Mühle und Knochenstampfi

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Eine erste Mühle dürfte in Speicher schon im 16. Jahrhundert gestanden haben, wird doch der Name „Müligraben“ (der heutige Mühlelibach) bereits um 1580 erwähnt. Im Häuserverzeichnis der Chronik von Bartholome Rechsteiner wird als Baujahr einer Mühle 1624 erwähnt. Nach Steinmann wird sie als Mahl- und Sägemühle sowie Bläue 1677 direkt [im Copiabuch im Archiv Speicher] erwähnt. Diese Mühle erfuhr mehrere Um- und Erweiterungsbauten, wohl auch Teilabbrüche und bestand als Gebäude mit dem Namen „Knochenstampfi“ bis 1936, als es durch einen Erdschlipf abrutschte und zerstört wurde.

Belege aus der Rechsteinerchronik

Aus der handschriftlich verfassten und durch die Darstellung nicht immer eindeutig zu zuordnenden Angaben lässt sich folgendes schliessen (S. 153): [Gemäss] Spruchbrief [schriftlicher Vertrag] eines Bartly Bäntziger wurde die Speicherer Mühle 1624 erbaut. Besitzer waren Hauptmann (1734-1738) Conrad Ringeisen, um 173? Jacob Zähner aus Hundwil und dann Johannes Altherr, welcher im Kammrad eingeklemmt und dadurch tödlich verletzt wurde. Das war bereits der 3. Unglücksfall in dieser Mühle. In der gleichen Zeit sind durch einen Schlipf zwei Kinder ums Leben gekommen und in den 1750-er Jahren ist dem alten Müller (wohl Jacob Altherr) ein Sohn im Sämmler ertrunken. In den 1760er Jahren verlotterte das Haus zusehends. 1729 wurde von Hans Hanssen Danieles ein Haus mit fünf Zimmern oberhalb gebaut. Die Speicherer Säge gehörte bis in die 1760er Jahre zur Mühle und wurde dann separat verkauft zu 400 Gulden an (von?) Jacob Altherr.


Belege aus der Tannerchronik

Bartholome Tanner führt in seiner Chronik im Weiler „Mühle“ drei Häuser auf: Nr. 200 mit Baujahr 1729, eine Mühle Nr. 201 mit Baujahr 1624 und die Knochenstampfe, früher Säge mit Nr. 201b und Baujahr 1846.

Tanner bestätigt die von Rechsteiner erwähnten Unglücksfälle: 1699, am 21. April, wurden das 9jährige Kind Elsbetha des nachherigen Hauptmanns Schläpfer und die 15jährige Tochter Wiberatha des Barth. Bänziger bei der Speichermühle von einem Erdschlipfe begraben und erstickt. (Seite 634)

1753 verlor Jakob Zähner, des Müllers Sohn, sein Leben in einem Wassersämmler in der Speichermühle. (Seite 636)

1767, am 7. Februar, hatte Mstr. Johs. Altherr das Unglück, in seiner Säge in Speiher ins Kammrad zu kommen, in Folge dessen er nach etlichen Stunden, 29 Jahre alt, unter grossen Schmerzen verschied. (Seite 636)

1936 zerstört

J.U.Fitzi, Bleistiftzeichnung um 1840

Gemäss Rechsteiner und Tanner wurde die Mühle 1624 erbaut. Tanner erwähnt, dass die Nummer 201b früher Säge und jetzt (also 1870) eine Knochenstampfe sei und 1846 erbaut wurde. Möglicherweise waren Säge und Mühle zusammen gebaut. Der Name Knochenstampfe ging später eventuell über auf das Mühlegebäude. Das Bild von Johann Ulrich Fitzi um 1840 zeigt zweifelsfrei das Gebäude, das 1936 als die zu jener Zeit im Volksmund genannte „Knochenstampfi“ abgerutscht ist. Über der Türe ist die Jahrzahl 1786 zu erkennen, gemäss Steinmann wohl das Jahr einer umfassenden Renovation. Zwischen 1852 und 1860 wurden Mahlwerk und Backofen entfernt, es war also wohl nicht mehr Mühle, sondern eben Knochenstampfe. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Haus, damals im Besitze einer Familie Eugster, von einer Familie Gross bewohnt. Die Familie Gross wanderte vor und um 1919 in die USA, den Bundesstaat Wyoming, aus. Damals führte der Weg über einen Steg etwas unterhalb des heutigen Damms. Am 5. Dezember 1936 rutschte das zu jener Zeit bereits unbewohnte Haus ab und wurde vollständig zerstört.

Belege aus den Landeskarten

Die Landeskarten aus der Zeitreise von swisstopo zeigen sowohl das Verschwinden der Mühle, die Veränderungen in der Wegführung, als auch die Geländeveränderungen, die mit dem späteren Bau der Kläranlage einher gingen












Quellen:

Eugen Steinmann, „Kunstdenkmäler der Schweiz Band Ausserrhoden II“,Seite 430

Bartholome Tanner, Chronik S. 53, 634 ff.

Bartholomé Rechsteiner, Chronik S. 153