Torf

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Torfabbau im Flecken und auf dem Sitz

In der Zeit, als der Goldach-Eisstausee existierte, bildete sich in flachen Uferzonen eine sumpfige Flachwasserzone mit torfbildender Vegetation. Das entstandene Moor trocknete nach dem Verschwinden des Sees (etwa vor 18’000 Jahren) schliesslich weitgehend aus und wurde überwachsen.

Torfabbau Wies (im Hintergrund Haus Schönenbühl)

Im Gegensatz zu Torfgebieten wie in Gonten oder im Rheintal sind Torfvorkommen in Speicher flächenmässig klein, nur wenig ergiebig und von minderer Qualität, dennoch wurde auch in Speicher Torf gestochen wie Chronisten berichten. Rechsteiner (um 1810) schreibt: „Torf, oder hier Turben graben wurde angefang. Ao. 1760 circa hier im Wießen Jb. Bruderer u. auf dem Siz wie auch im Mooß zu Bendlehn“. Das heisst: Um 1760 fing ein Jakob Bruderer in der Wies an, Torf abzubauen, ebenso wurde auf dem Sitz und im Moos zu Bendlehn, das etwa die heutigen Gebiete mit den Flurnamen Erlen und Bruggmoos umfasste, Torf gestochen.

Das Torfvorkommen im Sitz steht eher im Zusammenhang mit einem Eisstausee am Ostrand des Rotbachgletschers. Dieser See existierte bedeutend weniger lang als der Goldach-Eisstausee.

Tanner (um 1860) schreibt: „Torf gräbt Althauptmann Eugster seit mehreren Jahren mit Nutzen auf seinem Gute in der Wies“ [Johannes Eugster *1795, Hauptmann1831-1837].

In der Wies wurde gemäss diesen Beschreibungen während mindestens 100 Jahren mehr oder weniger regelmässig Torf abgebaut, letztmals während des zweiten Weltkriegs.

Torfbildung im Flecken

Torf ist eine Ablagerung von Pflanzenresten (organisches Sediment), die sich durch die Zersetzung von abgestorbenen Torfmoosen und anderen torfbildenden Pflanzenteilen bildet. Die Fachwelt unterscheidet verschiedene Moortypen: nach der Herkunft des Wassers (Grundwasser, Niederschlagswasser), der Lage (Hang, ebene Flächen), der moorbildenden Vegetation etc.

Am Ursprung der Torfbildung im Flecken stand die zunehmende und stetige Verlandung flacher Uferpartien des Goldacheisstausees. Es entstand ein Verlandungsmoor mit den Prozessen Verlandung und Zuwachsen, nämlich Ablagerung von Sedimenten als Schlamm auf dem Gewässergrund und Hineinwachsen von Ufervegetation, auch von sogenanntem Schwingrasen im Gewässer. Schwingrasen sind frei über dem Wasser schwimmende Pflanzen aus Moosen und andern Pflanzen, vor allem von solchen, die Ausläufer bilden. Unterhalb des Schwingrasens bildet sich auf dem Gewässergrund Torf. Bedingung ist, dass die Pflanzenreste im sauerstoffarmen Wasser verbleiben, dadurch kann der pflanzliche Kohlenstoff nicht abgebaut (in CO2 umgewandelt) werden, wodurch der kohlenstoffreiche Torf entsteht, der ja bekanntlich als Heizmaterial benutzt wurde.

Durchschnittlich wächst eine Torfschicht um etwa 1 mm pro Jahr, allerdings ist die Torfbildung u. a. abhängig von den Pflanzenarten, den klimatischen Bedingungen, Schwankungen des Wasserstands oder dem Sauerstoffgehalt des Wassers.

Im Gebiet Schönenbühl/Flecken ist die Torfschicht unterhalb der darüber liegenden Humusschicht etwa 1m dick, je nach Lage deutlich dünner oder auch deutlich dicker. Unter der Torfschicht liegen wasserundurchlässige Seeablagerungen (Tone) des Goldach-Eisstausees. Sie verhindern, dass Wasser versickert und so die Torfbildung erschwert oder gar verunmöglicht.


Text: Peter Abegglen, 2025

Quellen
Rechsteinerchronik von 1810
Tannerchronik von 1867
wikipedia.org > verschiedene Beiträge zu Stichworten "Torf" und "Moor"

Link
https://blog.nationalmuseum.ch/2023/11/energietraeger-aus-dem-moor-der-torf/?mtm_campaign=Newsletter&mtm_kwd=24-4