Achmühle-Wirtin Paula Roth

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Paula Roth wurde am 12. Juli 1918 in Güttingen TG geboren. Nach der Schule lernte sie den Beruf einer Damen- und Herrenschneiderin, arbeitete aber auch als Serviertochter.

Kauf der Achmühle

Vater Roth war Pferdemetzger und Immobilienhändler und so erwarb er 1940 das tief unten an der Goldach gelegene Gasthaus Achmühle, welches eher Speicher zugewandt ist, aber auf dem Boden der Gemeinde Rehetobel liegt. Dort unten, hinter der unteren Achbrücke treffen alte Wege aufeinander mit Ziel Rehetobel, Speicherschwendi, Eggersriet und St. Gallen. Die ehemalige Mühle mit Bäckerei und Wirtschaft lag für Fussgänger, Säumer und Fuhrleute deshalb am richtigen Ort.

Ein Kuhhandel fürs Wirtepatent

Paula Roth beantragte als Fräulein beim Kanton Ausserrhoden ein Wirtepatent für die Achmühle. Da die Liegenschaft als Bauerngut qualifiziert sei, würde ihr Antrag jedoch nur bewilligt, wenn ein Bauer für die Bewirtschaftung der Gutes verantwortlich sei. Im Gasthaus Krone in Klarsreuti TG, wo Paula als Serviertochter arbeitete, lernte sie Paul Bühler kennen, der im Welschland eine Ausbildung zum Bauern gemacht hatte. Er erfuhr von den Vorgaben für Paulas Wirtepatent, witterte eine Chance und bot Paula an, sie sofort zu heiraten. Obwohl sie einander nicht wirklich kannten, ging Paula auf diesen Kuhhandel ein.

Eine unglückliche Ehe

Mit der Heirat konnte sie wohl das Gasthaus führen, aber ihre Ehe war von Anfang an unglücklich und machte sie krank. Der Mann war faul und überliess seiner jungen Frau die ganze Arbeit. Streitereien waren an der Tagesordnung und wurden von der Schwiegermutter noch geschürt. Paul Bühler war oft abwesend, um Aktivdienst zu leisten. Damit Paula Passanten verpflegen konnte, musste sie für den Einkauf der Lebensmittel jeweils den beschwerlichen Fussweg nach Speicherschwendi hinaufsteigen.

Endlich wieder frei

Die Aachmühle führte sie von 1940 bis 1943. Dann zog sie mit ihrem Mann in den Thurgau zurück, wo sie sich 1945 scheiden liessen. Von der unglücklichen Ehe befreit, aber geplagt von einer Zitterlähmung, zog Paula Roth 1946 wieder in die Aachmühle, diesmal zusammen mit ihrem Vater.

Paula zieht weiter

Als der Vater das Gasthaus 1951 gegen ein neues Spekulationsobjekt im Dorf Rehetobel eintauschte, nahm Paula Roth eine Stelle als Haushälterin des Naturarztes Emil Schneider aus Niederteufen an. Hier kam sie erstmals in Kontakt mit Kräutern, Astrologie und Esoterik; Wissensgebiete, die sie für den Rest ihres Lebens intensiv beschäftigten.

Paula Roth erzählt 1978 über ihr Leben in der Aachmühle:

Endlich Heimat gefunden

Über das Unterengadin führte sie ihr Weg 1962 ins Albulatal, wo sie mit dem Gasthaus «Bellaluna» im bündnerischen Filisur endlich die Heimat ihres Herzens fand. Am 18.4.1988 machten sich drei Männer die einsame Lage der «Bellaluna» zunutze und brachen in das Gasthaus ein. Als Paula Roth einen der Diebe stellte, wurde sie mit 11 Messerstichen tödlich verletzt. Der Mörder und seine Komplizen wurden gefasst und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.


Quelle: https://nossaistorgia.ch/
Text : Paul Hollenstein 2025
Videoschnitt : Paul Hollenstein