Goldachbrücken

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Neben einem befahrbaren Steg beim Chastenloch führen drei Brücken über die Goldach, die sich im Laufe der Zeit ein tiefes Bett mit steilen, bautechnisch schwierig zu bewältigenden Flanken gegraben hat. Bauhistorisch am Bedeutendsten ist die Oberachbrücke, sie gehört zum Bundesinventar schützenswerter Bauten.

Oberachbrücke

Auch Obere Achbrücke genannt.

Oberachbrücke Nordseite
Geschichte

Die Brücke führt über die Goldach an der alten Saumstrasse von Rehetobel durch Lobenschwendi nach Speicherschwendi und Speicher oder St. Gallen. Wie die untere Achbrücke ist die obere als gedeckte Brücke schon in der Landkarte von Bartholome Bischofberger 1682 eingezeichnet, dürfte aber viel älter sein (Kirchenbau und Gemeindegründung Rehetobel 1669, zu welcher Zeit die erwähnten Wege schon längst bestanden). 1739 wurde die alte Brücke im Auftrag und auf Kosten der Gemeinde Speicher abgebrochen und ein Ersatz gebaut. 1969 wurde die Brücke (damals) wegen Einsturzgefahr für den Fahrzeugverkehr gesperrt.

Die Baumeister
Oberachbrücke Seite Rehetobel

Die jetzige Brücke wurde 1739 erbaut von Zimmermeister Ulrich Grubenmann (1693 bis 1753), Vetter dritten Grades von Baumeister Hans Ulrich Grubenmann, unter Mitwirkung von seinen Söhnen Jakob, Uli sowie Hans Ulrich. Der Vater von Baumeister Hans Ulrich Grubenmann trug ebenfalls den Vornamen Ulrich. Dieser starb aber bereits 1736 und scheidet somit als Erbauer der Oberach-Brücke aus. Die Gleichnamigkeit der Väter und von zweien ihrer Söhne, Jakob und Hans Ulrich, gaben offenbar zur Verwechslung Anlass. Die Existenz dieser zweiten Zimmermanns-Familie Grubenmann blieb lange unbekannt und wurde erst durch die genealogische Erforschung der Familien Grubenmann aus Teufen durch Ingenieur Eduard Grubenmann (gestorben 1979) bekannt gemacht. Dieser Zweig der Grubenmann war noch im Gstalden, Gemeinde Teufen, wohnhaft, wo schon die Vorfahren der Familien Grubenmann ansässig waren. Dass in der Tat nur Ulrich Grubenmann (gestorben 1753) und seine Söhne Jakob, Uli und Hans Ulrich als Erbauer der Brücke in Frage kommen, geht aus einer Lohnliste vom Juli bis Juni 1739 «wegen der Ach Brug» hervor. Neben den vier namentlich genannten Lohnempfängern bezog auch ein «ich» einen Taglohn, das heisst derjenige, der die Abrechnung über «die Unkosten wegen der Ach Brug Jn Ao. 1739» schrieb. Mit aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem Schreiber um den damaligen Landesbauherrn vor der Sitter, Zimmermeister Gebhard Zürcher (1701—1781), den späteren Landammann. Er versah das Amt des Landesbauherrn von 1734 bis 1744. Als solcher hatte er die Landesbrücken zu betreuen. Er wohnte ebenfalls auf Gstalden in einem Nachbarhaus von Meister Ulrich Grubenmann und war zudem dessen Cousin. Da diese gedeckte Holzbrücke ebenso wie die meisten übrigen Holzbrücken im Appenzellerland dem Land gehörte und erst nach dem Bau der modernen Verkehrswege im 19. Jahrhundert in Gemeindebesitz überging, drängt sich die gemachte Schlussfolgerung geradezu auf.

Oberachbrücke Seite Speicher

Früher wurde die Lohnliste auf die Achmüli-Brücke (auch untere Achbrücke genannt) bezogen. Dagegen spricht aber die Tatsache, dass ein Johannes Oertli, «Müller in der oberen Aach», durch die besagte Lohnliste ebenfalls als Mitarbeiter am Brückenbau bezeugt ist und dass das Holz für den Brückenbau im Gern, Gemeinde Speicher, geschlagen wurde, einer Gegend also, die der Oberach viel näher liegt als der Achmüli (Unterach).


Konstruktion
Oberachbrücke innen.jpeg

Dreiseitiges Hängewerk (Trapez-Hängewerk) aus je zwei übereinander laufenden Balkenbahnen mit je zwei Hängepfosten an jeder Flanke. Zwei aufeinander liegende, verzahnte Streckbalken. Walmdach. Spannweite: 17,5 m. Zusätzliche Längsversteifung durch stichbogige Büge jeweils an den äussersten Pfosten und zwar gegen aussen. Fahrbahnlänge, -breite und -höhe 18,75 m bzw. 2,2 m bzw. 2,77 m. Dachstuhl entsprechend den Pfostenpaaren des Sprengwerkes mit vier Hauptgebinden, die wie an der unteren Achbrücke eine scherenförmig gekreuzte Verstrebung aufweisen. Walmdach mit Schieferbekleidung über Schindeln.

Untere Achbrücke

Seite Rehetobel

Die untere Achmüli-Brücke (Untere Achbrücke) führt über die Goldach an der alten Saumstrasse von Rehetobel (oder von Grub) nach Speicherschwendi und Speicher (oder St.Gallen). 1671 ordnete der Grosse Rat «den Bau einer deckten Brugg in der untern Ach» an, die im Jahr 1700 durch ein Hochwasser (welches stärker gewesen sein müsste als das vom 31. August auf den 1. September 2002) samt Mühle und Wuhr zerstört wurde. Der anschliessende Wiederaufbau war begleitet vom Beschluss von Neu und Alt Rät am 5. Mai 1701 zu Trogen, dass die Brücke «ehestens möglich gedeckt werde».

Seite Speicherschwendi

Die Masse von Fahrbahnlänge, -breite und - höhe im Weg- und Brückenbüchlein des Landesbauherrn von 1798 (64 Schuh bzw. 8 Schuh 9 Zoll bzw. 9 Schuh) entsprechen denjenigen der heute noch vorhandenen Brücke, deren Baumeister unbekannt ist. (Die früher gehegte Annahme, es handle sich auch bei dieser um eine Grubenmann-Brücke, lässt sich nicht belegen.)


Zweibrücken

Zweibrücken Goldach.jpeg

Wie der Name sagt, führt die heutige Strasse über zwei Kunstbauten: die Holderenbachbrücke, die 1848 gebaut wurde, und die Goldachbrücke, deren älteste Teile von 1846 stammen.

Nach verschiedenen Unwettern und Baugrunduntersuchungen musste fest gestellt werden, dass die Holderenbachbrücke auf jeden Fall ersetzt werden muss. Bei der Goldachbrücke besteht ebenfalls Handlungsbedarf, sind doch die Sandsteine schon arg in Mitleidenschaft gezogen. Seit dem Frühjahr 2014 prüft das Ausserrhoder Tiefbauamt den Ersatz der Brücken am gleichen Ort sowie als Variante den Neubau einer einzigen langen Brücke.



Strassenrechtliches

Im Rahmen der zähen Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Strassenbau Rehetobel - St.Gallen (heutiges Trassee) Bauzeit 1841 bis 1848 ging der Unterhalt beider Holzbrücken in die Pflicht der Gemeinde Rehetobel über. Speicher nahm die Strasse im Klusgonten (heute Zweibrücken) über Speicherschwendi ab, derweil das "Land" (heute Kanton) die Steinbrücke im Klusgonten (Baujahr 1846, die heute noch vom ganzen Verkehr befahren wird) übernahm. Ausgenommen das Strassenstück auf Gemeindegebiet von Speicher (durch Speicherschwendi), hatte Rehetobel die gesamten Baukosten bis St.Gallen (damals Gemeinde Tablat) zu tragen, froh sein müssend, dass Tablat überhaupt die Durchleitung zuliess. Die Steinbrücke erhielt in den Jahren 1920-21 auf gleichem Brückenbogen eine Verbreiterung, weil wegen der Einführung des Postautoverkehrs, anfangs 1920, eine Strassenverbreiterung vorgenommen wurde. Diese Arbeiten wurden mit Notstandskrediten (grosse Arbeitslosigkeit in jenen Jahren) ausgeführt.

Die geologisch bedingt häufigen Erd- und Felsrutschungen führten dazu, dass bereits (2014) Pläne für den Bau einer neuen Brücke konkretisiert wurden.

Text zusammen gestellt von Peter Abegglen aus Auszügen von: ETH-Bibliothek retro.seals.ch, Appenzellische Jahrbücher, Werkkatalog „Gedeckte Holzbrücken“, Homepage der Gemeinde Rehetobel, Appenzeller Kalender 2004 S. 75/76

Literatur Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden III, S. 661 und 691 — Grubenmann, Die Familien Grubenmann, Tab. S. 24 und 25; Beilagen Nrn. 2 und 5. — Vgl. Killer, S. 20.