Zentralschulhaus

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Zentralschulhaus - Ausdruck einer Aufbruchszeit

Auszug aus der Rede von Staatsarchivar Dr. Peter Witschi anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Zentralschulhaus am 24.4.2009

Pädagogische Anliegen und Fragen der Schulentwicklung genossen vor einem Jahrhundert hohen Stellenwert. Sichtbarer Ausdruck dafür sind die damals realisierten Schulhausbauten, die sich am Konzept des Heimatstils orientierten, der als Reformbewegung über die Architektur hinaus vielfältige Impulse vermittelte. Markante Gebäude aus jener Zeit, damals gar als „Schulpaläste“ bezeichnet, gehören bis heute zum Ortsbild in Wolfhalden, Wald, Herisau, Teufen oder Walzenhausen. Dem vor 100 Jahren fertig gestellten Zentralschulhaus von Speicher kommt geradezu programmatische Bedeutung zu, und zwar sowohl bezüglich des Architekturkonzepts als auch mit Blick auf das Raumprogramm. In ruhiger, erhöhter und aussichtsreicher Lage realisierte Architekt Johann Staerkle (1873-1938) aus Rorschach das Speicherer Zentralschulhaus. Mit elektrischer Beleuchtung, Ventilationsanlage, Zentralheizung, englischen Wasserclosetts und Linoleum-Bodenbelägen waren modernste Errungenschaften im Schulhaus präsent. „Die Ventilation wird mittelst Klappflügeln an den Fenstern und vergitterten Öffnungen hinter den Heizkörpern besorgt, letztere sind mit Mauerschächten in Verbindung, die im Dachraum ausmünden. In der Mitte des Daches erhebt sich eine Kuppel, welche die Kommunikation mit der Aussenatmosphäre herstellt“, so lautete der Kurzbeschrieb des innovativen und zugleich energiesparenden Lüftungskonzepts. Das Zentralschulhaus wartete demnach mit einer Infrastruktur auf, wie sie in Wohnhäusern erst Jahrzehnte später zur Norm wurde. Zugleich nahm der Neubau etliche Anliegen des Heimatstils als Lebensreformbewegung auf:

  • Das Erdgeschoss enthielt ein grosses Lokal für den Koch- und Hauswirtschaftlichen Unterricht der neugegründeten Volks-Kochschule Trogen-Speicher.
  • Dort befand sich zudem ein grosser Baderaum mit 24 Duschen für die Schülerschaft.
  • Jedes der drei Obergeschosse verfügte über je drei gut belichtete Klassenzimmer.
  • Für die gewerbliche Fortbildungsschule Speicher wurde ein spezieller Zeichnungssaal eingerichtet.
  • Im Dachgeschoss wurde ein umfangreiches Naturalienkabinett mit Anschauungsmaterialien und Experimentiergeräten realisiert.
  • Zum Schulhaus gehörte zudem eine Turnhalle mit knapp 300 Quadratmetern Grundfläche.

So standen die Gebäulichkeiten zugleich im Dienst der Volksschule, der Volksküche, des Volkssports und der Volkshygiene. Meine kleine Rückschau möchte ich beenden mit einem Zitat aus dem Schlussbericht der Landesschulkommission vom 8. November 1909: „Der ganze stilvolle Schulhausbau macht einen imposanten Eindruck. Es ist in der Tat ein Bau für die Zukunft; allen Anforderungen an einen solchen ist Rechnung getragen“. Mit den anstehenden Umbauten ist dafür gesorgt, dass das Speicherer Zentralschulhaus auch im 21. Jahrhundert eine Zukunft hat.


Schulküche mit zwei Holz- und einem Gasherd
Zeichnungssaal der Fortbildungsschule (9. Schuljahr)












Zentenarslinde

Aus Anlass des 400-Jahr-Jubiläums des Beitritts von Appenzell zur Eidgenossenschaft wurden in verschiedenen Gemeinden sogenannte Zentenarslinden gepflanzt. Die Linde beim Zentralschulhaus musste in den 90-er Jahren der Neugestaltung der Umgebung zur Buchenstrasse hin weichen. Eine Ersatzlinde wurde nördlich der neuen Turnhalle gepflanzt.

Zentral Linde 1913.JPG
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