Nashorn vom Bendlehn

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Aussenseite des Nashornunterkiefers vom Bendlehn im Naturmuseum St. Gallen
Innenseite des Nashornunterkiefers vom Bendlehn im Naturmuseum St. Gallen

Bei Gabriel Rüsch’s „Historisch-geographischer Darstellung des Kantons Appenzell“ findet sich bei der Beschreibung des Weilers Bendlehn folgender Eintrag: [1814 fand man] beim Graben des Fundamentes zu dem Haus von Arzt Lutz, in der Molasse, den verkohlten Kopf eines Rhinoceros incisivus, dessen Kiefer in das Kabinet von Pfarrer Rechsteiner [Johann Konrad Rechsteiner 1797-1858] wanderte.

Besagtes Bruchstück, es ist der rechte Unterkiefer eines Nashorns, war eingebettet in Sandstein. 1842 kam es in die Sammlung von Pfarrer Konrad Rechsteiner und nach dessen Tod fand es zusammen mit weiteren Stücken aus der umfangreichen Sammlung Rechsteiners den Weg ins Naturmuseum St. Gallen.

Nashörner sind Unpaarhufer, wie Pferde oder Tapire. Heute gibt es noch 5 z.T. stark vom Aussterben bedrohte Arten. Vor etwa 23 bis 5 Mio Jahren vor heute, im Miozän, während der Ablagerungszeit der Unteren Süsswassermolasse und der Oberen Meeresmolasse gab es rund 50 Gattungen mit weit über 100 Arten. Vor etwa 6 Mio. Jahren verschwanden im Zusammenhang mit Klimaveränderungen (Abkühlung)die letzten Nashörner in Europa.

Das Nashorn vom Bendlehn[Bearbeiten]

Das Nashorn vom Bendlehn gehörte zur Gattung Diaceratherium, der in Europa dominierenden Gattung. Diese Gattung starb schon vor etwa 16 Mio. Jahren in Europa aus. Übrigens gehört auch der 2014 zwischen Bühler und Trogen gefundene Nashornschädel zur gleichen Gattung, aber wohl nicht zur gleichen Art. Dessen Alter wurde auf 18 Mio. Jahre vor heute datiert. Ein weiterer Fund in Eschenbach SG gehört auch zu dieser Gattung. Rhinozeros incisivus ist ein Synonym für die Art Diaceratherium lemanense.
Bei den Diaceratheriden handelt es sich um Vorfahren von Nashörnern, sie waren nämlich noch hornlos. Sie hatten kurze Beine und dürften einen grossen Teil ihres Lebens halbwegs im Wasser verbracht haben, also in Sümpfen oder Seeufern, die mit Wasser aus den Flusssystemen gespiesen wurden. Mussten sie sich vor Krokodilen in Acht nehmen?

Klima und Landschaft[Bearbeiten]

Die Arten der Gattung Diaceratherium lebten zwischen 25 und etwa 16 Mio. Jahren vor heute. In dieser Zeit wandelte sich das Klima von warm und feucht zu warm und trocken. In den Überschwemmungslandschaften bildeten sich Seen und Sümpfe. Pflanzenfossilien aus jener Zeit lassen den Schluss zu, dass damals ein Klima herrschte, das ähnlich dem heutigen in der Karibik ist, also mit Jahresdurchschnittstemperaturen von um die 20° (heute beträgt das Jahresmittel in St. Gallen 6°). Neben Nashörnern wurden in den Molasseablagerungen Fossilien vieler anderer Tiere gefunden: Hasenartige, Nagetiere, Paarhufer u.a.m.


Quellen:
Berichte der St. Gallischen Naturw. Gesellschaft Band 91, St. Gallen, 2008: „Ein fossiles Nashorn von Eschenbach“ S. 123 ff.
Meteoschweiz: Daten Schweizer Temperaturmittel