Zuberbühler Haus

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Haus des Landammanns Zuberbühler

Eugen Auer hat aus Anlass des literarischen Häuserspaziergangs am Dorffest 2009 "700 Jahre - grosse Sprünge" die Geschichte des wohl schönsten Ausserrhoder Fabrikantenhauses in launige Verse gefasst:

Dies schöne, stattliche Gebäude
war einst der Leseratten Freude,
doch ehe ich davon berichte,
ein kurzes Wort zu der Geschichte,
die sich wohl sehen lassen kann.


Ein Zuberbühler-Landammann
der wollte bauen, und zwar goss,
leicht ob dem Dorf, im Obern Moos
wie dieser Platz damals genannt.
Ein Zimmermann, der sehr bekannt,
Johannes Grubenmann mit Namen,
erhielt mit finanziellem Rahmen
den Auftrag für die stolze Baute.

Da Zuberbühler ihm vertraute,

entstand in edlen Proportionen

ein Haus für Zuberbühlers Wohnen.

Zweihundertzweiundsechzig Jahre

ist`s her, dass dieser wunderbare

Palast des Landammanns entstand.

Gehauen in den Stein aus Sand

sieht man noch heute ob der Pforte

ein Wappen von der edlen Sorte,

das damals Zuberbühlers eigen,

und auch das Baujahr lässt sich zeigen;

die ganz genaue Jahreszahl

steht auf dem hinteren Portal.


Die Zuberbühlers starben aus,

und letzten Endes ging das Haus

an Zürchers, die bereits schon hier,

und zwar im Kalabinthquartier,

als Teppichwäscher tätig waren.

Als dann, noch gar nicht alt an Jahren

Herr Zürcher jäh verstarb, da blieb

die Gattin Emmy im Betrieb,

bis dass sie Knechts als Käufer fand.

Was sollte sie im Ruhestand

allein im grossen Hause tun?

Sich darin einfach auszuruhn,

war nicht nach Emmy Zürchers Sinn.

Für einen guten Neubeginn

fand Lehrer Schläpfer hier am Ort

für Emmy dann das Schicksalswort.

Er sprach, wir wären geistig reicher,

wenn wir in Zukunft hier im Speicher

auch eine Bücherstube hätten

wie sonst nur in den grossen Städten.

Ihm schien, dass bei der alten Frau

im allzu grossen Zürcherbau

doch Räume für die Bücher seien,

und um dieselben auszuleihen

kam Emmy ihm geeignet vor.

Er fand bei ihr ein offenes Ohr,

und so begann, was läuft bis heuer:

das Speicher-Bücher-Abenteuer!

Die Frau erwarb zu eignen Lasten

an Büchern, was die Räume fassten.

Gestelle wurden eingebaut,

die Bücherwelt darin verstaut,

und alsbald strömten schon die Kunden,

die wachen Geists für Mussestunden

Frau Zürcher um Lektüren baten.

Die Dame pflegte zu beraten;

sie achtete, dass jeder fasste,

was ihm entsprach und zu ihm passte,

und war besonders vehement

erpicht darauf, dass streng getrennt

die Mädchenbücher von den Knaben;

und sollte es doch Mädchen haben,

die nach den Knabenbüchern griffen,

so wurden sie zurückgepfiffen.


Heut frägt man sich zu Recht, wie wär es

in Sachen Bibliothekäres

in unserem Speicher wohl bestellt

wenn damals nicht die Bücherwelt,

vor fünfzig Jahren ungefähr,

in diesem Haus entstanden wär?

Hier wurde wohl der Keim gesetzt

für dieses grosse Werk von jetzt,

das Hannelore weiterführt,

wofür ihr unser Dank gebührt,

wie auch den andern guten Geistern,

die unsere Bücherstube meistern,

mit ihrer grossen Bücherschwemmi.

Das freut im Himmel Zürchers Emmy.


6. Juni 2009, Haus Oberdorf 2