Steinbruch Vögelinsegg

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Vorgeschichte

Der Entscheid von 1900, die neue Trogenerbahn als Strassenbahn von St. Gallen nach Trogen über Vögelinsegg zu führen, verursachte aufwändige Bauarbeiten, denn der Kurvenradius der existierenden Strasse war viel zu eng. Fotos von 1901 zeigen, dass die Strasse über Vögelinsegg um den "Vögelinsegg-Felsen" herumführte und zwischen der früheren Molkerei Forrer (heute «kul – tour» Speicher) und dem ehemaligen Hotel Vögelinsegg in Richtung St. Gallen verlief.
Zur Begradigung der Trassenführung musste der Vögelinsegg-Felsen durchbrochen werden. Zu diesem Zweck erwarb die Trogenerbahn das Grundstück, das bis knapp vor das 1938 erstellte Tobler-Denkmal reichte und welches heute noch den Appenzeller Bahnen gehört.

Bauarbeiten am Durchbruch

Nachdem die definitiven Pläne zur Linienführung erstellt waren, starteten die Bauarbeiten im März 1902 und dauerten bis in den Frühling 1903.

Dabei entstand beim Kulminationspunkt auf Vögelinsegg Platz für eine fakultative Haltestelle. Die damals noch wenigen Autos mussten sich vor und nach dem Fels-Durchbruch nach der Bahn richten, denn ein Kreuzen war wegen des vorhandenen Engpasses kaum möglich.

Kompletter Abtrag des Vögelinsegg-Felsens Richtung Nordosten

Ein weiterer Abtrag des Felsens Richtung Nordosten im Jahre 1906 gab Platz für eine Ausweichstelle. Zudem wurde ein Werkgleis mit Anschluss zur Trogenerbahn erstellt, um das abgetragene Felsgestein vom Steinbruch Vögelinsegg wegzuführen. Etwa 1000m3 Gestein wurden so für den Unterbau des 1914 eingeweihten Nebenbahnhofes in St. Gallen verwendet.

Der Steinbruch blieb so lange in Betrieb, bis der Fels bis auf eine kleine Erhebung beim heutigen Tobler-Denkmal, abgetragen war. Der heute noch existierende Nebenbahnhof wurde durch die Stadt St. Gallen erstellt und ermöglicht dank seinem Perron-Dach und dem Verbindungstrakt einen gedeckten Zugang zu den SBB-Anlagen.

Eine Parkanlage entsteht

Parkplatz 1953 mit Tobler-Denkmal

Der unschöne ehemalige Steinbruch auf Vögelinsegg wurde 1938 endlich aufgehoben und auf seinem Gelände ein kleiner Park mit Denkmal für den Komponisten unseres Landsgemeindeliedes, Johann Heinrich Tobler, geschaffen.
Auf der anderen Seite, zur Bahn hin, kam ein Autoparkplatz zu liegen. Die Gemeinde Speicher verpflichtete sich zur Übernahme des Unterhalts dieser Anlagen.

1952 wurde die Bahn bei Vögelinsegg auf ein Eigentrasse verlegt und die Haltestelle zum ehemaligen Restaurant Rose verschoben, wo auch eine Billett-Verkaufsstelle eingerichtet wurde. Die Verlegung der Vögelinsegg-Haltestelle an den heutigen Standort fand 1972 statt.
Heute finden sich auf Vögelinsegg diverse Sitzgelegenheiten, um die wohl schönste Aussicht Ausserrhodens geniessen zu können.

Platz für Veranstaltungen

Der südwestliche Teil des Vögelinsegg-Felsens, wo sich auch das Schlachtdenkmal befindet, diente bis in die 80er Jahre hinein, jeweils am 1. August dem Turnverein, nebst dem obligaten Höhenfeuer mit Festplatz, auch als Kulisse für spektakuläre Barrenvorführungen.
Hier ein Beispiel mit Lehrkräften Speichers unter Anleitung des Schulhaus-Abwartes Hans Mohn:

Ort für Trainspotter

Unzählige Trainspotter stehen noch heute in der Vögelinsegg-Kurve, um die durchfahrenden Züge zu fotografieren. Die sogenannte Panorama-Strecke der Bahn begeisterte schon früher:
"Denn wer mit offenen Augen und einem wachen Sinn für die Schönheiten der Landschaft von St. Gallen nach Trogen fährt, wird zugeben müssen, dass die Trogenerbahn dem Fahrgast ein ausserordentliches Landschaftsbild zeigen kann. Nur wenige Bahnen können auf so einer kurzen Strecke ein derart abwechslungsreiches Panorama bieten. Wenn ein deutscher Reisender im 18. Jahrhundert begeistert ausrufen konnte, die Vögelinsegg sei der schönste Punkt Europas, so mag diese etwas übertriebene Behauptung doch zeigen, welch nachhaltige Eindrücke begeisterungsfähige Reisende von der Fahrt über Vögelinsegg erhalten können."


Quellen:
Photos: Edy Tanner, Hanspeter Lanker, Fredi Altherr
Video: Ausschnitt aus Festspiel 2003, Oberstufe Speicher Schnitt: Paul Hollenstein
Text: Paul Hollenstein 2025