Holzräderuhren

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Appenzeller Holzräderuhren

Holzräderuhren sind ein Kuriosum mechanisch-technischer Entwicklung. Sie wurden wohl deshalb gefertigt, weil für viele Bevölkerungsschichten Metalluhren lange Zeit unerschwinglich waren. Begonnen wurde mit dem Bau solcher Uhren in verschiedenen Regionen Mitteleuropas ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert, die Blütezeit war etwa zwischen 1770 und 1840. Hergestellt wurden die Uhren in Bauern- oder Handwerkerfamilien, oft aus Zeitvertreib im Winter. Geschicklichkeit und Können aus Küferei und Drechslerei waren Voraussetzung, ebenso Uhrmacherwissen und mechanische Kenntnisse.

Appenzeller Holzräderuhren sind nachweisbar (datiert) aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Eine Abgrenzung zu den Toggenburger Holzräderuhren ist schwierig, etwas weniger schwierig zu denjenigen aus St. Gallen.

Kennzeichen der Appenzeller Holzräderuhren sind im technischen Bereich, dass alle drei gängigen Hemmungsvarianten (Waag, Spindelhemmung mit kurzem Vorpendel und Hakengang) vorkommen. Bei der Schildergestaltung kommen schlicht gedruckte Papierzifferblätter bis zu reich bemalten, vergoldeten Barockschildern vor.

Weitergehende Informationen zum Thema Holzräderuhren: www.uhrensammlung.ch

Uhrmacher aus Speicher

Viele Holzräderuhren sind weder datiert noch signiert. „Die genauen Lebensdaten der Zytlimacher sind meist nicht bekannt, da diese Holzuhrenmacher nicht in Zünften waren und so vieles unbekannt bleibt.“ (Brigitte Vinzens, Uhrensammlung Kellenberger)

In Speicher wirkten nachweislich drei Zytlimacher, wohl alle aus der gleichen Familie. In der Literatur werden sie teilweise als aus Bendlehn/Trogen oder Trogen oder Spychen oder eben Speicher stammend bezeichnet, richtig ist wohl nach heutiger Geografie Bendlehn:

Michael Hörler

Signatur Michael Hörler
Michael Hörler 1779

Von ihm sind Uhren aus den Jahren 1778, 1779, 1819, 1825, 1826, 1832 belegt. Eine seiner Uhren (1825) besass ein Zifferblatt auf der Vorder- und Rückseite. Die Viertelstundenschläge und der Wecker schlagen auf eine Glocke, der Stundenschlag auf eine Tonfeder. „Die Uhr war ursprünglich in einem Amtshaus im appenzellischen Speicher eingebaut, wo das eine Zifferblatt in die Amtsstube, das andere in die gute Stube der Amtsmannsfamilie wies.“ (aus Georg von Holtey et alt. „Deutschschweizer Uhrmachermeister und ihre Werke vom 14. bis 19. Jahrhundert“, Chronométrophilia 2006)




Emanuel Hörler

Von ihm ist eine datierte Uhr von 1793 bekannt. Er ist wohl identisch mit dem „Fabricant“ Emmanuel Hörler aus Speicher, geboren 1767, welcher in der Einwohnerliste Trogens von 1834 als Besitzer und Bewohner vom Haus Nr. 93 (Stein) aufgeführt ist.

Heinrich Hörler (Bendlehn/Trogen)

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Er baute komplizierte und reich verzierte Holzräderuhren, die einen besonders guten Ruf besassen. Seine Uhren finden sich in verschiedenen Sammlungen, ein Prachtsexemplar in der Uhrensammlung Kellenberger: Appenzeller Holzräderuhr mit Standgehäuse, Bendlehn bei Speicher, 1816

Sign. H. H. 1816

Gehwerk mit Spindelgang, 4-Viertel- und Stundenschlagwerk mit Rechen, Repetiereinrichtung für Viertel- und Stundenschlag

Standgehäuse mit Wappen: V. R. («Ussere Rhoden» App. A. R.) Inv. 5

Bildnachweis: Uhrensammlung Kellenberger, Foto Michael Lio, Winterthur
















Aus Privatbesitz:

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Eine einfachere Uhr von 1840, das Pendel schwingt wie bei der Standuhr von 1816 vor Zifferblatt und Zeigern.