haus", also [[Oberes Kaufhaus]]). | Empfangen wurden sie im blumengekränzten „Schlipferschen Haus“ (vermutlich „Schläpfersches Haus", also [[Oberes Kaufhaus]]). | ||
[[Datei:Sängerfest 1825a.jpg|mini|<small>Festplatz Vögelinsegg nach J. U. Fitzi</small>]]''Um elf Uhr begann der schöne Zug von mehr als 600 Personen, nach der geschmackvollen neuen Kirche, voran die Vorsteher der Gemeinde, um Ordnung zu halten, dann die Damen von nah und fern, die drey musikalischen Vereine und zahlreiche Gäste, worunter manche Ausländer, insbesondere auch alle Kurgäste aus Gais und andern benachbarten Schotten- und Badeorten.'' | [[Datei:Sängerfest 1825a.jpg|mini|<small>Festplatz Vögelinsegg nach J. U. Fitzi</small>]]''Um elf Uhr begann der schöne Zug von mehr als 600 Personen, nach der geschmackvollen neuen Kirche, voran die Vorsteher der Gemeinde, um Ordnung zu halten, dann die Damen von nah und fern, die drey musikalischen Vereine und zahlreiche Gäste, worunter manche Ausländer, insbesondere auch alle Kurgäste aus Gais und andern benachbarten Schotten- und Badeorten.'' | ||
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Max Peter Baumann schreibt in „Musikfolklore und Musikfolklorismus“ (Amadeusverlag 1976) zu den anfangs des 19. Jahrhunderts aufkommenden Volksfesten: | Max Peter Baumann schreibt in „Musikfolklore und Musikfolklorismus“ (Amadeusverlag 1976) zu den anfangs des 19. Jahrhunderts aufkommenden Volksfesten: | ||
''Im Dienste dieses „reinen, geläuterten, schweizerischen Gemeinsinns“ ertönten … die alten Kuhreihen (Jodel), Volkslieder und Kuhns Gesänge. Damit drang der Jodel […] zum Zwecke des Kultes helvetischer Heimat, ins Bewußtsein breiterer Volksschichten. Ziel des Volksfestes war es, die „verschiedenen Volksklassen aller Cantone“ zu vereinigen, nähere Verbindungen unter ihnen zu schaffen, die Eintracht zu fördern, indem man die alten Spiele, Sitten und Gebräuche wiederaufleben ließ und den Gesang unter dem Volke richtungsweisend zu veredeln suchte. Solche Festveranstaltungen, aber auch das Vorbild der appenzellischen Landsgemeinde, fanden alsbald Nachahmung in der ganzen Schweiz. Sängervereine wurden gegründet mit der Aufgabe, die Feste zu verschönern. | ''Im Dienste dieses „reinen, geläuterten, schweizerischen Gemeinsinns“ ertönten … die alten Kuhreihen (Jodel), Volkslieder und Kuhns Gesänge. Damit drang der Jodel […] zum Zwecke des Kultes helvetischer Heimat, ins Bewußtsein breiterer Volksschichten. Ziel des Volksfestes war es, die „verschiedenen Volksklassen aller Cantone“ zu vereinigen, nähere Verbindungen unter ihnen zu schaffen, die Eintracht zu fördern, indem man die alten Spiele, Sitten und Gebräuche wiederaufleben ließ und den Gesang unter dem Volke richtungsweisend zu veredeln suchte. Solche Festveranstaltungen, aber auch das Vorbild der appenzellischen Landsgemeinde, fanden alsbald Nachahmung in der ganzen Schweiz. Sängervereine wurden gegründet mit der Aufgabe, die Feste zu verschönern. | ||
Am 4. August 1825 kam dann das erste Sängerfest, das als eigentliches Leitbild aller späteren Sängerfeste galt, auf Anregung des appenzellischen Sängervereins in Speicher und auf dem Vögeliseck zustande. […] Weitere Sängerfeste folgten 1826, 1827, 1836, 1842 und 1843. Am Fest von 1843 erfolgte zugleich die Gründung des eidgenössischen Sängervereins. An ihm sollen insbesondere die Appenzeller mit ihren Jodeln den ,Nerv’ der eidgenössischen Versammlung getroffen haben. Ihre Jodelliedkompositionen gingen vor allem auf [[Tobler Johann Heinrich|Joh. Heinrich Tobler]] […] zurück […] In diesen frühen Chorliedern spielte der - meist noch in tiefer Lage - angehängte stilisierte Jodel bereits eine bedeutende Rolle.'' | |||
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''<small>Quellen:</small>'' | ''<small>Quellen:</small>'' | ||
<small>Gabriel Rüsch, Der Kanton Appenzell historisch, geographisch, statistisch geschildert; Huber & Cie. 1835</small> | <small>Gabriel Rüsch, Der Kanton Appenzell historisch, geographisch, statistisch geschildert; Huber & Cie. 1835</small> | ||
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<small>Historisches Lexikon der Schweiz, Stichwort „Bundesstaat“</small> | <small>Historisches Lexikon der Schweiz, Stichwort „Bundesstaat“</small> | ||