Gasversorgung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus WikiSpeicher
Zeile 7: Zeile 7:
Eine Gussleitung transportierte das Gas von Goldach nach St. Gallen, und von dort weiter nach bis Speicher zu den Verbrauchern. Das Gas wurde in Speicher '''hauptsächlich zum Kochen verwendet''', vereinzelt aber auch zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung.<br />
Eine Gussleitung transportierte das Gas von Goldach nach St. Gallen, und von dort weiter nach bis Speicher zu den Verbrauchern. Das Gas wurde in Speicher '''hauptsächlich zum Kochen verwendet''', vereinzelt aber auch zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung.<br />
   
   
'''Von den rund 1300 Haushaltungen waren 1973 in Speicher 419 Häuser mit Gas erschlossen'''. Der hiesige Bezug von Gas war für das Gaswerk St. Gallen total unwirtschaftlich, zumal in Speicher die meisten Häuser noch mit Holz und Kohle beheizt wurden. Die weit auseinanderliegenden Liegenschaften waren durch lange Zuführungsleitungen erschlossen, was grosse Unterhalts und Reparaturkosten verursachte. <br /><br />
'''Im Jahre 1973, also 60 Jahre nach den Gaslieferungsbeschluss, waren von den rund 1300 Haushaltungen in Speicher 419 Häuser mit Gas erschlossen'''. Der hiesige Bezug von Gas war für das Gaswerk St. Gallen absolut unwirtschaftlich, zumal die Speicherer ihre Häuser meist noch mit Holz und Kohle beheizten.  
So liessen die Stadtwerke verlauten, dass in Speicher nur soviel Gas verbraucht würde, wie in St. Gallen ein grosses Mehrfamilienhaus mit vollem Gasbezug benötige.<br />
 
Die weit auseinanderliegenden Liegenschaften Speichers waren durch lange Zuführungsleitungen erschlossen, was grosse Unterhalts und Reparaturkosten verursachte. Mit der geplanten Umstellung auf Erdgas hätten zudem wegen des höheren Drucks auf der Leitung viele Rohre ausgewechselt werden müssen. Diese Erkenntnis bewog das Gaswerk St. Gallen, den '''Gasvertrag mit Speicher per 31.3.1973 aufzulösen''', mit der Zusicherung der Gaslieferung für ein weiteres Jahr.<br /><br />


<gallery>
<gallery>
Zeile 20: Zeile 23:
</gallery><br />
</gallery><br />


Mit der geplanten Umstellung auf Erdgas hätten zudem wegen des höheren Drucks auf der Leitung viele Rohre ausgewechselt werden müssen. Diese Erkenntnis bewog das Gaswerk St. Gallen, den '''Gasvertrag mit Speicher per 31.3.1973 aufzulösen''', mit der Zusicherung einer Gaslieferung für ein weiteres Jahr.<br />


Dieser Beschluss der Gasversorgung ärgerte die Gasbezüger in Speicher und sie schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. In der darauf folgenden Gemeindeabstimmung lehnten die Stimmberechtigten die Initiative zur Weiterführung der Gasversorgung von Speicher knapp ab. Zur Abfederung von Härtefällen beschloss der Gemeinderat eine finanzielle Unterstützung für die Umstellung auf andere Energiequellen.<br />
 
Dieser Beschluss der Gasversorgung ärgerte die Gasbezüger in Speicher und sie schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. In der darauf folgenden '''Gemeindeabstimmung''' lehnten die Stimmberechtigten die '''Initiative zur Weiterführung der Gasversorgung von Speicher''' knapp ab. Zur Abfederung von Härtefällen beschloss der Gemeinderat eine finanzielle Unterstützung für die Umstellung auf andere Energiequellen.<br />


Per Ende März 1974 wurden alle Gasuhren durch die Gasversorgung St. Gallen demontiert und sämtliche Leitungen aus Sicherheitsgründen ausgeblasen.<br />
Per Ende März 1974 wurden alle Gasuhren durch die Gasversorgung St. Gallen demontiert und sämtliche Leitungen aus Sicherheitsgründen ausgeblasen.<br />
Zeile 35: Zeile 38:
<small>Karte:</small><br />
<small>Karte:</small><br />
''<small>Archiv Gemeindeverwaltung Speicher</small>''<br />
''<small>Archiv Gemeindeverwaltung Speicher</small>''<br />
<small>Text: Paul Hollenstein 2017</small>
<small>Text:</small><br />
<small>Paul Hollenstein 2017</small>
 
[[Kategorie:Infrastruktur und Umweltschutz]]
[[Kategorie:Infrastruktur und Umweltschutz]]

Version vom 6. April 2017, 13:59 Uhr

Im Jahre 1913 erteilte Speicher dem Gaswerk St. Gallen die Konzession zur Lieferung von Stadtgas.

Bereits im Jahre 1856 wurde das Gaswerk St. Gallen gegründet. Das sogenannte Leucht- oder Stadtgas wurde anfangs durch die Destillation von Holz und Torf, später durch Steinkohle gewonnen.

Der steigende Verbrauch bewog das Gaswerk St. Gallen, 1903 im Rietli Goldach ein neues Gaswerk zu erstellen. Dadurch konnte man die Brandgefahr und gleichzeitig die starke Luftverschmutzung in der Stadt reduzieren.

Eine Gussleitung transportierte das Gas von Goldach nach St. Gallen, und von dort weiter nach bis Speicher zu den Verbrauchern. Das Gas wurde in Speicher hauptsächlich zum Kochen verwendet, vereinzelt aber auch zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung.

Im Jahre 1973, also 60 Jahre nach den Gaslieferungsbeschluss, waren von den rund 1300 Haushaltungen in Speicher 419 Häuser mit Gas erschlossen. Der hiesige Bezug von Gas war für das Gaswerk St. Gallen absolut unwirtschaftlich, zumal die Speicherer ihre Häuser meist noch mit Holz und Kohle beheizten. So liessen die Stadtwerke verlauten, dass in Speicher nur soviel Gas verbraucht würde, wie in St. Gallen ein grosses Mehrfamilienhaus mit vollem Gasbezug benötige.

Die weit auseinanderliegenden Liegenschaften Speichers waren durch lange Zuführungsleitungen erschlossen, was grosse Unterhalts und Reparaturkosten verursachte. Mit der geplanten Umstellung auf Erdgas hätten zudem wegen des höheren Drucks auf der Leitung viele Rohre ausgewechselt werden müssen. Diese Erkenntnis bewog das Gaswerk St. Gallen, den Gasvertrag mit Speicher per 31.3.1973 aufzulösen, mit der Zusicherung der Gaslieferung für ein weiteres Jahr.



Dieser Beschluss der Gasversorgung ärgerte die Gasbezüger in Speicher und sie schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. In der darauf folgenden Gemeindeabstimmung lehnten die Stimmberechtigten die Initiative zur Weiterführung der Gasversorgung von Speicher knapp ab. Zur Abfederung von Härtefällen beschloss der Gemeinderat eine finanzielle Unterstützung für die Umstellung auf andere Energiequellen.

Per Ende März 1974 wurden alle Gasuhren durch die Gasversorgung St. Gallen demontiert und sämtliche Leitungen aus Sicherheitsgründen ausgeblasen.

Die Elektriker des EW Trogenerbahn hatten in jenem Jahr einen Grosseinsatz zu leisten, mussten sie doch 320 Kochherde und 66 Boiler montieren, sowie 38 Hausanschlüsse für den erhöhten Strombedarf verstärken.

Wenn heute Strassen saniert oder Grundstücke überbaut werden, finden die Bauunternehmer immer noch viele alte Rohre der ehemaligen Gasversorgung Speicher vor.


Quelle:
Strebel Hanspeter, „Speicher, der Weg zum Heute“, 2014
Karte:
Archiv Gemeindeverwaltung Speicher
Text:
Paul Hollenstein 2017