Tobler Johann Heinrich: Unterschied zwischen den Versionen

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Einen kleinen Einblick in die Wertschätzung, die J.H.Tobler weit über die Grenzen des Appenzellerlandes genoss, mag der Nekrolog in den Appenzellischen Monatsblättern von 1938 im Heft 7 auf Seite 102 geben:
[[Datei:Nekrolog Tobler_App_MB_1938_Heft_7_S102.JPEG|mini|rechts]]Einen kleinen Einblick in die Wertschätzung, die J.H.Tobler weit über die Grenzen des Appenzellerlandes genoss, mag der Nekrolog in den Appenzellischen Monatsblättern von 1938 im Heft 7 auf Seite 102 geben:
 


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Version vom 4. Februar 2018, 16:26 Uhr

"Alles Leben strömt aus Dir..."

Johann Heinrich Tobler

Mit dem kompositorischen Part des Landsgemeindeliedes "Ode an Gott" hat sich Johann Heinreich Tobler seinen festen Platz im Bewusstsein der Ausserrhoder Öffentlichkeit gesichert. Mit einem Denkmal auf Vögelinsegg erwies ihm diese denn auch die Reverenz. Er war einer der Gründungsväter der Sonnengesellschaft Speicher und hatte massgeblichen Anteil am Entstehen der heutigen evangelischen Kirche.




Autodidakt mit viel Talent

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Ausserrhodens Männer bis 1989, als sie dem Frauenstimmrecht nach mehreren Anläufen endlich ihren Segen erteilten, ein Landsgemeindelied anstimmten, dessen Text von einer deutschen Frau stammt. Die Dichterin Karoline Rudolphi veröffentlichte 1787 ein Gedichtbändchen, in dem sich die neunstrophige "Ode an Gott" befindet. Die in seinem Empfinden besten vier Strophen unterlegte Johann Heinrich Tobler mit jener höchst eingängigen Melodie, die ab 1877 als offizielles Ausserrhoder Landsgemeindelied gesungen wurde – von 1990 bis zur Abschaffung der Landsgemeinde 1997 nun auch von den Frauen. In Toblers Schaffen stellt die "Ode an Gott" mit dem textlichen Auftakt "Alles Leben strömt aus Dir..." das bedeutendste Werk dar. Darüber hinaus komponierte er eine grosse Zahl von Liedern, die teilweise noch immer zum Stammrepertoire von Chören gehören. Eine systematische musikalische Ausbildung hat Tobler nie genossen. Sein kompositorisches Naturtalent liess ihn Melodien erfinden und zu Papier bringen, die ihrer Hörfälligkeit bis auf den heutigen Tag anzusprechen vermögen.


Ob seines musikalischen Bekanntheitsgrades geht leicht vergessen, dass sich der 1777 in Trogen geborene Johann Heinrich Tobler auch auf anderen Gebieten Verdienst erwarb. Er, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, erlernte den Beruf des Modelstechers und übte dieses Handwerk ab 1792 in Speicher aus. Von 1798 bis 1803, zur Zeit der Helvetik, hatte er das Sekretärsamt des Distriktgerichts Teufen inne. 1803 wurde er Ausserrhoder Landschreiber, ehe er 1816 zum Landsfähnrich und damit zum Regierungsmitglied gewählt wurde. Er blieb es allerdings nur ein Jahr lang. Seine Spuren in Speicher hat er einerseits mit der Gründung der Sonnengesellschaft, andererseits mit seiner massgeblichen Einflussnahme beim Bau der 1810 eingeweihten evangelischen Kirche hinterlassen. Zur Ausführung gelangten ein Bau nach den Vorstellungen von Johann Heinrich Tobler. Ab 1803 leitete er während 22 Jahren auch die Geschicke des Musikvereins Speicher, der damals als Instrumental-Gesellschaft zum Ochsen die Bevölkerung erfreute. Dem Andenken Toblers gilt das 1938 eingeweihte und von Bildhauer Wilhelm Meier geschaffene Denkmal auf der Vögelinsegg.

Denkmal an J. H. Tobler auf Vögelinsegg

Text: Martin Hüsler

Der freie Schweizer Hirt: KB Appenzell Ausserrhoden | Magazin 1 | App b 1245


Tobler Album: KB Appenzell Ausserrhoden | Magazin 1 | App b 8001


Ergänzende Lebensdaten

1777 in Trogen geboren als Sohn des Metzgers und Landweibels Hans Jakob Tobler, welcher verstarb, als Johann Heinrich noch Kind war. Es folgte eine entbehrungsreiche und freudlose Kinder- und Jugendzeit nach der Wiederheirat seiner Mutter Ursula Tanner, verwitwete Lutz, mit dem Taubenwirt Matthias Eugster auf Vögelinsegg. Gegen den Widerstand seines Stiefvater, des „Vogtes“, konnte er 1791 in Herisau doch noch den Beruf des Modelstechers erlernen, den er ab 1792 in Speicher ausübte. 1798 nahm er die Stelle des Sekretärs am Distriktgericht Teufen an, in den Wirren der Helvetik zog er 1803 als Bataillonsadjudant bis nach Bern. Ab 1803 folgten Landschreiberjahre bis 1816 zur Wahl als Landesfähnrich in die Regierung, die er ein Jahr später verlassen musste, weil seine Vermögensverhältnisse das Amt nicht mehr zuliessen (Seine Mousselinfabrikate an das Zellwegerhaus Trogen liessen sich wegen der Kontinentalsperre nicht mehr absetzen).

Kompositorisches und literarisches Schaffen

Tobler ist bekannt als Komponist vieler Lieder. Das Komponieren brachte er sich selbst bei. 1810 erschien von ihm eine „Sammlung von Gesellschaftsliedern", die 1828 eine Neuauflage erlebte. Von seinen eigentümlichen Volks- und Gelegenheitsgedichten fanden mehrere Aufnahme in die „Sammlung appenzellischer Lieder und Gedichte 1829“. Anzumerken ist, dass Toblers Lieder, so genannt „sittliche und bildende Gesänge“ schon bald mit wenigen Ausnahmen aus der Mode fielen.

Medium:Partitur_Der_freie_Schweitzer_Hirt.pdf miniatur|Partitur "Der freie Schweitzer Hirt Literarische Arbeiten aus dem Gebiete der Geschichte:„Regenten- und Landesgeschichte des Kantons Appenzell A. Rh., mit 30 Bildnissen. 1813". In den appenzellischen Monatsblättern veröffentlichte er verschiedene Originalaufsätze, so z. B. über die Privat-Brandversicherungsanstalt im Kanton Appenzell A. Rh., deren Mitgründer er 1823 war und bis 1837 deren Buchhalter, oder über die Verhandlungen des Grossen Rates wegen der 1814er Verfassung.

Gründung der Sonnengesellschaft

Arnold Eugster schreibt in App. Jahrbücher 1923: Da Tobler der eigentliche Gründer der Sonnengesellschaft war -- eine diesbezügliche Notiz bei Baumberger (Festschrift zum 60-jährigen Bestehen der Sonnengesellschaft; Red.) ist in diesem Sinn zu korrigieren … und ebenda: Wir entnehmen sie seiner Selbstbiographie, welche er im Jahre 1827 in der Gesellschaft vorgelesen hat, die das Manuscript heute noch pietätsvoll aufbewahrt, obschon es im Jahre 1838 nach Toblers Tode in der Appenzeller Zeitung abgedruckt worden ist. (App. Jahrbücher 1923, Seite 4) … Nachdem er lange den Plan zu einer Vereinigung Gleichgesinnter still mit sich herumgetragen, dann gelegentlich auch dem Einen oder Andern sein Vorhaben anvertraut, aber nicht immer die gewünschte Zustimmung gefunden hatte, entschloss er sich, den Schritt zu wagen und lud auf den 6. Oktober 1820 eine Anzahl von Freunden und Bekannten ins Gastzimmer des Herrn Oberst Rüsch zur „Sonne" zu einer Besprechung ein. Es erschienen 18 Gemeindeeinwohner, die die Ideen Toblers sofort zu den ihrigen machten und sich zu einer Gesellschaft gebildeter und bildungsliebender Männer zusammenschlossen, die sich die Aufgabe setzte, wöchentlich einmal zusammenzukommen und sich durch das Lesen von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, sowie durch mündliche Aussprache gegenseitig zu unterhalten und zu belehren." … Sein poetisches Talent brachte er an Kläuslern zur Geltung: Arnold Eugster, App. Jahrbücher 1923: Landesfähndrich Tobler hat der Gesellschaft mehrmals unter dem Titel : „Eine Schüssel voll Nüsse und Dürrebirnen"* humoristische Gaben vorgetragen, indem er den griesgrämigen Neidern und Gegnern der Vereinigung gehörig heimleuchtete.


Tobleralbum in der Sonnengesellschaftsbibliothek

Arnold Eugster, App. Jahrbücher 1923: Der heutige Stand der Sonnengesellschaftsbibliothek zeigt weit über 1000 Bände und ist neben der Belletristik hauptsächlich an historischen Werken wertvoll. Als eine besondere Zierde darf das Tobler-Album bezeichnet werden, eine handschriftliche, von Lehrer Müller sehr schön ausgeführte Sammlung von 69 Liedern des Komponisten J. H. Tobler in Partitur, die 1860 beschlossen wurde „zur dankbaren Erinnerung an den um den appenzellischen Volksgesang verdienten Komponisten Landsfähndrich Tobler, sowie im Interesse der Anerkennung und Erhaltung- literarischer und künstlerischer Erzeugnisse unserer Gemeinde“.

Tobleralbum_Auszug.pdf

Nekrolog Tobler App MB 1938 Heft 7 S102.JPEG

Einen kleinen Einblick in die Wertschätzung, die J.H.Tobler weit über die Grenzen des Appenzellerlandes genoss, mag der Nekrolog in den Appenzellischen Monatsblättern von 1938 im Heft 7 auf Seite 102 geben: