Zuberbühler Karl

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Antikschreiner, Sammler, Bergsteiger und Höhlenforscher

Hausschild Teufenerstrasse 34

Knapp vor dem Ortsschild an der Strasse nach Teufen, auf der rechten Seite, sticht ein schön gestaltetes Hausschild ins Auge. Es macht auf Antiquitäten aufmerksam.
Hier, im grossen Appenzeller Bauernhaus aus dem Jahre 1750 wohnt und arbeitet der Antikschreiner Karl Zuberbühler.


Antikschreiner

Geboren wurde Karl am 29.10.1942 im Weiler "Tobel" Teufen, auf einem Bauernhof an der Strasse zur Waldegg hinauf.
Die Schule besuchte er bis zur 4. Klasse beim "Pfauen" an der alten Teufenerstrasse, die 5.& 6. Klasse in der "Gählern" und die Oberstufe im Dorf Teufen.

Weil er nach dem Schulabschluss für den Eintritt in eine Berufslehre zu jung war, arbeitete er für ein Jahr als Ausläufer in der Metzgerei Schützengarten in Teufen, wo er mit einem alten Militärvelo Fleisch an die Kunden ausliefern musste. Eine beschwerliche Arbeit, bei der wegen dauernder Überladung auch einmal ein Velopedal zu Bruch ging, was dem jungen Mann Schimpftriaden der Frau Metzgermeister einbrachte.
Die anschliessende Lehre zum Schreiner absolvierte er in der Schreinerei Jakob Waldburger im "Löchli" in Teufen. Während seiner Lehrjahre bekam er erstmals Kontakt mit alten Möbeln und Gegenständen. Sein Sinn für schöne Formen und Proportionen war damals schon vorhanden und wurde durch den Schreinerberuf weiter gefördert.

Karl Zuberbühler erzählt:


Nach dem Lehrabschluss arbeitete er für ein Jahr in Zürich und wechselte dann ins Oberengadin, wo er während der Sommermonate in der Schreinerei von Konrad Freund seine Fähigkeiten vertiefen konnte. Zurück in der Heimat, arbeitete er für ein Jahr im Antiquitätengeschäft Reusser in Heiden, wo er die fachgerechte Reparatur alter Möbel und deren Behandlung erlernte.
1971 konnte er das Haus an der Teufenerstrasse 34 erwerben und fing an, antike Möbel zu handeln und zu restaurieren.

Das Haus war im 18. Jahrhundert als Bauernhaus mit Käserei erbaut und um 1840 um ein Geschoss aufgestockt worden.
Die alte angebaute Scheune war in einem schlechten Zustand. Sein Bergkollege Wäli Enz half ihm bei der Erarbeitung eines Ersatzbaus, indem er Zeichnungen und Pläne zeichnete und die Baueingaben machte. Für den Abbruch der Scheune und den Wiederaufbau konnte Karl Zuberbühler auf die Hilfe von zwei Mitbewohnern aus Galicien und weiterer Freunde zählen. Mit grosser Liebe zum Detail renovierte er nach und nach das alte Wohnhaus. Im neuen Anbau entstanden eine Schreinerwerkstatt und 2 Wohnungen.

Mit der Eröffnung der neuen Schreinerei wurden auch die Aufträge zahlreicher, so dass er seinen lang gehegten Traum der kompletten Selbständigkeit verwirklichen konnte. Möbelhändler brachten alte Ruinen und Trouvaillen aus dem Appenzellerland, Toggenburg und Vorarlberg, ja selbst aus dem Tirol, welche Karl Zuberbühler begutachtete und diese den Händlern je nach Bedarf auch abkaufte.
Zeitweise wuchs der Arbeitsvorrat für Restaurationen so stark an, dass alle möglichen Räume und Ecken mit "Altertum" verstellt waren. Es sprach sich herum, dass bei Karl Zuberbühler exakte und traditionelle Arbeitsweise zu besten Resultaten in den Restaurationen führen würde uns so erweiterte sich der Kundenstamm allmählich bis nach Zürich.

Mit den Jahren ebbte der Run nach alten Möbeln und Gegenständen wieder etwas ab. Trotzdem ist Karl Zuberbühler weiterhin ein beschäftigter Mann. Obwohl er schon längst pensioniert ist, steht er praktisch täglich in seiner Werkstatt und restauriert mit grosser Hingabe und Liebe alte Kästen, Truhen, "Schaffreitli", Türen, oder eben all das, was eine Auffrischung oder Erhaltung notwendig hat.
Sein grosses Haus mit den fünf Wohnungen verschönert er fortlaufend in handwerklich hochstehender Qualität, was immerzu viel Arbeit erzeugt.

Sammler

Da die Liebe zum Traditionellen und Schönen bei Karl Zuberbühler sehr ausgeprägt ist, besuchte er oft Museen, Ausstellungen und auch Auktionen, um sich auch in der Stilkunde und in der Bewertung von Möbelstücken weiterzubilden.

Nach und nach erwarb er auch für sich speziell schöne Stücke, die er in seiner Wohnung, aber auch im übrigen Haus ausstellt. Hier eine kleine Auswahl:

Mobiliar:

Nebst Möbeln erweiterte er seine Antiquitätensammlung um weitere Themen wie: Appenzellisch gemalte Kästen, "Tröckli" (Miniatur-Schatullen oder "Kommödli"), Schlösser, Stiche, Bilder (hauptsächlich vom Appenzellerland oder von Speicher), Schreinerwerkzeuge und vieles mehr. Das älteste Objekt ist eine kleine Truhe aus Trogen, welche aus der Zeit der Gotik stammt, also vor rund 600 Jahren entstanden ist.

Bilder:

Schatullen, Kommödli:

Schlösser, Beschläge:

Schreiner-Werkzeuge:


Ausstellung Schreinerwerkzeuge und Schlösser

Besucher führt Karl Zuberbühler gerne durch seine Sammlung. Wer dann die vielen Trouvaillen betrachten darf, kommt zum Staunen nicht mehr heraus. Unglaublich, was da alles zusammengekommen ist.

Gemeinderätin Natalia Bezzola vom Ressort Kultur hat Karl Zuberbühler und sein Haus oder Museum besucht und war davon so begeistert, dass sie einen Bericht darüber fürs Gemeindeblatt vom März 2018 schrieb.

Bergsteiger

Charly am Biancograt
Der Bergsteiger

Während seiner Lehrzeit in Teufen, war Karl Zuberbühler aktives Mitglied im Turnverein Teufen. Dort lernte er auch den "Scherben Ernst" (Ernst Mettler) kennen, der nebst seiner Fensterfabrikation auch ein aktives Alpstein-Club Mitglied war. Durch ihn kam Charly, wie er von seinen Bergfreunden genannt wird, in die Furgglen-Hütte und zu den ersten Versuchen im Klettern.

Gebirgskurse beim Militär befähigten ihn, Gruppen auf die Gipfel zu führen. Während der Zeit im Engadin arbeitete er in den Wintermonaten unter anderem als Rettungssanitäter und Pistenhelfer, wo er verunfallte Leute bergen musste und sie mit dem Rettungsschlitten zu Tale brachte. Als Ratrac-Fahrer war er zudem für die Pistenpräparation zuständig.

Die Bergwelt des Engadins zog ihn in den Bann, und damit auch zum Drang zur Bergsteigerei.


Piz Bernina via Biancograt, Piz Rosegg Nordwand, Piz Badile, Ortler, Dolomitengebirge, Matterhorn, Mont Blanc oder die Meeralpen in Frankreich, waren nebst dem Kilimandscharo die Höhepunkte seiner Kletter- und Bergkarriere, welche bis zum Schwierigkeitsgrad 6 ging und nebst Fels- auch Eiskletterei beinhaltete.


Die Kilimandscharo-Besteigung mit anschliessender Safari war durch seinen Kameraden vom Alpsteinclub, Wäli Enz, organisiert worden. Dieser hatte zu jener Zeit in einer Hilfsorganisation vor Ort gearbeitet. Wie auch in Afrika, war er in den Bergen meist mit Freunden des Alpsteinclubs unterwegs. Er wusste stets, dass er sich auf seine Bergkameraden verlassen konnte, wenn es neue Herausforderungen zu meistern galt.


Die Kunsthandwerkerin und Bergkameradin Gret Zellweger erinnert sich:


Immer wieder zog es ihn in den geliebten Alpstein, wo er während 40 Jahren Hüttenwart auf der Furgglen- und Wagenlücke-Hütte war.
Während der Renovation der Wagenlücke-Hütte amtete Charly Zuberbühler als Bauchef. Was nicht durch Helikopterflüge zur Hütte gebracht werden konnte, trugen Charly und seine Mithelfer per "Tragräf" vom Säntis zur Hütte hinunter. Die heruntergekommene Hütte bekam so eine wunderbare Auffrischung und wurde zu einem Bijou.

Durch die vielen Aufenthalte im Alpstein kennt Charly Zuberbühler sprichwörtlich jeden Winkel des Alpsteins, nichts bleibt ihm verborgen.

Höhlenforscher

Bärenschädel 6500 Jahre alt

Wenn man sich so oft wie Karl Zuberbühler im Alpstein bewegt, wird man bestimmt auch auf Höhlen aufmerksam, die sich in Felswänden oder am Fusse eines Felsens befinden. Viele dieser Höhlen sind erforscht und bekannt.

Am Fusse eines Felsens oberhalb des Fählensees entdeckte Charly Zuberbühler eine neue Höhle, welche rund 35m in den Berg hineinführt. Mit Taschenlampe und entsprechend höhlentauglicher Ausrüstung kletterte er in die unbekannte Höhle und fand diverse Knochenreste. Zusammen mit seinem Freund und Höhlenforscher Martin Fischer entdeckten sie bei einem späteren Besuch einen Bärenschädel, der in bestem Zustand war. Dieser auf 6500 Jahre geschätzte Knochenfund ist nun im Museum Appenzell zu bewundern.


Im Furgglenwald wurde eine Halbhöhle entdeckt, welche durch einen alten Wasserlauf geschaffen worden war. Weil Schutt den Zugang verhinderte, musste sie zuerst ausgegraben werden.
Charly stellte in seiner Werkstatt Holzschienen her, so dass man den Schutt mittels Schlitten aus der Höhle bringen konnte. Bei dieser schweisstreibenden Arbeit entdeckten die angeforderten Ausgrabungsspezialisten prähistorische Werkzeuge, welche auf eine frühe Besiedelung dieses Gebietes hinweisen.

Sinterung aus Hochnideren

Weitere Höhlen im Alpstein bergen Schätze, wie Sinterungen, Stalaktiten, Kristalle usw.
Hier eine Sinterung aus einer Höhle in «Hochniederen».



Videos: Paul Hollenstein, 19.Februar 2018
Text: Paul Hollenstein, Natalia Bezzola
Fotos: Paul Hollenstein