Anhorn Bartholome

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Appenzeller Chronik

Bartholome Anhorn (1566 - 1642) war von 1623 bis 1626 Pfarrer in Speicher. Ab 1625 verfasste er eine rund 400-seitige Chronik über das Land Appenzell mit einem speziellen Kapitel über den Kirchenbau von Speicher.

Biographische Angaben

Bartholome Anhorn wurde am 1.7.1566 in seinem Heimatort Fläsch geboren und starb am 29. Januar 1642 in Gais. Sein Vater Ulrich war Landwirt, Geschworener und Seckelmeister, seine Mutter war Catharina Adank. Er besuchte die Lateinschule in Chur und ab 1582 studierte er Theologie in Zürich an der Schola Tigurina, der Vorläuferschule der Universität Zürich. 1586 wurde er ordiniert und in die Bündner Synode aufgenommen, was ihm erlaubte, in den Drei Bünden als Pfarrer tätig zu sein.

Seine berufliche Tätigkeit fällt weitgehend in die Zeit des Dreissigjährigen Krieges (1618 - 1648), der neben Machtansprüchen verschiedener Herrscher zusätzlich in den Religionswirren von Reformation und Gegenreformation gründete.

Als Pfarrer in Fläsch (1586-1604, 1606-12) und ab 1596 auch noch in Maienfeld förderte er die Verbreitung der evangelischen Lehre im Bündner Rheintal. 1612 predigte er in der reformierten Gemeinde in Zizers, zwei Jahre später in Trimmis. Dadurch machte er sich bei den Katholiken unbeliebt. 1621 musste er als Anhänger der französisch-venetianischen Partei vor den österreichischen Truppen ins St. Galler Oberland fliehen. Während seiner kurzzeitigen Rückkehr nach Maienfeld (1622) wurden im Gefolge der Bündner Wirren - reformierter Gotteshausbund und Zehngerichtebund mit Maienfeld gegen den katholischen Grauen Bund - österreichische Truppen einquartiert. Die reformierte Bevölkerung wurde vertrieben, unter ihnen Anhorn. Er emigrierte deshalb 1623 nach einjährigem Aufenthalt in Buchs nach Appenzell Ausserrhoden. Dort wirkte er bis zu seinem Tod als Pfarrer, zunächst von 1623-1626 in Speicher, dann bis 1640 in Gais, wo er im Januar 1642 starb.

Bartholome Anhorn war 3 mal verheiratet: 1587 mit Barbara Hochrütner (gest. 1592, 1 Sohn), Tochter des Johannes, Pfarrer in Grabs, 1592 mit Barbara Engeli, Tochter des Benedikt, Ratsherr in St. Gallen und 1623 mit Ursula Tanner, Tochter des Heinrich, Hauptmann in Speicher. Mit Barbara Engeli hatte er 6 Kinder, unter ihnen Daniel Anhorn (1594-1635), den Vater von Bartholmäus d. Jüngeren.

Chronist seiner Zeit

Bartholome Anhorn verbrachte seine letzten zwanzig Lebensjahre zwar ausserhalb seiner Heimat Graubünden, gilt aber dennoch als wichtiger Beobachter und Chronist der Bündner Wirren. Seine Werke gehören zu den bedeutendsten Quellen für die Geschichte Graubündens im frühen 17. Jahrhundert. In seinem ersten historischen Werk "Püntner Aufruhr" (1607) prangerte er Strafgerichte, Ämterkauf, Pensionenunwesen und die Verwilderung der Justiz als Hauptursachen des staatlichen Zerfalls an. Sein Hauptwerk „Graw-Pünter-Krieg" (1603-29) stellt mit seinen detaillierten Schilderungen der Kriegsereignisse eine der wichtigsten Quellen für die Zeit der Bündner Wirren dar. Nach seiner Emigration verfasste er mit der "Appenzeller Chronick" (1625) die erste breitere Darstellung des Landes Appenzell. Sein Manuskript wurde gemäss der Tannerchronik von einem Schreiber namens Freitag abgeschrieben, von der Obrigkeit um 5 Gulden abgekauft und diente Gabriel Walser hundert Jahre später für seine eigene Chronik von 1740 als Grundlage. Schliesslich verfasste er eine (bis 2015 unveröffentlichte) Autobiographie, die bis kurz vor sein Todesjahr reicht. Neben den zeitgenössischen Ereignissen und seinen Lebensstationen sind darin auch seine Predigten erhalten.


Text: Peter Abegglen, September 2017

Quellen: „Historisches Lexikon der Schweiz (Autor J.Jürgen Seidel)“ Wikipedia

Ergänzende Literatur: Lorenz Heiligensetzer, Ursus Brunold (Bearbeiter), Vita Bartholomaei Anhornii, Quellen und Forschung zur Bündner Geschichte, Band 32, 2015, ISBN 978-3-85637-477-8