Malerei Hutterli

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Malerei Hutterli Zu den ältesten Handwerksbetrieben im ganzen Appenzellerland überhaupt gehört die Malerei Hutterli. 4 Generationen prägten den Familienbetrieb, bis er 2002 mangels Nachfolger in dritte Hände weitergebgeben wurde.

Konrad Hutterli: 8. 11. 1850 – 6.3.1926

Bereits früh zeigte sich bei Konrad Hutterli, welcher auf einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb in Salenstein TG aufwuchs, die zeichnerische Begabung. Seine Eltern gaben ihm deshalb die Gelegenheit, den Malerberuf zu erlernen.

In einem bekannten Malergeschäft in Frauenfeld erhielt er seine beruflichen Grundlagen. Dort heiratete er 1876 Elisa Hugentobler. Aus dieser Ehe entsprossen 3 Kinder. Er zog mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn Eugen im Frühjahr 1882 nach Speicher, wo er in der Wies ein Haus erwarb und darin seine Malerwerkstatt einrichtete. Noch in den ersten Jahren konnte jenes Haus durch einen Anbau erweitert und die bisherige Werkstatt in den neuen Gebäudeteil verlegt werden.

Konrad Hutterli führte in seinem Geschäftslokal hauptsächlich dekorative Arbeiten aus, aber auch Holz- und Marmorimitationen an Möbeln und das Bemalen von Kutschen, die ihm mit grossen Arbeitsaufträgen gute Verdienstmöglichkeiten bot.

Dank seiner beruflichen Kenntnisse gewann er rasch eine treue Kundschaft. Bei seinen Berufskollegen schuf er sich schnell Hochachtung, so dass er 1907 bei der Gründung des Malermeister-Verbandes beider Appenzell zum Präsidenten für die ersten 3 Jahre gewählt wurde.


Eugen Hutterli (I.) 16.7.1880 – 26.7.1930 Eugen Hutterli (I.) erlernte den Malerberuf im elterlichen Geschäft. Nach kurzen Aufenthalten und Weiterbildungskursen in St. Gallen, Zürich und Basel wurde auch er in Speicher sesshaft.

Er half seinem Vater tatkräftig mit in der Führung des noch jungen Betriebes. In jener Zeit erlebte Speicher einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Die elektrische Strassenbahn St. Gallen – Speicher - Trogen wurde gebaut, und an den neuen Strassenzügen entstanden laufend neue Häuser, sodass zeitweise zwischen 10 und 20 Maler beschäftigt werden konnten.

Im Jahre 1908 liess Eugen Hutterli (I.)einen eigenen Geschäftssitz direkt an der neuen Durchgangsstrasse St. Gallen - Trogen im Hinterdorf erstellen. Eugen Hutterli widmete sich vor allem der Baumalerei. Mit dieser Abgrenzung der Arbeiten kamen sich Vater und Sohn nicht ins Gehege.

Weniger erfreulich erging es der Wirtschaft einige Jahre Später. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges schmolzen die grossen Aufträge sehr rasch zusammen. Militärdienst und private Notstandsarbeiten lösten einander ab. Auch Eugen musste dem Vaterland dienen und Familie und Geschäft verlassen. Dies war für die Familie mit den 4 Kindern Klärli, Marti, Rösli und Eugen (II.) eine harte Zeit der Bewährung, denn das Geschäft musste weiterlaufen. 1915 konnte die Malerei Eugen Hutterli 129 Rechnungen mit einem Totalbetrag von Fr. 7255.- ausstellen.

Wie bescheiden 1915 die Lohnansätze waren, zeigt sich bei der Rechnung zum Auftrag „Reinigung des Vögelinsegg Denkmals“: Das Denkmal gereinigt mit Chlor- und Sauerkleesalz Material Fr. 4.80, Meisterlohn 11 Std. à Fr. -.75 = Fr. 8.25, Lehrling 21 Std. à -.40 = Fr. 8.40, Total: Fr. 21.45.

Selbstverständlich gab es auch damals gute Arbeitsaufträge. Eine hiesige Schreinerei fabrizierte für ein St. Galler Spielwarengeschäft u.a. hölzerne Spielwaren, welche die Malerei Eugen Hutterli in Heimarbeit bemalen musste.

In der Zeit von März 1916 bis November 1918 wurden lackiert und farbig bemalt: 3909 Eisenbahnzüge zwischen 1. - und 1.50 = Fr. 4461.50 2156 Viehställe zwischen -.40 und 1.70 = Fr. 3508.40 1000 Autos zwischen .60 und -.70 = Fr. 630.- 400 Nähschatullen zwischen -.80 und 1.- = Fr. 370.-

1918 konnte er zur Ergänzung seiner Liegenschaft ungefähr 560 m2 zusätzlichen Boden erwerben. Damit bestand die Möglichkeit, das immer grösser werdende Gerüstlager an einen besseren Standort zu verlegen.

Nach Abschluss des Krieges war seine Gesundheit arg angegriffen. Von einem Augenleiden konnte er sich nie mehr ganz erholen. Gesundheitlich geschwächt musste er auf persönliche Arbeitseinsätze oftmals verzichten. Dafür stellte er sich vermehrt für öffentliche, körperlich weniger strenge Aufgaben zur Verfügung. Neben Tätigkeiten für die Gemeinde, leitete er von 1916 bis 1926 mit besonderer Begabung und Freude den kantonalen Berufsverband. Zudem war er bis 1922 Aktuar des Verkehrsvereins Speicher. „Protokollfoto“ einfügen

Nach den Kriegsjahren normalisierten sich auch die Auftragseingänge wieder. Aus den Jahren 1920 und 1921 stammen auch die zum Teil noch vorhandenen Wandgemälde: "Sämtisersee" im Saal zur Linde, Speicher (abgebrochen?) "Klöntalersee" im Saal zur Erle, Speicher (abgebrochen?) "Seealpsee und Fählensee" im Saal zum Rössli, Haslen Eventuell noch vorhanden) Foto machen.

Nebst diesen Wandgemälden schuf Eugen Hutterli noch diverse Ölbilder, welche sein künstlerisches Talent zeigen: „Fotogallery“ einfügen“

Die unaufhaltsame Entwicklung des Autogewerbes veranlasste Eugen Hutterli, das Geschäft versuchsweise auf die Automalerei auszudehnen. Mit dem Erweiterungsbau von 1920 wurde die Werkstatt vergrössert. Die damals vorwiegende Handarbeit an den Karosserien, wie schleifen, lackieren usw., wurde bald durch das Spritzverfahren überholt. Diese Umstellung wollte er aber nicht mitmachen, denn für die notwendigen Investitionen schienen die Aufträge zu gering.

Die Zahlungsmoral der Kunden verschlechterte sich in den Nachkriegsjahren des ersten Weltkriegs so sehr, dass Rechnungen Monate oder gar Jahre brauchten, bis sie endlich beglichen wurden. Trotz der Krisenjahre konnte die Malerei Hutterli jedoch nicht allzu sehr beklagen.

Eugen Hutterli(I.) starb plötzlich, nur 50-jährig am 26. Juli 1930.

Eugen Hutterli (II.) 18.10.1908 – 16.11.2004 Noch kurz vor der Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses im Hinterdorf wurde Eugen Hutterli (II.) geboren. Dem einzigen Sohn war es praktisch vorgegeben, dass auch er den Malerberuf erlernen würde.

Nach dem Besuch der Schulen in Speicher und der Kantonsschule in Trogen erlernte er in Solothurn den Beruf des Malers. In Lausanne fand er später eine zusätzliche Gelegenheit, dekorative Arbeiten und Beschriftungen lernen und ausführen zu können. Wanderjahre im Ausland blieben ihm verwehrt, da die Grenzen wegen der weltweiten Krisenentwicklung verschlossen waren. So blieb ihm ein halbes Jahr, in welchem er in München die Malerfachschule besuchen konnte.

Im Sommer 1930 erreichte ihn an einer Arbeitsstelle in Wengen die Hiobsbotschaft, dass sein Vater auf dem Sterbebett liege. Unverzüglich reiste er nach Hause, um von nun an dem Malergeschäft vorzustehen. Damals waren im Betrieb 2 Arbeiter und einen Lehrling angestellt. Der bevorstehende Herbst brachte den jungen Chef in eine heikle Situation. Denn was im Sommer verdient werden konnte, musste ausreichen, um die langen Wintermonate zu überbrücken. Dies kann man sich heute kaum mehr vorstellen.

Nach der Absolvierung von Malerfachlehrerkursen konnte er Unterricht an der Fachschule in Will erteilen, zudem leitete der erst 22-jährige über die Wintermonate vom BIGA bezahlte mehrwöchige Weiterbildungskurse für junge Malergesellen.

An der 1934 erstmals durchgeführten höheren Fachprüfung erwarb Eugen Hutterli (II.) mit Erfolg das Meisterdiplom.

Im Herbst 1933 hatte er sich mit Anna Kauderer verheiratet, welche ihm drei gesunde Kinder schenkte. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 wurde der Familienvater ebenfalls zur Bewachung unserer Heimat einberufen. Als Arbeitgeber waren die ersten Monate besonders hart, denn bis auch die selbständig erwerbenden in den Genuss von Lohnausfallentschädigungen kamen, verging noch längere Zeit.

Hatte man nach dem 2. Weltkrieg allgemein Arbeitslosigkeit befürchtet, so entstand das Gegenteil. Auch in Speicher entwickelte sich ein starker Nachholbedarf für Malerarbeiten. Wer arbeiten wollte, fand immer genügend Arbeit, es entstand trotz vorübergehender Rezession eine Zeit der Hochkonjunktur. Schweizer Arbeitskräfte fehlten überall, so dass sich auch das Malergeschäft Hutterli genötigt sah, Mitarbeiter aus Nachbarländern einzustellen. Eine Teuerungswelle veränderte die Wirtschaftslage stark, verbunden mit Anpassungen der Arbeitslöhne und der vermehrten Sozialzulagen.

Bereits 1940 vertraute ihm der kantonale Berufsverband das Präsidium an, welches er bis 1952 inne hatte.

Politische Karriere

1943 wurde Eugen Hutterli (II.) in den Gemeinderat gewählt, 9 Jahre später übertrug man ihm das Amt des Gemeindehauptmanns, das er während 10 Jahren inne hatte.

Als grosse Aufgabe oblag ihm die Erarbeitung und Verwirklichung des grossen Projektes, Speicher 1961 an die quellenunabhängige Wasserversorgung des Bodenseewassernetzes der Stadt St. Gallen anzuschliessen. Was ihn aber ausserberuflich am längsten beanspruchte, war die Mitwirkung innerhalb der Verwaltung der Trogenerbahn mit der Modernisierung und Erneuerung des Rollmaterials.

Viele Jahre durfte er Speicher im Kantonsrat vertreten; von 1957-1972 in der in der Landesbau- und Strassenkommission mit, wo viele interessante Aufgaben zu lösen waren.

Eugen Hutterli (III.) 29. 11. 1936 – . 12.2010 In Ste-Croix, fand er nach der Schulzeit eine gute Lehrstelle, wo er den Doppelberuf Maler und Gipser erlernen konnte. Nebst der beruflichen Ausbildung war dies eine gute Gelegenheit französisch zu lernen, zumal der Unterricht in der Berufsschule Lausanne in der französischen Sprache erteilt wurde. Nach bestandenem Lehrabschluss in beiden Berufen kehrte er vorübergehend nach Hause zurück. 1957 hatte er durch das Stagiaire-Abkommen Gelegenheit, ein Jahr lang in Haarlem (Holland) in einem Malergeschäft zu arbeiten. Anschliessend arbeitete er in verschiedenen Betrieben in Zürich als Maler oder Gipser. Dies bot ihm die Möglichkeit, an Abendkursen und zuletzt an Tageskursen der Malerfachklasse der Kunstgewerbeschule Zürich sich auf die Malermeisterprüfung vorzubereiten, welche er 1961 mit Erfolg bestand. Er war damit der erste Ausserrhoder, die Meisterprüfung gemäss neuem Berufsbildungsgesetz abgelegt hatte. Damit war für ihn die Zeit gekommen, ins elterliche Geschäft zurückzukehren.

In den folgenden Jahren ergänzte er sich mit seinem Vater in der Führung des Betriebes. Es fand eine gewisse Arbeitsteilung statt, indem der Sohn mehr die fachtechnische Leitung übernahm, während dem Vater die finanzielle und rechtliche Verantwortung blieb.

Im Herbst 1970 vermählte er sich mit Ruth Forrer. Vier gesunde Kinder, 2 Mädchen und 2 Buben gehörten bald zur Familie.

Ende 1973 und mit dem Erreichen des AHV Alters zog sich der Vater aus dem Geschäft zurück. Die 4. Generation Hutterli war nun für die Geschicke der Malerei Hutterli verantwortlich.

1982 hatte die Malerei Hutterli einen Personal bestand von 6 Personen, bestehend aus Meister, 3 Arbeitern und 2 Lehrlingen. Dies reichte, um den guten Auftragsbestand zu erledigen, so dass die Ertragslage äusserst befriedigend ausfiel. Die Geschäftsentwicklung lässt sich auch durch den Materialeinkauf, wie Farben, Öle, Pinsel, Tapeten, Gips usw. nachvollziehen. Während 1927 die Kosten dafür Fr. 5393.90 betrugen, waren es 1950 bereits Fr. 12‘301.15 und 1980 Fr. 37‘787.50. Natürlich war davon ein grosser Teil teuerungsbedingt.


Der gut eingeführte Name „Malerei Eugen Hutterli“ wurde beibehalten. An der hohen Qualität des Unternehmens, das auch für anspruchsvolle Renovationsaufgaben im Denkmalschutzbereich gerne beigezogen wird, änderte sich nichts.

Politische Karriere

Politische Tätigkeit als Gemeinde und Kantonsrat von bis Auch für Aufgaben der Öffentlichkeit und vor allem für die Berufsverbände liess sich Eugen (III.)bald engagieren. Durch die Tätigkeit als Prüfungsexperte an Lehrabschluss-, Polier und Meisterprüfungen lernte er viele Kollegen aus der ganzen Schweiz kennen. 1977 wurde ihm das Präsidium des kantonalen Berufsverbandes anvertraut. Von yyyy bis xxxx Präsidium des schweizerischen Malerverbands.

Alter Name – neuer Besitzer 1999 war die Hutterli-Familientradition zu Ende. Keines der 4 Kinder wollte sich im Metier der Malerei engagieren. Neuer Firmeninhaber wurde Roman Bischof, unterstützt von seiner Frau Claudia, der in einer im Unterschied zu vielen Familien-KMU geplanten Nachfolgeregelung sukzessive die Geschäftsleitung übernommen hatte.