Bearbeiten von «Mühle und Knochenstampfi»

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==== Knochenmühlen ====
==== Knochenmühlen ====
Knochenmühlen oder „Knochenstampfen“ dienten dazu, die Knochen geschlachteter Rinder und Schweine zu zerkleinern, eben mahlen oder stampfen. Den Bauern diente das Knochenmehl als organischer Dünger, teilweise als Hühnerfutter. Rinder- und Schweineknochen lieferten die Metzger und Altwarenhändler der Gegend, die Knochen mussten vor der Verarbeitung bis zu zwei Jahre zum Trocknen gelagert werden.
Knochenmühlen oder „Knochenstampfen“ dienten dazu, die Knochen geschlachteter Rinder und Schweine zu zerkleinern, eben mahlen oder stampfen. Den Bauern diente das Knochenmehl als organischer Dünger, teilweise als Hühnerfutter. Rinder- und Schweineknochen lieferten die Metzger und Altwarenhändler der Gegend, die Knochen mussten vor der Verarbeitung bis zu zwei Jahre zum Trocknen gelagert werden.
In Fretter im Kreis Olpe (Nordrhein-Westfalen) steht eine [https://de.wikipedia.org/wiki/Knochenmühle_(Fretter) Museumsmühle], die noch in Betrieb ist.
Ein [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vorf%C3%BChrung_Knochenm%C3%BChle_Fretter.webm Kurzfilm] von Wikipedia/Stefan Flöper zeigt die Funktionsweise.


=== Geschichtliche Daten aus historischen Quellen ===
=== Geschichtliche Daten aus historischen Quellen ===
==== Belege aus der Rechsteinerchronik ====
==== Belege aus der Rechsteinerchronik ====
Aus der handschriftlich verfassten und durch die Darstellung nicht immer eindeutig zu zuordnenden Angaben lässt sich folgendes schliessen (S. 153):
Aus der handschriftlich verfassten und durch die Darstellung nicht immer eindeutig zu zuordnenden Angaben lässt sich folgendes schliessen (S. 153):
[Gemäss] Spruchbrief [schriftlicher Vertrag] eines Bartly Bäntziger wurde die Speicherer Mühle 1624 erbaut.<br>
[Gemäss] Spruchbrief [schriftlicher Vertrag] eines Bartly Bäntziger wurde die Speicherer Mühle 1624 erbaut. Besitzer waren Hauptmann (1734-1738) Conrad Ringeisen, um 173? Jacob Zähner aus Hundwil und dann Johannes Altherr, welcher 1767 im Kammrad eingeklemmt und dadurch tödlich verletzt wurde. Das war bereits der 3. Unglücksfall in dieser Mühle. In der gleichen Zeit sind durch einen Schlipf zwei Kinder ums Leben gekommen und in 1753 ist dem alten Müller (Jacob Zähner) ein Sohn im Sämmler ertrunken.
Besitzer waren Hauptmann (1734-1738) Conrad Ringeisen, um 173? Jacob Zähner aus Hundwil und dann Johannes Altherr, welcher 1767 im Kammrad eingeklemmt und dadurch tödlich verletzt wurde. Das war bereits der 3. Unglücksfall in dieser Mühle. In der gleichen Zeit sind durch einen Schlipf zwei Kinder ums Leben gekommen und 1753 ist dem alten Müller (Jacob Zähner) ein Sohn im Sämmler ertrunken.<br>
In den 1760er Jahren verlotterte das Haus zusehends.
1729 wurde von Hans Hanssen Danieles ein Haus mit fünf Zimmern oberhalb gebaut.<br>
1729 wurde von Hans Hanssen Danieles ein Haus mit fünf Zimmern oberhalb gebaut.
In den 1760er Jahren verlotterte das Haus zusehends.<br>
Die Speicherer Säge gehörte bis in die 1760er Jahre zur Mühle und wurde dann separat verkauft zu 400 Gulden an (von?) Jacob Altherr.
Die Speicherer Säge gehörte bis in die 1760er Jahre zur Mühle und wurde dann separat verkauft zu 400 Gulden an (von?) Jacob Altherr.


==== Belege aus der Tannerchronik ====
==== Belege aus der Tannerchronik ====
Bartholome Tanner führt in seiner [[Tanner Chronik|Chronik]] im Weiler „Mühle“ drei Häuser auf:
Bartholome Tanner führt in seiner Chronik im Weiler „Mühle“ drei Häuser auf:
Nr. 200 mit Baujahr 1729, eine Mühle Nr. 201 mit Baujahr 1624 und die Knochenstampfe, früher Säge mit Nr. 201b und Baujahr 1846.
Nr. 200 mit Baujahr 1729, eine Mühle Nr. 201 mit Baujahr 1624 und die Knochenstampfe, früher Säge mit Nr. 201b und Baujahr 1846.
Tanner bestätigt die von Rechsteiner erwähnten Unglücksfälle:
Tanner bestätigt die von Rechsteiner erwähnten Unglücksfälle:
1699, am 21. April, wurden das 9jährige Kind Elsbetha des nachherigen Hauptmanns Schläpfer und die 15jährige Tochter Wiberatha des Barth. Bänziger bei der Speichermühle von einem Erdschlipfe begraben und erstickt. (Seite 634)<br>
1699, am 21. April, wurden das 9jährige Kind Elsbetha des nachherigen Hauptmanns Schläpfer und die 15jährige Tochter Wiberatha des Barth. Bänziger bei der Speichermühle von einem Erdschlipfe begraben und erstickt. (Seite 634)
1753 verlor Jakob Zähner, des Müllers Sohn, sein Leben in einem Wassersämmler in der Speichermühle. (Seite 636)<br>
1753 verlor Jakob Zähner, des Müllers Sohn, sein Leben in einem Wassersämmler in der Speichermühle. (Seite 636)
1767, am 7. Februar, hatte Mstr. Johs. Altherr das Unglück, in seiner Säge in Speicher ins Kammrad zu kommen, in Folge dessen er nach etlichen Stunden, 29 Jahre alt, unter grossen Schmerzen verschied. (Seite 636)
1767, am 7. Februar, hatte Mstr. Johs. Altherr das Unglück, in seiner Säge in Speicher ins Kammrad zu kommen, in Folge dessen er nach etlichen Stunden, 29 Jahre alt, unter grossen Schmerzen verschied. (Seite 636)


==== Das Unglück von 1699 ====
[[Datei:Unglück bei der Mühle 1699.png|mini]]
Am 21. April wurden die 9 - jährige Elsbetha Schläpfer, Tochter des späteren Hauptmanns Schläpfer und die 15 - jährige Wiberatha Bänziger, Tochter des Bartholome Bänziger, bei der Speichermühle von einem Erdschlipf begraben und erstickt.
Sowohl Rechsteiner wie auch Tanner erwähnen das Unglück von 1699, als zwei Mädchen durch einen Erdschlipf ums Leben kamen. Beide Chronisten dürften sich auf den Eintrag im ersten Kirchenbuch von Speicher beziehen, wo der Unglücksfall im Sterberegister auf Seite 397 mit Datum 21. April 1699 belegt ist.


==== 1936 zerstört ====
==== 1936 zerstört ====
[[Datei:Mühle Fitzi 1840.jpg|mini|rechts|J.U.Fitzi, Bleistiftzeichnung um 1840]]
[[Datei:Mühle Fitzi 1840.jpg|mini|rechts|J.U.Fitzi, Bleistiftzeichnung um 1840]]
Gemäss Rechsteiner und [[Tanner Chronik|Tanner]] wurde die Mühle 1624 erbaut. Tanner erwähnt, dass die Nummer 201b früher Säge und jetzt (also 1870) eine Knochenstampfe sei und 1846 erbaut wurde. Möglicherweise waren Säge und Mühle zusammen gebaut. Der Name Knochenstampfe ging später eventuell über auf das Mühlegebäude. Das Bild von [[Fitzi, Johann Ulrich - Zeichner und Maler|Johann Ulrich Fitzi]] um 1840 zeigt zweifelsfrei das Gebäude, das 1936 als die zu jener Zeit im Volksmund genannte „Knochenstampfi“ abgerutscht ist. Über der Türe ist die Jahrzahl 1786 zu erkennen, gemäss Steinmann wohl das Jahr einer umfassenden Renovation. Zwischen 1852 und 1860 wurden Mahlwerk und Backofen entfernt, es war also wohl nicht mehr Mühle, sondern eben Knochenstampfe.
Gemäss Rechsteiner und Tanner wurde die Mühle 1624 erbaut. Tanner erwähnt, dass die Nummer 201b früher Säge und jetzt (also 1870) eine Knochenstampfe sei und 1846 erbaut wurde. Möglicherweise waren Säge und Mühle zusammen gebaut. Der Name Knochenstampfe ging später eventuell über auf das Mühlegebäude. Das Bild von Johann Ulrich Fitzi um 1840 zeigt zweifelsfrei das Gebäude, das 1936 als die zu jener Zeit im Volksmund genannte „Knochenstampfi“ abgerutscht ist. Über der Türe ist die Jahrzahl 1786 zu erkennen, gemäss Steinmann wohl das Jahr einer umfassenden Renovation. Zwischen 1852 und 1860 wurden Mahlwerk und Backofen entfernt, es war also wohl nicht mehr Mühle, sondern eben Knochenstampfe.  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


=== Letzte Bewohner ===
=== Letzte Bewohner ===
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==== Die Mühle in Landeskarten ====
==== Belege aus den Landeskarten ====
Die Landeskarten aus der Zeitreise von swisstopo zeigen sowohl das Verschwinden der Mühle, die Veränderungen in der Wegführung, als auch die Geländeveränderungen, die mit dem späteren Bau der Kläranlage einher gingen.<br>
Die Landeskarten aus der Zeitreise von swisstopo zeigen sowohl das Verschwinden der Mühle, die Veränderungen in der Wegführung, als auch die Geländeveränderungen, die mit dem späteren Bau der Kläranlage einher gingen<br>


<gallery>
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Bildschirmfoto_1865.JPEG|1865
Datenstand_1936.jpg|1936
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Datenstand_1953.jpg|1953
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<small>Text:</small>''<small> Peter Abegglen, 2019</small>''
<small>Text:</small>''<small> Peter Abegglen, 2019</small>''
[[Kategorie:Häusergeschichten]]
[[Kategorie:Wirtschaft und Gewerbe]]

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