Gasversorgung

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Im Jahre 1913 erteilte Speicher dem Gaswerk St. Gallen die Konzession zur Lieferung von Stadtgas.

Bereits im Jahre 1856 wurde das Gaswerk St. Gallen gegründet. Das sogenannte Leucht- oder Stadtgas wurde anfangs durch die Destillation von Holz und Torf, später durch Steinkohle gewonnen.

Der steigende Verbrauch bewog das Gaswerk St. Gallen, 1903 im Rietli Goldach ein neues Gaswerk zu erstellen. Dadurch konnte man die Brandgefahr und gleichzeitig die starke Luftverschmutzung in der Stadt reduzieren.

Eine Gussleitung transportierte das Gas von Goldach nach St. Gallen, und von dort weiter nach bis Speicher zu den Verbrauchern. Das Gas wurde hauptsächlich zum Kochen verwendet, aber auch zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung.

Von den rund 1300 Haushaltungen waren 1973 in Speicher 419 Häuser mit Gas erschlossen. Der hiesige Bezug von Gas war für das Gaswerk St. Gallen unwirtschaftlich, zumal in Speicher viele Häuser noch mit Holz und Kohle beheizt wurden. Die weit auseinanderliegenden Häuser waren durch lange Zuführungsleitungen erschlossen, was grosse Unterhalts und Reparaturkosten verursachte.


Mit der geplanten Umstellung auf Erdgas hätten zudem wegen des höheren Drucks auf der Leitung viele Rohre ausgewechselt werden müssen. Diese Erkenntnis bewog das Gaswerk St. Gallen, den Gasvertrag mit Speicher per 31.3.1973 aufzulösen, mit der Zusicherung einer Weiterlieferung für ein Jahr.

Dieser Beschluss der Gasversorgung ärgerte die Gasbezüger in Speicher und sie schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. In der darauf folgenden Abstimmung lehnten die Stimmberechtigten die Initiative zur Weiterführung der Gasversorgung von Speicher knapp ab.Zur Abfederung von Härtefällen beschloss der Gemeinderat eine finanzielle Unterstützung bei der Umstellung auf Ölheizungen.

Per Ende März 1974 wurden alle Gasuhren durch die Gasversorgung St. Gallen demontiert und alle Leitungen aus Sicherheitsgründen ausgeblasen.

Die Elektriker des EW Trogenerbahn hatten in jenem Jahr einen Grosseinsatz zu leisten, mussten sie doch 320 Kochherde und 66 Boiler montieren, sowie 38 Hausanschlüssen für den erhöhten Strombedarf verstärken.

Wenn heute Strassen saniert oder Grundstücke überbaut werden, finden die Bauunternehmer immer noch viele alte Rohre der ehemaligen Gasversorgung Speicher vor.


Text: Paul Hollenstein 2017