Müller, Johann Martin - Lehrer, Redaktor: Unterschied zwischen den Versionen

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* <small>Appenzellische Jahrbücher Band 21 (1892), Heft 5, S. 234 ff. Nekrolog J. Martin Müller verfasst von A. St
* <small>Appenzellische Jahrbücher Band 21 (1892), Heft 5, S. 234 ff. Nekrolog J. Martin Müller verfasst von A. St
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Version vom 4. Januar 2021, 20:25 Uhr

J Martin Mueller.jpg

Johann Martin Müller (* 11. Sept. 1819, + 19. Feb. 1892) wurde in Stein als Sohn eines Lehrers geboren, besuchte die Schule in der von Johann Caspar Zellweger gegründeten Armenschule in der Schurtanne in Trogen. Diese stand damals unter der Leitung des Pädagogen und Wehrlischülers Johann Konrad Zellweger. Anschliessend absolvierte er von 1836 bis 1838 die Lehrerausbildung am 1833 gegründeten Seminar Kreuzlingen.




Engagierter und vielfach interessierter Lehrer

Dorfschulhaus Speicher von 1847

Nach seiner ersten Lehrtätigkeit an der Schule Langenegg in Stein wurde er 1856 an die Oberschule Speicher gewählt. In Speicher hatte er regen freundschaftlichen und auch fachlichen Austausch mit Bartholome Tanner, seinem Berufskollegen aus der Schwendi. Vielseitig interessiert wurde er 1857 zum Präsidenten der Sonnengesellschaft gewählt, damals ein Kreis von Männern, die ihr Interesse und Wissen an verschiedenen Wissensgebieten teilten. Seine „Vorlesungen“ zeugen von seinen breitgefächerten Interessensgebieten: Physiologie des Menschen, Verfassungsrevision, Wettervorhersage, Kometen, Schweiz. Rentenanstalt, Doppenthalfrage, Reisebericht Chile etc.





Tobleralbum

Titelblatt des Tobleralbums

Müller gab zwei Lesebücher, ein Singbuch und 1859 zusammen mit Tanner eine Schulwandkarte des Kantons heraus. Zudem komponierte er mehrere Lieder. 1860 verfasste er das „Tobleralbum“, eine von ihm selber verfertigte, handschriftliche Sammlung in Partitur von 69 Liedern von Johann Heinrich Tobler. Das Tobleralbum gehörte fortan als wertvollstes Stück zum Bestand der Bibliothek der Sonnengesellschaft Speicher.







Schulwandkarte von 1862

Schulwandkarte Appenzell 1862.jpg

Bartholome Tanner und Johann Martin Müller erstellten im Auftrag der Landesschulkommission eine Schulwandkarte des Cantons Appenzell. Sie erschien 1862 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Sie beinhaltete auch eine Bevölkerungstabelle (Stand 10. 12. 1860) und „Appenzellische Höhenverhältnisse“. Müller hat die Karte ausgeführt, Bartholome Tanner war Mitinitiant. Die Karte basiert auf der Eschmannkarte (erstellt 1841-1846, herausgegeben 1846 - 1854). Der Masstab von 7:250’000 besagt, dass Müller für seine Zeichnung 0,7 mal die Grösse der Eschmannkarte übernommen hatte. Das Kartenbild misst 102 x 78 cm, das Blatt 110 x 86 cm



Pointiert freisinnig

1862 wurde Müller als erster vollamtlicher Redaktor von Verleger Michael Schläpfer an die Appenzeller Zeitung berufen. 1889 trat er aus gesundheitlichen Gründen von diesem Posten zurück. 1892 verstarb er.

Weltanschaulich gehörte Müller zum Freisinn, den er in seinen Artikeln pointiert gegen jeglichen Konservatismus vertrat. Insbesondere in den aussenpolitischen Betrachtungen nahm er klar Stellung, beispielsweise in seiner Kritik an der Annexion des Elsass durch Preussen, die er als Raub brandmarkte. In der Artikelfolge „Der Sturm bricht los“ hatte er im Juli 1870 die Ursachen und Folgen des deutsch-französischen Kriegs beleuchtet, dabei nicht nur Zustimmung geerntet und deshalb umso mehr auf seiner Einschätzung beharrt.

Nachdem 1872 der erste Entwurf der revidierten Bundesverfassung in Ausserrhoden verworfen wurde, geisselte Müller das Resultat mit scharfen Worten und setzte sich vehement ein für die kurze Zeit später angenommene liberale Verfassung. Ebenso verurteilte er den kurze Zeit später aufkommenden Antisemitismus und beklagte das 1893 angenommene Schächtverbot als „hässlichen Antisemitismus“

Bei seinem Ausscheiden aus der Redaktion nach 27 Jahren bezeugte ihm der Verlag, dass es ihm gelungen sei, der Zeitung wieder jenes Ansehen zurück zu gewinnen, das sie um 1860 verloren hatte. „Als der geistige Urheber und Leiter der Zeitung hat er zielbewusst tagtäglich für die Verwirklichung seiner ideale gekämpft: die allmähliche, wohl überlegte, aber desto fester gegründete Gesinnung des Volkes für die Demokratie, seine Erziehung und Belehrung, niemals aber Zwang und Überstürzung waren die Richtschnur seines Handelns.“


Text: Peter Abegglen, Januar 2021

Quellen:

  • Walter Schläpfer, Pressegeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Verlag Schläpfer & Co., 1978
  • Fuchs, Thomas: "Müller, Johann Martin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.10.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015084/2007-10-11/, konsultiert am 30.12.2020.
  • Appenzellische Jahrbücher Band 21 (1892), Heft 5, S. 234 ff. Nekrolog J. Martin Müller verfasst von A. St

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