Klösler - Kläusler - Chläusler

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Fix im Programm der Sonnengesellschaft

Klösler, Kläusler, Chläusler sind Synonyme für ein und denselben Anlass: Den Klausabend der Sonnengesellschaft als festlichem Anlass um den 6. Dezember herum. Im Gegensatz zu Klausabenden von Vereinen ist der Chläusler mehr als gemütliches Beisammensein: Neben feinem Essen bilden ein unterhaltender Teil und Tanzgelegenheit wichtige Elemente des Anlasses.
Im Jahrbuch 1897 der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft ist dem Kläusler der Sonnengesellschaft ein Hauptbeitrag gewidmet, der auf die Klausfeiern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Bezug nimmt. Über fast fünfzig Seiten geht der Vorderländer Volkskundler Alfred Tobler auf den mit kurzen Unterbrüchen regelmässig stattfindenden Anlass ein und schildert in aller Blumigkeit, wessen sich die Sonnengesellschafter erfreuen konnten.
Seit den 1970er-Jahren hat sich ein Zweijahresrhythmus eingebürgert, der nur einmal, nämlich 2020, im Jahr der Coronapandemie, um ein Jahr verschoben werden musste. Seit 2014 findet der Chläusler als gemeinsamer Anlass von Kronengesellschaft Trogen und Sonnengesellschaft Speicher statt, je abwechselnd in Trogen und Speicher.

1823 erstmals ein Klösler

Am 11. Dezember 1823 lud die Sonnengesellschaft erstmals zum „Fest des heiligen Nikolaus“ und zwar auf besondere Weise: „Zum ersten mal nähmlich wurden die Frauen in die Gesellschaft zu einem gesellschaftlichen Mahl eingeladen“ heisst es im Protokollbuch. Nicht verwunderlich, dass unter anderem „Das Lob der Frauen“ von Friedrich Schiller und ein „Gegenstück von Freiherr von Openstein (welch letzterer von einem Spassmacher mit Zusätzen vorgetragen wurde)“ die Pausen zwischen den Gängen des Festessens füllten. Seit jenem Jahr ist der Kläusler fester Anlass im Veranstaltungsprogramm mit ganz kurzen Unterbrüchen bis in die Gegenwart. Eingeladen zum Kläusler sind ab 1840 auch Mitglieder des Frauenvereins, die ihrerseits wieder Damen aus anderen Gemeinden in die Speicherer Gesellschaft einführen. Am Ablauf ändert sich über all die Jahrzehnte hinweg zwar dies und jenes, aber im Grundlegenden bleibt der Chläusler ein auf Fröhlichkeit ausgerichteter Anlass mit gediegenem Essen, unterhaltenden Einlagen und Tanz, manchmal auch mit überraschendem Besuch vom Samichlaus.

Festliches Essen

„Ein einfaches Nachtessen für vier bis sechs Batzen, später ein bis zwei Franken, und viel Humor, begeisterte Toaste, Deklamationen und frohe Lieder und dann zu guter Letzt eine Kollekte für gute Zwecke, bei der die Mitglieder meist recht tief in die Tasche zu greifen pflegten; das waren so die Hauptpunkte des Kläuslerprogramms.“ So schildert 1880 Georg Baumberger den Ablauf. Mit „einfachem Nachtessen“ scheint er etwas tief zu stapeln. Aus Johann Heinrich Toblers Feder tönt es 1836 ein bisschen anders: „Des Wirth’s Würste, Braten, Schinken, Zungen, Essigfleisch, gebackenes Gizi, Pasteten, Omelette u, A. m., ein gutes Glas Wein oder Most wirkten auf die Unterhaltungsgabe der Mitglieder nicht selten in so hohem Grade, dass man bei der gespanntesten Aufmerksamkeit nicht Alles, was gesprochen wurde, hören und noch weniger fassen konnte.“


Humor, Deklamationen, Konzerte

Seit 1823 bildeten satirische und humoristische Lesungen, anfänglich insbesondere von Johann Heinrich Tobler, Georg Leonhard Schläpfer und Gabriel Rüsch den unterhaltenden Teil des Klöslers. Nach dem Tode der drei Herren dieses „Triumvirats“ fielen die Klösler in eine Art Dämmerschlaf. Ab 1860 waren am Klöslerdatum die Hauptversammlungen. Erst ab 1925 kamen die eigentlichen Chläuslerfeiern wieder auf. In den Jahren vor und nach dem 2. Weltkrieg standen häufig Lesungen von Schweizer Schriftstellern im Mittelpunkt des kulturellen Teil des Programms, unter ihnen zu ihrer Zeit bekannte Namen wie Alfred Huggenberger, Simon Gfeller, Johannes Jegerlehner, Karl Grunder, Gobi Walder oder Hans Roelli. Ab den 1970er-Jahren traten an die Stelle der Lesungen Konzerte aus verschiedenen Stilrichtungen, öfters auch von Nachwuchstalenten aus der Umgebung.

Reminiszenenauswahl

2012: Melodien aus Finnland, Russland und Frankreich

Konzert der Extraklasse am 8. Dezember im Buchensaal mit der Mezzosopranistin Terhi Kaarina Lampi und Pianist und Kapellmeister Stéphane Fromageot. Für beide stellt Musik den Beruf dar, beide wohnen seit vielen Jahren in Speicher. Traditioneller Ablauf mit Festessen, bezaubernder Dekoration (Gerry Züger), Konzert, Tombola und Samichlausbesuch (Urs Fritz).


Quellen: Martin Hüsler: Festschrift zum 200-Jahr-Jubiläum der Sonnengesellschaft; 2020 Protokolle im Archiv der Sonnengesellschaft; Staatsarchiv App. A. Rh., Herisau, Pa 086-3 App. Jahrbücher Band 25 (1897)http://doi.org/10.5169/seals-262141