Weben

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Weben ist wohl eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit. Schon seit der Jungsteinzeit (Pfahlbauer) sind Webstühle belegt. Die Technik, das gekreuzte Übereinanderlegen von Fäden, hat sich im Laufe der Zeit nicht grundlegend verändert, wohl aber verfeinert. Leinen oder Flachs ist neben Wolle der älteste Rohstoff zur Herstellung von textilen Geweben und blieb es bis zur Ablösung durch Baumwolle in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Vorteile von Leinen gegenüber Wolle sind die Schmutzabweisung und die bessere Scheuerbeständigkeit. Die einfachste Art des Webens heisst denn auch Leinwandbindung.

Leinenweberei

Leinwandbindung

Bei der Leinwandbindung sind Kett- und Schussfäden eng verkreuzt. Jeder Kettfaden (1 rot) liegt abwechselnd über und unter einem Schussfaden (2 blau). Das Grundmuster, im Fachausdruck Bindungsrapport (schwarz) umfasst zwei Kett- und zwei Schussfäden.

Die Kettfäden sind die Fäden, die in einem Webstuhl in Längsrichtung aufgespannt werden. Jeder einzelne Kettfaden muss durch eine Litze und durch das Webblatt geführt werden, bevor er am „Warenbaum“ des Webstuhls angeknüpft werden kann. Beim Weben wächst durch den Eintrag von Schussfäden rechtwinklig zu den Kettfäden das Gewebe, das auf den walzenförmigen Warenbaum aufgewickelt wird. Die Art und Weise, wie die Kettfäden durch die Litzen auf verschiedenen Schäften oder in Jacquardlitzen angeordnet werden, bestimmt auch Musterung des Gewebes. Sie werden auf unterschiedliche Art angehoben oder abgesenkt. Die Verwendung gefärbter Kett- und/oder Schussfäden ermöglicht farbige Muster, man spricht dann von Buntgewebe.

Gewebe mit Leinwandbindung zeigen auf der oberen und unteren Warenseite das gleiche Bild, weil die Bindung gleich viele Ketthebungen und ‑senkungen aufweist.


Baumwollmusselin

Der Musselin (auch der Mousselin) ist ein lockerer, feinfädiger und glatter Stoff zunächst aus Baumwolle oder Wolle, der wegen der ursprünglich verwendeten orientalischen Muster nach der Stadt Mosul im heutigen Nordirak benannt ist. Der Musselin wird in Leinwandbindung gewebt. Durch die weich gedrehten Fäden entsteht ein fliessender Stoff mit weichem Griff. In sehr hochwertiger Ausführung wird Musselin auch aus Seide hergestellt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Leinwandweberei durch die Baumwollmusselinweberei abgelöst. Seit etwa 1770 wurden die Musselingewebe zudem durch Handstickerei veredelt.


Webstühle

Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es in unserer Gegend nur Handwebstühle. Sie waren es, die letztlich den Hausbau prägten durch den Einbau der Webkeller. 1785 erfand der Engländer Edmund Cartwright den ersten mechanischen Webstuhl. Eine erhebliche Verbesserung brachte schliesslich am 19. April 1805 die Webmaschine des französischen Seidenwebers Joseph-Marie Jacquard (1752–1834), der so genannte Jacquardwebstuhl. Gesteuert durch je eine Lochkarte pro Schuss werden mit ihm Kettfäden einzeln hochgezogen und so das Weben gross gemusterter Gewebe ermöglicht (Jacquardmusterung).

Handweber im Webkeller
Jacquardwebstuhl im Volkskundemuseum Stein
Weber mit Jacquardwebstuhl


























Weben anschaulich

Spinnen, Weben und mehr im Museum Oederan

Weben am handbetriebenen Jacquardwebstuhl

Weben am mechanisch betriebenen Jacquardwebstuhl

Text: Peter Abegglen, zusammen gestellt aus: de.wikipedia.org