Affenhaus: Unterschied zwischen den Versionen

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== Affenhaus ==
Erstmalige Erwähnung findet das Affenhaus im Band II „Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Eugen Steinmann, Basel 1980“: ''Bis 1823 (in Trogen) existierten nur die drei grossen Holzgiebelhäuser Nr. 126, 128 und 129, wohl alle drei 17. Jh. mit ihren Anbauten und mit dem wohl Anfang des 19. Jahrhunderts an Nr. 126 angebauten Walmdachhäuschen nr. 127. Von etwa 1824 bis 1847 stand auf der Nordseite von Nr. 126 das '''sog. Affenhäuschen''' des Dr. med. Joh. Georg Schläpfer, um 1824 Eigentümer aller Gebäude an der Halden.''


Erstmalige Erwähnung findet das Affenhaus im Band II „Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Eugen Steinmann, Basel 1980“: Bis 1823 (in Trogen) existierten nur die drei grossen Holzgiebelhäuser Nr. 126, 128 und 129, wohl alle drei 17. Jh. mit ihren Anbauten und mit dem wohl Anfang des 19. Jahrhunderts an Nr. 126 angebauten Walmdachhäuschen nr. 127. Von etwa 1824 bis 1847 stand auf der Nordseite von Nr. 126 das '''sog. Affenhäuschen''' des Dr. med. Joh. Georg Schläpfer, um 1824 Eigentümer aller Gebäude an der Halden.
Anbei die damalige Situation in Trogen:
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Anbei die damalige Situation in Trogen.
[[Datei:Zeughaus Trogen 1825.jpg|miniatur|links|Situation in Trogen 1847]] [[Datei:Affenhaus 1847 Trogen.jpg|miniatur|rechts|Situation in Trogen 1847]]




Situation gestern und heute im Oberdorf Speicher:
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[[Datei:Affenhaus_2015.jpg|miniatur|mitte|<small>Affenhaus 2015</small>]] [[Datei:Affenhaus_2_2015.jpg|miniatur|rechts|<small>Affenhaus 2015</small>]]<br />
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Wer war dieser Johann Georg Schläpfer?


aus: Appenzellische Jahrbücher 1976, 104. Heft, Trogen 1977:  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
=== Johann Georg Schläpfer ===
 
 
''<small>aus: Appenzellische Jahrbücher 1976, 104. Heft, Trogen 1977:</small>''


Schläpfer Johann Georg, Trogen (Nr. 7) med. Tüb. 3, 481
Schläpfer Johann Georg, Trogen (Nr. 7) med. Tüb. 3, 481
*1797 6. II., Sohn des Friedrich (*1764, gestorben 1814). 1809-1811 bei Prof. Scheitlin unterrichtet in St. Gallen. 1811-1814 praktische Wundarztlehre bei Dr. Wil. 1814 2. VI. stud. med. et chir. in Tübingen; 1816 dr. med. daselbst. - Anschliessend Studienaufenthalt in Berlin. - 1816 Eröffnung einer ärztlichen Praxis in Trogen. Gibt sich in der Folge als Privatgelehrter den Naturwissenschaften und unternimmt Reisen nach Italien und Frankreich, eifriger Antiquitätensammler, erwarb das Schloss Werdenberg bei Buchs. - Fruchtbarer Schriftsteller. Verstarb 1835 8. IV.


1816 eröffnete Schläpfer an der Halde in Trogen seine Arztpraxis; bald wurde er prominentes Mitglied der Sanitätskommission. Finanziell unabhängig, widmete er sich jedoch bald nur noch naturwissenschaftlichen Studien. Er hielt in seiner Liegenschaft '''mancherlei lebendes Getier''' und sammelte in seinem berühmten Naturalienkabinett eine Unmenge interessanter naturgegenstände, welche später teilweise in den Besitz der Kantonsschule übergingen.  
''Geboren 1797 6. II., Sohn des Friedrich (*1764, gestorben 1814). 1809-1811 bei Prof. Scheitlin unterrichtet in St. Gallen. 1811-1814 praktische Wundarztlehre bei Dr. Wil. 1814 2. VI. stud. med. et chir. in Tübingen; 1816 dr. med. daselbst. - Anschliessend Studienaufenthalt in Berlin. - 1816 Eröffnung einer ärztlichen Praxis in Trogen. Gibt sich in der Folge als Privatgelehrter den Naturwissenschaften hin und unternimmt Reisen nach Italien und Frankreich, eifriger Antiquitätensammler, erwarb das Schloss Werdenberg bei Buchs. - Fruchtbarer Schriftsteller. Verstarb 1835 8. IV.''


'''Aus dieser Zeit stammt vermutlich der Name „Affenhaus“.'''  
[[Datei:Affenhaus Inneres.jpeg|miniatur|rechts|Zeitgenössische Darstellung des Naturalienkabinetts]]1816 eröffnete Schläpfer an der Halde in Trogen seine Arztpraxis; bald wurde er prominentes Mitglied der Sanitätskommission. Finanziell unabhängig, widmete er sich jedoch bald nur noch naturwissenschaftlichen Studien. Er hielt in seiner Liegenschaft '''mancherlei lebendes Getier''' und sammelte in seinem berühmten Naturalienkabinett eine Unmenge interessanter Naturgegenstände, welche später teilweise in den Besitz der Kantonsschule übergingen. Drei Bände wissenschaftlicher Abhandlungen (Lucubrationes) sind im Besitz der [http://e-codices.ch/de/searchresult/list/one/cea/Ms0301-1 Kantonsbibliothek] von Appenzell Ausserrhoden.
'''Aus dieser Zeit stammt vermutlich der Name „Affenhaus“.''' Für die Illustrationen stellte Schläpfer den Zeichner [[Fitzi, Johann Ulrich - Zeichner und Maler|Johann Ulrich Fitzi]] an, welcher ihn auch auf seinen Reisen als "Bildreporter" begleitete.


Umzug nach Speicher 1847
=== Versetzung nach Speicher 1847 ===


1847 musste das Affenhaus in der Halde weichen und es wurde nach Speicher überführt. In der Gebäudechronik von Speicher (1600-1860, Teil. 1, Nr. 1-241) findet sich dann der Vermerk „aus Trogen rübergenommen von den Halten". Gekauft wurde das Haus von Sebastian Rechsteiner für CHF 200.-- (schwierig leserlich).  
1847 musste das Affenhaus in der Halde weichen und es wurde nach Speicher überführt. In der Gebäudechronik von Speicher (1600-1860, Teil. 1, Nr. 1-241) findet sich dann der Vermerk „aus Trogen rübergenommen von den Halten". Gekauft wurde das Haus von Sebastian Rechsteiner für CHF 200.-- (schwierig leserlich).  


[[Datei:Auszug Verkauf 1847.jpg|miniatur|rechts|Gebäudechronik Speicher]]
[[Datei:Auszug Verkauf 1847.jpg|miniatur|links|Gebäudechronik Speicher]]
Seit diesem Zeitpunkt steht es im Oberdorf. 2008 wurde es umfassend renoviert und dient heute als Wohnhaus.  
Seit diesem Zeitpunkt steht es im Oberdorf. 2008 wurde es umfassend renoviert und dient heute als Wohnhaus.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
=== Das Guckhäuschen auf Vögelinsegg ===
 
[[Datei:Guckhäuschen 1.PNG|miniatur|links|Guckhäuschen auf Vögelinsegg]]
Schläpfer hat aber auch in Speicher ein (kleines) Gebäude erstellt: <br>
Baartholome Tanner führt das Guckhäuschen in seinem Häuserverzeichnis unter der Hausnummer 172 mit dem Baujahr 1799 in Holderschwende auf mit der Bemerkung: ''Das von Dr. Schläpfer s.Z. errichtete Bellvedere'' Das hier angegebene Baujahr kann allerdings nicht stimmen, da Johann Georg Schläpfer 1797 geboren wurde.<br>
In einer Beschreibung Trogens aus den späten 1820er Jahren steht: ''"Seine [Trogens] Lage zu den Nachbargemeinden und Nachbarbergen kann am besten von Vögeliseck und zwar von dem Lust- und Guckhäuschen (erstellt von Dr. Schläpfer 1825 auf dem Vögelinseckgrat) aus ersehen werden, das auf dem Grate von Vögelinseck, vom Gasthof 8 Minuten entfernt ist."''
 
[[Datei:Guckhäuschen Höhenweg.JPG|miniatur|links|J.U. Fitzi, Detail Guckhäuschen]]Dieses Häuschen stand zwischen dem Rastplatz und der heutigen Scheune.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 




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== Lage ==
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Aktuelle Version vom 1. Januar 2024, 13:28 Uhr

Erstmalige Erwähnung findet das Affenhaus im Band II „Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Eugen Steinmann, Basel 1980“: Bis 1823 (in Trogen) existierten nur die drei grossen Holzgiebelhäuser Nr. 126, 128 und 129, wohl alle drei 17. Jh. mit ihren Anbauten und mit dem wohl Anfang des 19. Jahrhunderts an Nr. 126 angebauten Walmdachhäuschen nr. 127. Von etwa 1824 bis 1847 stand auf der Nordseite von Nr. 126 das sog. Affenhäuschen des Dr. med. Joh. Georg Schläpfer, um 1824 Eigentümer aller Gebäude an der Halden.

Anbei die damalige Situation in Trogen:

Neues Zeughaus Trogen 1825
Situation in Trogen 1847













Situation gestern und heute im Oberdorf Speicher:

Affenhaus um ca. 1960
Affenhaus 2015
Affenhaus 2015

























Johann Georg Schläpfer[Bearbeiten]

aus: Appenzellische Jahrbücher 1976, 104. Heft, Trogen 1977:

Schläpfer Johann Georg, Trogen (Nr. 7) med. Tüb. 3, 481

Geboren 1797 6. II., Sohn des Friedrich (*1764, gestorben 1814). 1809-1811 bei Prof. Scheitlin unterrichtet in St. Gallen. 1811-1814 praktische Wundarztlehre bei Dr. Wil. 1814 2. VI. stud. med. et chir. in Tübingen; 1816 dr. med. daselbst. - Anschliessend Studienaufenthalt in Berlin. - 1816 Eröffnung einer ärztlichen Praxis in Trogen. Gibt sich in der Folge als Privatgelehrter den Naturwissenschaften hin und unternimmt Reisen nach Italien und Frankreich, eifriger Antiquitätensammler, erwarb das Schloss Werdenberg bei Buchs. - Fruchtbarer Schriftsteller. Verstarb 1835 8. IV.

Zeitgenössische Darstellung des Naturalienkabinetts

1816 eröffnete Schläpfer an der Halde in Trogen seine Arztpraxis; bald wurde er prominentes Mitglied der Sanitätskommission. Finanziell unabhängig, widmete er sich jedoch bald nur noch naturwissenschaftlichen Studien. Er hielt in seiner Liegenschaft mancherlei lebendes Getier und sammelte in seinem berühmten Naturalienkabinett eine Unmenge interessanter Naturgegenstände, welche später teilweise in den Besitz der Kantonsschule übergingen. Drei Bände wissenschaftlicher Abhandlungen (Lucubrationes) sind im Besitz der Kantonsbibliothek von Appenzell Ausserrhoden.

Aus dieser Zeit stammt vermutlich der Name „Affenhaus“. Für die Illustrationen stellte Schläpfer den Zeichner Johann Ulrich Fitzi an, welcher ihn auch auf seinen Reisen als "Bildreporter" begleitete.

Versetzung nach Speicher 1847[Bearbeiten]

1847 musste das Affenhaus in der Halde weichen und es wurde nach Speicher überführt. In der Gebäudechronik von Speicher (1600-1860, Teil. 1, Nr. 1-241) findet sich dann der Vermerk „aus Trogen rübergenommen von den Halten". Gekauft wurde das Haus von Sebastian Rechsteiner für CHF 200.-- (schwierig leserlich).

Gebäudechronik Speicher

Seit diesem Zeitpunkt steht es im Oberdorf. 2008 wurde es umfassend renoviert und dient heute als Wohnhaus.











Das Guckhäuschen auf Vögelinsegg[Bearbeiten]

Guckhäuschen auf Vögelinsegg

Schläpfer hat aber auch in Speicher ein (kleines) Gebäude erstellt:
Baartholome Tanner führt das Guckhäuschen in seinem Häuserverzeichnis unter der Hausnummer 172 mit dem Baujahr 1799 in Holderschwende auf mit der Bemerkung: Das von Dr. Schläpfer s.Z. errichtete Bellvedere Das hier angegebene Baujahr kann allerdings nicht stimmen, da Johann Georg Schläpfer 1797 geboren wurde.
In einer Beschreibung Trogens aus den späten 1820er Jahren steht: "Seine [Trogens] Lage zu den Nachbargemeinden und Nachbarbergen kann am besten von Vögeliseck und zwar von dem Lust- und Guckhäuschen (erstellt von Dr. Schläpfer 1825 auf dem Vögelinseckgrat) aus ersehen werden, das auf dem Grate von Vögelinseck, vom Gasthof 8 Minuten entfernt ist."

J.U. Fitzi, Detail Guckhäuschen

Dieses Häuschen stand zwischen dem Rastplatz und der heutigen Scheune.













Lage[Bearbeiten]