Molkerei Unterbach

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Im Grundbuchamt ist das Haus Unterbach 4 mit der Assekuranznummer 348 (alt 225) eingetragen. In den Akten vom Grundbuchamt ist das Baujahr nicht genau ersichtlich. Man fand zwei Baujahre 1825 und 1850, jedoch ohne Gewähr. Ursprünglich war dieses Haus eine Schmiede, wann das war ist nicht bekannt. Links vom Haus befindet sich einen Anbau, in dem bis 1923 Schweine gehalten wurden. Ausserdem ist hinter dem Haus ein Garten vorhanden, in welchem schon lange Gemüse gepflanzt und geerntet wurde. Von 1850 bis 2019 wurde dieses Haus von insgesamt 12 verschiedenen Besitzern bewohnt. Im Nachbarshaus befand sich ein kleiner Laden.

Besitzer

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?? Frischknecht Hermann
1858 Frischknecht Johannes
1893 Tanner U. Ulrich
1905 Bruderer Jacob
1910 Weishaupt Josef, Haslen
1923 Gmünder Ignaz
1955 Gmünder Ernst
1969 Blättler Jakob
1978 Schäpper Ulrich
1990 Marugg Emil
1998 Molkerei Speicher AG
2000 Willi-Kaufmann Thomas und Jeanette




Erinnerungen von Rösli Gmünder

Ernst Gmünder mit "Fuhrwerk"

Frau Rösli Gmünder erzählt, dass sie und ihr Ehemann Ernst Gmünder die Molkerei von dessen Vater im Jahre 1955 übernommen hatten. Ernst Gmünder ist in der Molkerei aufgewachsen und ging bereits als Kind oft mit dem Hund und dem Handwagen Milch austragen. Die Milch wurde zudem zu Joghurt, Rahm und Butter verarbeitet. Jedoch nicht zu Käse, diesen kauften sie in Appenzell. Rösli Gmünder probierte immer wieder neue Dinge aus, so hatte die Speichermolkerei als eine der ersten Joghurt im Angebot. Die Milch bezogen sie von fast allen Bauern aus Speicher. Einige brachten die Milch direkt in die Molkerei, bei den andern holten sie die Milch vom Bauernhof ab.







Autofahren aus Notwendigkeit

Buttermodel

Als Ernst Gmünder zum Militärdienst aufgeboten wurde, musste Rösli innerhalb kurzer Zeit Auto fahren lernen, damit sie die Milch abholen oder zu den Kunden bringen konnte. Sie war zu dieser Zeit eine der wenigen Frauen, die Auto fuhren. Sie hatten einen VW-Bus, bei dem die Rücksitze entfernt wurden, damit sie die schweren Milchtansen hineinstellen konnten.





Keine Sonntage, keine Ferien

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Sonntage kannten sie nicht, die Milch musste jeden Tag verarbeitet werden. Zu der vielen Arbeit, unter anderem musste auch Brennholz gerüstet werden, kam zusätzlich die Anfrage, ob sie auch Milch von Trogner Bauern verarbeiten und nach Trogen liefern könnten, da Trogen dazumal keine Molkerei hatte. Um Fahrwege zu sparen, machten sie eine Sammelstelle auf dem Landsgemeindeplatz. Sie hatten zwei Angestellte, eine Magd und ein Knecht, die zusammen mit ihnen in den Wohnräumen der Molkerei wohnten. 1955 verkauften Gmünders das Haus an Blättler Jakob. Bis 1998 bestand die Molkerei bis sie zum Schluss nicht mehr rentierte. Heute wird das Haus nur noch als Wohnraum genutzt.

Es bleiben Erinnerungen

Rösli Gmünder lebt in einer Alterswohnung und blättert heute noch gerne in Fotoalben.


Text: Leonie Willi, 2019 Video: Leonie Willi, 2019